# taz.de -- Vorwürfe gegen Shell: Verseuchung im Nigerdelta dauert an | |
> Amnesty International wirft Shell vor, vorsätzlich falsche Angaben über | |
> die Erdöl-Aufräumarbeiten in Nigeria gemacht zu haben. | |
Bild: Ein Blick genügt, um die Ölverschmutzung in Teilen des Nigerdeltas zu e… | |
Berlin taz | Das Erdölunternehmen Shell lügt, was die Säuberungsarbeiten im | |
Nigerdelta betrifft. Das behaupten Amnesty International und das Zentrum | |
für Umwelt, Menschenrechte und Entwicklung (CEHRD) in ihrem am Dienstag | |
veröffentlichten Bericht [1][“Clean it up“] (pdf). | |
Shell hatte in der Vergangenheit versichert, vier durch die Erdölförderung | |
des Konzerns stark kontaminierte Gebiete gereinigt zu haben – eines davon | |
bereits vor über 40 Jahren. Im Bericht hingegen heißt es, die | |
Verschmutzungen seien weiterhin mit bloßem Auge sichtbar, | |
Reinigungsarbeiten hätten allenfalls oberflächlich stattgefunden. Vertreter | |
von Amnesty International waren vor Ort und hatten unter anderem mit den | |
dort lebenden Menschen Gespräche geführt. | |
Mark Dummett ist einer der Experten. Er fordert, Shell müsse die Gebiete | |
sofort säubern, sieht aber einen Teil der Verantwortung auch bei der | |
nigerianischen Regierung. „Mit den Verschmutzungen gehen zahlreiche | |
Menschenrechtsverletzungen einher“, sagte er. „Und es ist Aufgabe der | |
Regierung Nigerias, diese zu verhindern.“ Trotzdem habe diese in der | |
Vergangenheit immer wieder bescheinigt, dass die Regionen sauber seien. | |
Laut dem Bericht beauftragt Shell Subunternehmen mit der Reinigung der | |
Fördergebiete. Nach Abschluss der Arbeiten stellt eine nationale Behörde | |
ein Zertifikat über die Sauberkeit des jeweiligen Gebiets aus. | |
Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (Unep) hatte die Gebiete in | |
Ogoniland neben vielen anderen bereits [2][2011 als stark vergiftet | |
eingestuft] (pdf). Sie schätzte die Kosten für die Beseitigung der | |
Umweltschäden bis 2041 auf 1 Milliarde US-Dollar. Ziel des Berichts der | |
Nichtregierungsorganisationen war es nun, den aktuellen Stand zu | |
dokumentieren. „Das ist eigentlich Aufgabe von Shell“, fügte Drummett | |
hinzu. „Hier muss es wesentlich mehr Transparenz geben.“ | |
## Shell schweigt zu den Vorwürfen | |
Shell International erklärte auf die Anfrage der taz, man brauche mehr Zeit | |
für eine Stellungnahme, die Vorwürfe seien komplex. Der Konzern habe sich | |
aber nach dem Unep-Bericht verpflichtet, die Schäden in der Region zu | |
beseitigen. Der Nachrichtenagentur AP zufolge hatte Shell Nigeria zuvor die | |
Vorwürfe zurückgewiesen. | |
In den veralteten Anlagen gibt es immer wieder Lecks. Laut Amnesty hat sich | |
Shell seit 2007 zu 1.700 Ölunfällen in der Region bekannt. Erst im Januar | |
hatte der Konzern für zwei Unfälle aus dem Jahr 2008 rund 70 Millionen Euro | |
Schadenersatz an Bauern und Fischer gezahlt. | |
4 Nov 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://www.amnesty.be/IMG/pdf/afr_44_2746_2015_final.pdf | |
[2] http://postconflict.unep.ch/publications/OEA/UNEP_OEA_ES.pdf | |
## AUTOREN | |
Jonas Seufert | |
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