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# taz.de -- Manager über sein Design-Hotel: Renaissancekunst in Nigeria
> Tein George liebt europäische Kunst und stellt sie großformatig für seine
> Gäste in seinem nigerianischen Design-Hotel aus.
Bild: Der Hotelbsitzer Tein George ist Direktor einer Firma in Port Hartcourt, …
taz.am wochenende: Tein George, betritt man Ihr Hotel fühlt man sich –
mitten in Lagos – wie in einer Oase für europäische Renaissancekunst.
Welches Konzept verfolgen Sie damit?
Tein George: Europäische Kunst war immer meine Leidenschaft, ich habe
Bildende Kunst studiert – aber fast hätte ich auch Architektur studiert. In
meinem Boutique-Hotel verbinden sich diese Interessen. Boutique-Hotels
definieren sich ja immer über Themen. Nun gibt es zwar außerordentlich
interessante nigerianische Kunst, viele begabte zeitgenössische Künstler.
Es wäre naheliegend gewesen, mich darauf zu konzentrieren. Aber ich habe
mich für die Kunst der euroVerseuchung im Nigerdelta dauert anpäischen
Renaissance entschieden, weil ich hier eine ausreichende Anzahl von
Gemälden und Stichen fand, die ich für mein Vorhaben brauchte.
Was ist Ihr kuratorisches Konzept?
Meine südafrikanische Innenarchitektin Maurette van Eyssen und ich haben
mit renommierten Kunstprofessoren zusammengearbeitet. Wir haben ihnen
gesagt, wonach wir suchen und sie haben Vorschläge gemacht. Unsere Vorgabe
war, dass die Maler, auf die wir uns konzentrieren wollten, ein Gesamtwerk
hinterlassen haben, das umfangreich genug ist, die Wandflächen unseres
Hotels zu füllen. So sind wir auf Caravaggio, Pieter Breugel den Älteren,
Michelangelo und Leonardo da Vinci gekommen. Insgesamt haben wir rund 100
Gemälde und Stiche ausgewählt. Dann haben wir Künstler in Südafrika, den
USA und Kanada damit beauftragt, sehr gute Kopien oder Drucke von den
Stichen anzufertigen. Erstklassige Leute, die wir gut bezahlt haben. Das
war eine echte Investition! Die Originale konnten wir uns natürlich nicht
leisten, viele kann man gar nicht kaufen. Wir haben die Kopien, jeweils mit
für unser Vorhaben passenden Größenvorgaben in Auftrag gegeben.
Auf mich als Europäerin wirkt dieses Konzept überraschend – erst recht,
wenn man zum ersten Mal, von draußen, aus einer ganzen anderen Welt kommt
und das Hotel betritt. Welchen Effekt wollen Sie mit der Thematik der
Renaissancekunst bei Ihren Gästen erzielen?
Worauf es mir zuallererst ankam, war das Erschaffen eines sehr komfortablen
Ambiente. Ich habe mich dabei von vielen europäischen Hotels inspirieren
lassen, die ich besucht habe – besonders in Frankreich, in Nizza. Mir liegt
daran, dass sich unsere europäischen Gäste bei uns zu Hause fühlen,
genauer: wie in Europa.
Sie beschreiben den gewünschten Effekt auf Ihre europäischen Gäste – was
aber ist der ,appeal‘ für Ihre nigerianischen Gäste?
Nun: Nigerianer kommen zu mir und fragen mich: „Bin ich hier wirklich noch
in Nigeria? Wieso haben Sie keine nigerianische Kunst ausgewählt?“ Ich
wollte eine klare Linie, die storyline meines Konzepts wäre durcheinander
geraten, hätte ich mich nicht auf ein Thema konzentriert.
Was ist denn die Botschaft dieser Geschichte?
Dass es in meinem Hotel, hier in Lagos, einen ebenbürtigen Service, Luxus,
Komfort und vor allem auch einen vergleichbaren Sicherheitsstandard wie in
jedem europäischen Hotel unserer Kategorie gibt. Und mein Vergleichsmaßstab
sind die besten Hotels der Welt.
Sicherheit und Luxus erklären aber noch nicht den Bezug zur europäischen
Kunst?
Dann erzähle ich Ihnen von einem nigerianischen Gast, der sich in Rom gut
auskennt. Als er zum ersten Mal in mein Hotel kam und ein
Caravaggio-Gemälde erblickte, war er wie vom Donner gerührt. Er wollte das
Hotel gar nicht mehr verlassen, so begeistert war er. So geht es
zahlreichen Nigerianern, die ein Faible für europäische Kunst haben.
Wie verhält sich die Auswahl der Gemälde zu dem Gesamtkonzept der
Inneneinrichtung?
Die Linie der klassischen Eleganz. Ich habe auf alles verzichtet, was man
nach einigen Wochen satt hat. Sie finden in unserem Haus kein einziges
Element in der Inneneinrichtung, das betont modern oder ausgeprägt
traditionell ist. Vom Kronleuchter bis zum Bezugstoff der Sofas haben wir
auf klassische, zeitlose Eleganz gesetzt. Das ist für mich die Kunst der
Renaissance in ihrer Essenz – man wird ihrer nicht müde. Nach diesem
Prinzip habe ich auch die einzelnen Gemälde ausgesucht. In meiner
Kollektion finden sich keine Gemälde mit religiösen Motiven, die in der
Renaissance ja durchaus verbreitet waren: Jesusbilder, Kreuzigungsbilder
und so weiter. Ich habe nur Bilder mit universellen Motiven ausgewählt, die
Christen, Muslime, Atheisten und Anhänger traditionellen Glaubens
gleichermaßen würdigen können.
Das Hotel liegt im Herzen von Lagos – einer Stadt, die nicht wirklich für
ihre Museenlandschaft berühmt ist. Ist es auch Ihre Absicht, eine
kulturelle Lücke zu füllen?
Ja, in diesem Hotel ist es den Bürgern von Lagos möglich, wunderschöne
europäische Kunst zu genießen. Aber ich möchte noch darüber hinausgehen und
betonen, dass wir in diesem Haus auch kunsterzieherische Aufgaben
wahrnehmen werden. Derzeit ist ein Katalog in Arbeit, in dem es zu jedem
einzelnen Gemälde unserer Kollektion Namen, Entstehungsgeschichte und ein
paar Informationen zur Biografie des Malers geben wird. Das ist mein
Beitrag zum Kulturleben unserer Stadt, zur Erbauung ihrer Bewohner.
21 Dec 2015
## AUTOREN
Dorothee Wenner
## TAGS
Nigeria
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