# taz.de -- Erfolg der Putschisten in Niger: Bye-bye, Bazoum | |
> Welche Eingreiftruppe könnte leisten, wovon jene, die bereits vor Ort | |
> sind, die Finger lassen? So traurig es ist, Niger gehört den Putschisten. | |
Bild: Heute harrt Bazoum im Keller seines Präsidentenpalasts aus | |
Nein, es wird wohl [1][keine Militärintervention in Niger] gegen den | |
Militärputsch und zur Wiedereinsetzung des gewählten Präsidenten Mohamed | |
Bazoum geben. Westafrikas militärische Drohkulisse stellt sich als das | |
heraus, was sie immer war: eine Kulisse eben. Dahinter verbarg sich – | |
nichts. | |
Die Ecowas-Eingreiftruppe, die jetzt in Bereitschaft versetzt werden soll, | |
existiert nur auf dem Papier. Stattdessen schickt Nigeria nach Niger | |
religiöse Unterhändler. Aus Nigeria gab es anfangs auch Drohungen, den | |
Putschisten werde Hören und Sehen vergehen, wenn sie sich nicht fügen; | |
heute bittet man sie höflich, auf Kundgebungen keine nigerianische Flaggen | |
zu verbrennen. | |
Nigers Putschisten haben die Macht, sie sind die Verhandlungspartner, mit | |
ihnen muss eine Lösung gefunden werden. Und Bazoum? Sein Schicksal | |
schrumpft von einer politischen zu einer humanitären Frage. International | |
wird nur noch Bazoums Freilassung gefordert, nicht seine Wiedereinsetzung. | |
Man wünscht sich eine Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung in | |
Niger, aber der Name Bazoum fällt dabei nicht. | |
Man sorgt sich nur noch um sein Wohlergehen im Keller seines | |
Präsidentenpalastes, wo er unter Arrest der eigenen Garde sitzt. Und man | |
fordert für ihn nicht mehr die Macht, sondern Lebensmittel, Medikamente, | |
Strom. Im bitterarmen Niger wären Lebensmittel, Medikamente und Strom für | |
alle Menschen eine gute Sache. | |
So zeichnet sich nun ein schmutziger Deal ab: Gebt uns Bazoum lebend und | |
versprecht eine Rückkehr zur Demokratie, irgendwie und irgendwann, und im | |
Gegenzug lassen wir euch in Ruhe. Eine andere Wahl hat die internationale | |
Staatengemeinschaft auch gar nicht. Einmarsch in Niger? Tausende | |
französische und US-amerikanische Truppenangehörige sind schon da, auch | |
Spezialkräfte. | |
## Die zivile Demokratie hat in Niger verloren | |
Welche denkbare Eingreiftruppe könnte leisten, wovon jene aus guten Gründen | |
die Finger lassen? Und sollten die ausländischen Kontingente vor Ort | |
Geiseln des nigrischen Militärs werden und im Falle einer westlichen | |
Befreiungsaktion Russlands Wagner-Kämpfer zur Unterstützung der Junta | |
einrücken, beginnt dann ein dritter Weltkrieg? In Niger? Die Vorstellung | |
ist in der afrikanischen Diskussion nicht so abartig, wie es in Europa | |
scheint. | |
Die zivile Demokratie hat in Niger verloren wie schon in Mali, Guinea und | |
Burkina Faso. Damit muss man sich abfinden. Die Putschisten werden in all | |
diesen Ländern nichts besser machen als ihre zivilen Vorgänger. Das werden | |
die Bevölkerungen dieser Länder alsbald merken. Es wird neue Revolten | |
geben, und die Generäle werden irgendwann vor der Wahl stehen, ihr eigenes | |
Volk zu massakrieren oder zurückzutreten. Der Rest der Welt sollte für | |
diesen Moment bereitstehen und sich rechtzeitig mit den demokratischen | |
Kräften der Sahelländer darüber verständigen, was dann zu tun ist. Aber | |
jetzt ist nicht dieser Moment. So traurig das für Mohamed Bazoum ist. | |
13 Aug 2023 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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