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# taz.de -- Abgeordnetenhauswahl 2026: Gerade ist der Kai wirklich einsam
> Viel Spekulation, viele offene Fragen bei Grünen, SPD und Linkspartei:
> Allein bei der CDU steht der Spitzenmann für die Berlin-Wahl 2026 schon
> fest.
Bild: Dort kann nur einer regieren – oder eine: Das Rote Rathaus, Ziel der Be…
Bettina Jarasch ist also angeblich die Frau, mit der die Grünen [1][als
Spitzenkandidatin in die Abgeordnetenhauswahl am 20. September 2026 gehen
wollen]. Genauer: wieder gehen wollen. Denn Jarasch war bereits 2021
Spitzenkandidatin und auch bei der Wiederholungswahl im Februar 2023. So
schnell die angebliche Entscheidung bei der Klausurtagung der Grünen
vergangenes Wochenende kursierte, so schnell ordnete sie Jarasch gegenüber
der taz als „Spekulation“ ein.
Nur zwei Tage später saßen [2][bei der Pressekonferenz nach der
Senatssitzung] am Dienstag zwei Politikerinnen nebeneinander, die zwar
nominell Parteifreundinnen sind, de facto aber Konkurrentinnen um die
SPD-Spitzenkandidatur. Denn nicht nur Fraktionschef Raed Saleh ist dafür im
Gespräch, sondern auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey und
Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe. Manche sagen: Das macht sich auch im
Senat bemerkbar, weil Kiziltepe dort die linke Fahne hochzuhalten versuche,
wo sie mit deutlichem Abstand zu Giffey weht. In der Frage der
Ausbildungsplatzabgabe beispielsweise gelten die beiden als zerstritten.
Die Linkspartei wiederum scheint noch weiter von einer Einigung auf jene
Person entfernt, die sie in den Wahlkampf führt. Dazu wäre erstmal zu
klären: Wen soll sie denn anführen? Eine Partei, die in den vergangenen 23
Jahren fast 16 Jahre lang mitregiert hat, einen Landesverband, in dem die
sogenannten Regierungslinken den Ton angeben? Oder einen, der gar nicht
unbedingt regieren will, einen, in dem der Anteil der Bewegungslinken stark
gestiegen ist? [3][Zu Jahresbeginn hatte die Berliner Linke noch 8.300
Mitglieder], zuletzt waren es fast doppelt so viele. Unklar ist bislang,
wie viele sich davon tatsächlich in der Partei engagieren und versuchen
werden, Einfluss auf die Personalauswahl zu nehmen.
Und so ist die CDU unter den Parteien, die realistische Chancen haben, den
Chef oder die Chefin im Senat zu stellen, in einer kommoden Lage. Sie
braucht über die Frage der Spitzenkandidatur keine Debatten zu führen. Kai
Wegner ist nicht Joe Biden, dem erst nahe gelegt werden musste, von einer
erneuten Bewerbung abzusehen. Die CDU ist unter seiner Führung weiter die
mit Abstand stärkste Partei in Berlin. Dass er auch nächstes Jahr
Spitzenkandidat ist, gilt als unstrittig.
## CDU führt in Umfragen mit Abstand
Weil Wegner somit noch allein auf dem Parkett der Spitzenkandidaten ist,
passt nun mit zweieinhalbjähriger Verspätung doch noch eine Bemerkung von
SPDler Saleh über ihn. Der nannte Wegner im Januar 2023 den „einsamen Kai“,
weil ihm angeblich die Koalitionspartner fehlen würden – was wenige Wochen
später nach der Wahl ganz anders aussah.
In der jüngsten Umfrage lagen die Berliner Christdemokraten zwar drei
Prozentpunkte unter ihrem Wahlergebnis von 2023, aber mit 25 Prozent noch
deutlich vor der zweitplatzierten Linkspartei, die auf 19 Prozent kam. Das
Problem der CDU sind derzeit nicht fehlende Prozente, sondern schwächelnde
Grüne und Sozialdemokraten, die in Teilen eine Rückkehr zu einem
Linksbündnis wie von 2016 bis 2023 favorisieren.
Sich nicht noch auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin einigen zu
müssen, erspart einer Partei merklich Stress und interne Konflikte, die
nach außen hin wenig anziehend wirken. In der Zeit, in der sich etwa die
SPD mit der Frage beschäftigt, ob Raed Saleh nach inzwischen bald 14 Jahren
als Fraktionschef nicht mal als Spitzenkandidat dran wäre, kann die CDU an
ihrem inhaltlichen Profil arbeiten.
Besonders bei den Grünen wird es absehbar darum gehen, möglichst gut in die
Köpfe der Wählerschaft schauen zu können: Wie nehmen die rund 2,5 Millionen
Wahlberechtigten die angeblich bereits inoffiziell gekürte Bettina Jarasch
wahr? Als die Frau mit den dunklen Locken, die bei zwei Wahlen auf vielen
Plakaten zu sehen war, aber danach nicht Regierungschefin im Roten Rathaus
wurde? Als Verliererin also?
## Grünen-Parteitag lehnte Mitgliederbefragung ab
Nehmen sie Jarasch als die Frau wahr, unter deren Führung die Grünen ihre
besten Wahlergebnisse überhaupt im Land holten und 2023 beinahe erstmals
bei einer Berlin-Wahl vor der SPD lagen? [4][Nur 53 Stimmen trennten die
beiden Parteien]. Oder als jene Kandidatin, mit der die Grünen von teils
weit höheren Umfrageergebnissen [5][von bis zu 27 Prozent auf rund etwas
mehr als 18 Prozent am Wahltag abrutschten?] Für so etwas gibt es
Befragungen, Fokusgruppen und weitere Methoden. Am Ende aber bleiben es
Annahmen – und die Hoffnung, nicht falsch zu liegen.
Der Grünen-Kreisverband Mitte hatte Ende 2024 bei einem Landesparteitag
[6][eine Mitgliederbefragung angeregt], sich aber nicht durchsetzen können.
Man werde die Partei auch so ausreichend beteiligen, hieß es sinngemäß von
den führenden Köpfen, bevor größtenteils in sich zusammenbrechende Vorwürfe
gegen den damaligen Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar und [7][der
Umgang der Partei mit ihm] lange alles andere überdeckten.
Kai Wegners persönlicher Vorteil in diesen Monaten, in denen sich
mutmaßlich auch öffentlich Bewerber der anderen Partei fetzen könnten: Er
kann weiter so auftreten wie seit Amtsantritt, eine Art Stadtpräsident
geben und trotz CDU-Landesvorsitz über den Parteien zu schweben versuchen.
Alle anderen müssen versuchen, größere Blessuren ihrer innerparteilichen
Gegner zu vermeiden – sie brauchen sie und ihre jeweilige Anhängerschaft
nämlich spätestens im Wahlkampf noch.
4 Jul 2025
## LINKS
[1] /Klausur-der-Berliner-Gruenen-Fraktion/!6096936
[2] /Alleingang-im-Berliner-Senat/!6094644
[3] https://dielinke.berlin/presse/detail/mitgliederrekord-berliner-linke-hat-e…
[4] https://www.wahlen-berlin.de/wahlen/BE2023/AFSPRAES/agh/index.html
[5] https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/berlin.htm
[6] /Abgeordnetenhauswahl-2026/!6053270
[7] /Gruenen-Politiker-Stefan-Gelbhaar/!6064359
## AUTOREN
Stefan Alberti
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