# taz.de -- Alleingang im Berliner Senat: Licht und Schatten für Kiziltepe | |
> Die schwarz-rote Landesregierung beschließt mehr Schutz sexueller | |
> Identität, aber keine neue Ansprechperson bei antimuslimischem Rassismus. | |
Bild: Vor dem CSD 2024 zeigten sich die Organisatoren vom Senat enttäuscht. Nu… | |
Berlin taz | Es hätte eigentlich ein guter Termin für Sozialsenatorin | |
Cansel Kiziltepe (SPD) werden sollen, die in der schwarz-roten Regierung | |
auch für Antidiskrimierung und Vielfalt zuständig ist. Denn kurz bevor sie | |
am Dienstag im Roten Rathaus vor Journalisten sitzt, hat der Senat auf ihre | |
Vorlage hin beschlossen, im Bundesrat eine Grundgesetzänderung zu | |
beantragen und sexuelle Identität unter Schutz zu stellen. | |
Doch in der Pressekonferenz kommt auch heraus: Kiziltepe ist in der | |
Senatssitzung mit einem Vorstoß gescheitert, eine Ansprechperson zur | |
Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus durchzusetzen. | |
Die nun beschlossene Bundesratsinitiative hatte Regierungschef Kai Wegner | |
(CDU) schon 2023 in seiner Eröffnungsrede beim Christopher Street Day (CSD) | |
versprochen. CDU und SPD hatten das auch [1][in ihrem kurz zuvor | |
beschlossenen Koalitionsvertrag festgeschrieben]. Weil daraus aber bis zum | |
nächsten CSD nichts wurde und Kai Wegner sich durch die Organisatoren unter | |
Druck gesetzt sah, fiel eine erneute Eröffnung durch den Regierungschef im | |
vorigen Jahr aus. Wegner nahm aber trotzdem teil und [2][will das auch in | |
diesem Jahr tun]. | |
Wenige Wochen vor dem diesjährigen CSD am 26. Juli löst Wegner sein | |
Versprechen nun ein. [3][Im Grundgesetz steht in Artikel 3] bislang: | |
„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, | |
seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner | |
religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt | |
werden.“ | |
## Unterstützung durch andere Länder ist noch offen | |
Dort „sexuelle Identität“ einzufügen, will der Senat laut Kiziltepe in der | |
Bundesratssitzung am 11. Juli beantragen. Auf die Frage, welche der anderen | |
15 Bundesländer schon Zustimmung angekündigt hätten, konnte die Senatorin | |
kein einziges Land nennen. | |
Unabhängig von der Bundesratsinitiative hatte Kiziltepe noch vor Beginn der | |
Senatssitzung per Pressemitteilung eine Ansprechperson zur Bekämpfung von | |
antimuslimischem Rassismus vorgestellt und auch bereits namentlich benannt | |
– und zwar nicht allein namens ihrer Senatsverwaltung, sondern namens des | |
Landes Berlin. | |
Solch ein Posten ist jedoch nicht im Koalitionsvertrag vereinbart und war | |
auch kein Thema in der vorbereitenden Staatssekretärsrunde am Montag, so | |
die Senatssprecherin Christine Richter. Kiziltepe soll das auch nicht in | |
der Vorbesprechung der SPD-Senatoren am Dienstag angekündigt haben. Laut | |
Sitzungsteilnehmern zeigten die SPD-Senatorinnen Franziska Giffey und Iris | |
Spranger erkennbar ihren Unmut über ihr Vorgehen. | |
„Es gibt diese Ansprechperson nicht“, so Richter. Kiziltepe sprach davon, | |
dass es noch „Klärungsbedarf“ gebe. Sie ließ zwar ihre Pressemitteilung | |
zurückziehen, hält aber an ihrem Ziel fest: „Ich bin überzeugt, dass wir | |
eine Ansprechperson brauchen.“ | |
1 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.berlin.de/rbmskzl/politik/senat/koalitionsvertrag/ | |
[2] /CSD-in-Berlin/!6091452&s=CSD+Wegner/ | |
[3] https://www.bundestag.de/parlament/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz#1 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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