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# taz.de -- Untersuchung des VCD: Autos machen Schulwege unsicher
> Gefahrlos zur Schule zu kommen, das ist für viele Kinder noch immer
> schwierig. Wo die größten Gefahren lauern – und wie die Straßen sicherer
> würden.
Bild: Keine Rücksicht auf Verluste, und erst recht nicht auf die Kinder
Berlin taz | Der Straßenverkehr auf dem Schulweg ist für viele Kinder noch
immer gefährlich – oft sind es Autos, die eine Bedrohung darstellen. Das
ist das Ergebnis einer Untersuchung, die der ökologische Verkehrsclub VCD
am Donnerstag zusammen mit der [1][Initiative für sichere Straßen]
veröffentlicht hat. Bundesweit haben die Organisationen 21.083
Gefahrenstellen ausgewertet.
In den meisten Fällen ging die Gefahr von motorisierten Fahrzeugen aus.
Autos wurden an 85 Prozent der Stellen und so mit deutlichem Abstand als
größte Bedrohung genannt. Mit 48 Prozent waren Lkws die zweitgrößten
Gefährder. Besonders gefährdet wiederum waren Fahrradfahrer:innen und
Zufußgehende.
[2][Für die Untersuchung] konnten Eltern, Kinder und andere interessierte
Menschen dem VCD melden, auf welchen Schulwegen welche Gefahren lauern.
Zwischen Juni und August trugen die Teilnehmer:innen 5.346-mal
gefährliche Orte in eine Onlinekarte ein. Die flossen zusammen mit
Meldungen, die schon in den letzten fünf Jahren auf der Plattform
schulwege.de eingegangen waren, in die Auswertung ein.
So kamen die Organisationen auf insgesamt 54.272 Meldungen, die sich auf
21.083 Gefahrenstellen bezogen – einige Orte kamen also in mehreren
Meldungen vor. Die Teilnehmer:innen stammen aus allen 16 Bundesländern,
die mit Abstand meisten Meldungen – 24.745 – wurden in Nordrhein-Westfalen
gemacht.
## Häufigste Todesursache im Verkehr: zu schnelles Fahren
Online konnten die Befragten auch angeben, welche Art der Gefahr sie
wahrgenommen haben und wie genau die Gefahr zustande kam. In allen
Kategorien waren Mehrfachnennungen möglich. Demnach wurde es am häufigsten
dann gefährlich, wenn sich Fahrende fehlverhalten, etwa falsch parken. Oder
dann, wenn die Verkehrsteilnehmer:innen keine gute Sicht hatten – an
Kurven, Einmündungen, durch Büsche oder andere Hindernisse.
Geschwindigkeitsüberschreibungen lösten in 23 Prozent der Fälle eine
Gefahrensituation aus.
Kinder zählen im Straßenverkehr zu den Gruppen, die besonders gefährdet
sind. Autos wachsen im Durchschnitt, [3][ihre Motorhauben werden immer
höher] – Kinder werden mit immer höherer Wahrscheinlichkeit übersehen.
Außerdem gilt: Je höher die Motorhaube, desto höher die Wahrscheinlichkeit,
dass Kinder lebensbedrohlich verletzt werden, wenn ein Auto sie mit der
Motorhaube erfasst.
Die häufigste Todesursache im Straßenverkehr ist zu schnelles Fahren, wie
die [4][Verkehrsunfallstatistik der Versicherung Allianz Direct für das
Jahr 2023] zeigt. Auf Schulwegen ereigneten sich 2024 laut der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung [5][mehr als 87.000 Unfälle]. So bringen
immer mehr Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule, wie aus Umfragen des
ADAC hervorgeht. Ein Teufelskreis: Sie wollen ihren Nachwuchs vor Gefahren
im Verkehr schützen – und schaffen selbst mehr Verkehr, der potenziell
gefährlich werden kann.
„Wir brauchen Tempo 30 innerorts, eine sichere, kinderfreundliche
Infrastruktur und Schulstraßen, wenn wir die Vision Zero – also null Tote
im Straßenverkehr – erreichen wollen“, fordert deshalb Anika Meenken,
VCD-Sprecherin für Radverkehr und Mobilitätsbildung. Sogenannte
Schulstraßen sind morgens zu Schulbeginn und nachmittags, wenn die Schule
endet, für Kraftfahrzeuge gesperrt.
## Berlin dreht Tempo 30 zurück
Kommunen können zum Beispiel vor Schulen, Kitas oder Spielplätzen einfacher
Tempo 30 einführen, seit 2024 die Reform des Straßenverkehrsrechts in Kraft
getreten ist. Dennoch geht der Berliner Senat derweil einen anderen Weg.
Auf 22 Hauptstraßen galt seit einigen Jahren Tempo 30, nun aber will die
Stadt dort zurück zu Tempo 50. Die Luft dort war so schadstoffbelastet,
dass 2019 das schärfere Tempolimit Abhilfe schaffen sollte.
Tatsächlich wurde die Luft besser – Tempo 30 sei deshalb nicht mehr nötig,
sagt der Senat. Dabei zeigt eine Auswertung des Fußverkehrsvereins FUSS,
dass die Straßen dort mit Tempo 30 auch deutlich sicherer wurden. 2018 gab
es demnach auf den 22 Straßen 157 Verkehrsunfälle mit Verletzten. 2024
waren es 100. Die Gesamtzahl der Unfälle in Berlin ging deutlich weniger
zurück. Laut FUSS soll sich die Hauptstadt an Metropolen wie Paris oder
Helsinki halten, wo kaum noch Tempo 50 gilt. In Helsinki starb dadurch 2024
[6][keine einzige Person im Straßenverkehr].
5 Sep 2025
## LINKS
[1] https://www.sichere-strassen.org/
[2] https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/V…
[3] /Gefaehrlicher-SUV-Boom/!6090324
[4] https://www.allianzdirect.de/kfz-versicherung/gefaehrlichste-bundeslaender-…
[5] https://www.dguv.de/de/zahlen-fakten/schuelerunfallgeschehen/index.jsp
[6] /Sicherheit-im-Strassenverkehr/!6104629
## AUTOREN
Nanja Boenisch
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Verkehrssicherheit
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