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# taz.de -- Nach dem Putsch in Niger: Keine Einigung auf Intervention
> Bei ihren Gipfeltreffen setzt die Westafrikanische
> Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas weiter auf Sanktionen. Eine Standby-Truppe
> soll es dennoch geben.
Bild: Anhänger der Putschisten demonstrieren gegen Sanktionen der Ecowas in Ni…
Cotonou taz Das Treffen der Staatschefs der Westafrikanischen
Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in Nigerias Hauptstadt Abuja zur
Entwicklung nach dem Putsch in Niger war mit Spannung erwartet worden. Das
Ergebnis, das Nigerias Präsident und Ecowas-Vorsitzender Bola Tinubu
bekannt gab, ist jedoch eher die Betonung des Status Quo. In den
vergangenen Tagen war längst klar geworden, dass die zwölf noch
stimmberechtigten Staaten kein ernstes Interesse an einer militärischen
Intervention haben. Deshalb betont Tinubu, man wolle alle Beteiligten in
Gespräche einbeziehen.
Betont wird allerdings nicht mehr, den am 26. Juli festgesetzten
Präsidenten Mohamed Bazoum wieder einsetzen zu wollen. Das schien bereits
nach der Bekanntgabe der Junta, eine [1][Übergangsregierung] gebildet zu
haben, unmöglich zu werden. Ziel ist nun Bazoums Freilassung. Mit Frau und
Sohn wird er gefangen gehalten und soll keinen Zugang mehr zu fließendem
Wasser haben. Auf seine Freilassung pochen neben Ecowas und den Vereinten
Nationen auch Menschenrechtsorganisationen.
Unterstützung für ihre Haltung bekommt die [2][Ecowas] von US-Außenminister
Antony Blinken, der seinen Zuspruch twitterte, aber auch von der einstigen
Kolonialmacht Frankreich, die im Sahel scharf in der Kritik steht.
Einen Teil der Drohkulisse behält die Ecowas trotzdem bei. Von einem
erneuten Ultimatum mit möglicher militärischer Intervention ist keine Rede
mehr.
## Verheerende Auswirkungen
Anna Schmauder, Sahel-Forscherin von der Berliner Denkfabrik Global Public
Policy Institute: „Eine Mobilisierung der Standbye-Force würde aller
Voraussicht nach noch einige Zeit in Anspruch nehmen und benötigt
zusätzlich ein Mandat der Afrikanischen Union. Deren Ultimatum läuft an
diesen Sonntag ab, doch in ihren bisherigen Mitteilungen liegt der Fokus
auf einer Freilassung des noch immer festgesetzten Präsidenten Mohamed
Bazoum. Eine Unterstützung der Ecowas-Intervention ist bislang noch nicht
bestätigt.“
Eine Standbye-Force der Ecowas sollen die Militärchefs trotzdem zusammen
stellen. Auch Sanktionen wie Grenzschließungen, Reiseverbote und das
Einfrieren von Vermögenswerten werden weiter aufrechterhalten.
Genau diese Druckmittel hatten vor dem Gipfel 16 nichtstaatliche
Organisationen kritisiert. Die Kombination aus Sanktionen und Konflikten im
bereits geschwächten Staat Niger kann verheerende Auswirkungen für die
Menschen haben. Nach UNO-Angaben waren bereits vor dem Putsch mehr als 4,3
Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Steigende Preise und
knapper werdende Nahrungsmittel verstärken diese Probleme noch.
## Zwischenlandung in Dakar
Geäußert hat sich der „Nationalrat zur Rettung des Vaterlandes“ (CNSP)
bisher noch nicht. Bereits vor dem Gipfel hatte die Junta deutlich gemacht,
sich nicht um die Ecowas und weitere Vermittlungsversuche zu kümmern.
Vergangene Woche ließ sie eine Delegation aus Nigeria abblitzen. Erst am
Tag vor dem Ecowas-Gipfel kam es zu einem Gespräch mit dem ehemaligen Emir
von Kano, Sanusi Lamido Sanusi.
Unterdessen heißt es, dass der Abzug der Bundeswehr aus Mali über Senegal
laufen kann. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel wurde mit
der Regierung vereinbart, dass Transportflugzeuge bei der Rückverlegung aus
dem Norden Malis in der Hauptstadt Dakar zwischenlanden können. Dort könne
Material abgeladen oder getankt werden.
Nach dem [3][Ende der Minusma (UN-Mission in Mali)] war ursprünglich
geplant, den Abzug über Niger zu organisieren. Bazoum hatte betont, dass
die Minusma wichtig zur Stabilisierung aller Sahel-Länder sei.
Nach dem Militärputsch hatte es Gespräche mit anderen Ländern der Region
über Alternativen gegeben. Senegals Präsident Macky Sall gilt seit seinem
Amtsantritt 2012 als wichtiger Ansprechpartner in der Region für
europäische Staaten. Senegal war der erste Staat, den Olaf Scholz als
Bundeskanzler besucht hatte.
11 Aug 2023
## LINKS
[1] /Junta-ernennt-Premierminister/!5949294
[2] /Wirtschaftsgemeinschaft-Ecowas/!5949067
[3] /UN-Truppen-in-Mali/!5941656
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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