| # taz.de -- Shanghaier Organisation für Kooperation: Autoritäre International… | |
| > Xi Jinping und Wladimir Putin versprechen beim SCO-Gipfel eine neue | |
| > Weltordnung und demonstrieren Einigkeit gegenüber dem politischen Westen. | |
| Bild: Gipfeltreffen: Der chinesische Präsident Xi Jinping (r) weist dem russis… | |
| Seoul taz | Die Befürchtungen des Westens sind im fernen Osten bittere | |
| Realität geworden: Während der russische Präsident Wladimir Putin | |
| unvermindert die Ukraine bombardieren lässt, rollt ihm sein | |
| [1][chinesischer Amtskollege Xi Jinping den roten Teppich aus]. | |
| Gleichzeitig inspiziert Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un eine neue | |
| Raketenfabrik, ehe er in seinen gepanzerten Zug steigt und ebenfalls nach | |
| Peking reist. Dort wird dann am Mittwoch die „autoritäre Internationale“ am | |
| Platz des Himmlischen Friedens einer pompösen Militärparade applaudieren, | |
| also ausgerechnet an jenem Ort, an dem die Volksbefreiungsarmee 1989 die | |
| Demokratiebewegung blutig niederschoss. | |
| Beim Abschluss des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit | |
| (SCO) am Montag in Tianjin lässt sich bereits beobachten, wie selbstbewusst | |
| sich Chinas Führung als antiwestliche Weltmacht inszeniert. [2][Narendra | |
| Modi (Indien),] Wladimir Putin (Russland), Massud Peseschkian (Iran) und | |
| Shehbaz Sharif (Pakistan) sind allesamt gekommen, um der aufstrebenden | |
| Weltmacht des Ostens zu huldigen. Dem Westen hingegen bleibt nichts anderes | |
| übrig, als von der Ferne aus zuzuschauen. | |
| Das euroatlantische Modell habe sich überlebt, sagte Putin denn auch | |
| passenderweise am Abschlusstag des Gipfels. Die Zukunft hingegen gehöre | |
| einem System, so Putin, „das die Interessen eines maximal großen Kreises an | |
| Ländern berücksichtigt und wahrhaftig ausbalanciert ist“. Damit doppelt er | |
| jene Botschaft, die Xi Jinping in die Welt posaunen will: China | |
| repräsentiere laut dem chinesischen Machthaber eine „multipolare | |
| Weltordnung“, die explizit auch die Interessen des Globalen Südens | |
| inkludiert. In seiner Abschlussrede spricht sich Xi wiederholt gegen | |
| Hegemonialdenken und eine Mentalität des Kalten Kriegs aus. Und überhaupt: | |
| Das SCO-Treffen sei laut dem 72-Jährigen „eine Quelle des Friedens“. | |
| Was auf dem Papier geradezu idealistisch klingt, kann kaum die | |
| geopolitische Realität übertünchen: dass nämlich die Volksrepublik | |
| mindestens ebenso machiavellistisch tickt wie es die USA auf dem Zenit | |
| ihrer Macht waren. Doch Washington wirkt unter Präsident Donald Trump | |
| derzeit tatsächlich auf einem absteigenden Ast. Denn die erratischen | |
| Handelskriege, die der 79-jährige Republikaner vom Zaun gerissen hat, haben | |
| den russlandfreundlichen Block rund um China überhaupt erst möglich | |
| gemacht. Dass etwa Indiens Premier Narendra Modi sich dieser Tage derart an | |
| die Fersen Xis heftet, wäre noch vor wenigen Monaten undenkbar gewesen. | |
| ## Westen überrascht Pekings klare Haltung | |
| Ebenso undenkbar war es für die meisten europäischen Staatschefs auch, dass | |
| sich Peking derart deutlich gegen den Westen positioniert. Dass Xi zum | |
| größten Importeur von russischen Erdöl avanciert und gleichzeitig im großen | |
| Stil die Dual-Use-Güter liefert, die Putin für seine Kriegsmaschinerie | |
| braucht. Henry Huiyao Wang, Gründer der KP-nahen Denkfabrik Center for | |
| China and Globalization, sagte kürzlich unverhohlen in einem Interview, | |
| Putin müsse China „eigentlich zutiefst dankbar sein“. | |
| Denn, so Wang: „In gewisser Weise ist es die Aufrechterhaltung normaler | |
| Handelsbeziehungen zwischen SCO-Ländern wie China und Indien mit Russland, | |
| die verhindert hat, dass die russische Wirtschaft unter den westlichen | |
| Sanktionen schnell zusammengebrochen ist“. Diese Aussage war jedoch nicht | |
| als Selbstkritik intendiert, sondern sollte die Macht der chinesischen | |
| Volkswirtschaft unterstreichen. | |
| Nun werden die meisten Staatschefs des SCO-Gipfels noch bis Mittwoch in der | |
| chinesischen Hauptstadt bleiben, wo Xi das Ende des Zweiten Weltkriegs, das | |
| im Reich der Mitte durch Japans Kapitulation besiegelt wurde, mit einer | |
| Militärparade begehen wird. Das Publikum kann sich schon jetzt sicher sein, | |
| dass der Aufmarsch der Soldaten keinesfalls so unbeholfen sein wird wie | |
| während der Parade, die Donald Trump im Juni in Washington angeordnet hat. | |
| Im Gegenteil: Der Gleichschritt der Soldaten, ein sorgfältig orchestrierter | |
| Jubel der Volksmassen und die Totalüberwachung in der Hauptstadt dürften | |
| eher an das benachbarte Nordkorea erinnern. | |
| Laut Beobachtern dürfte Xi die Militärparade wohl auch dafür nutzen, um die | |
| Geschichtsschreibung der kommunistischen Parteiführung um ein weiteres | |
| Kapitel zu erweitern: So möchte der 72-Jährige vor allem die Rolle der KP | |
| im Kampf gegen das faschistische Japan betonen. Tatsächlich waren es jedoch | |
| vor allem die nationalistischen Truppen unter Militärherrscher Chiang | |
| Kai-shek, welche die Japaner zurückgedrängt haben – jener Herrscher also, | |
| der mit der kommunistischen Revolution 1949 ins Exil nach Taiwan floh. | |
| ## Südkorea bleibt loyal gegenüber Washington | |
| Für Trump gibt es aber ein Trostpflaster: [3][Einer seiner engsten | |
| Alliierten aus dem Indo-Pazifik reist nicht nach China]. Hartnäckig hat | |
| Peking darum geworben, dass jetzt auch Südkoreas linker Präsident Lee Jae | |
| Myung die Volksrepublik besuchen solle. Doch Lee, der sich um eine | |
| Äquidistanz zwischen den USA und China bemüht, hat sich trotz der | |
| Trump’schen Strafzölle dann doch für die Loyalität gegenüber Washington | |
| entschieden. | |
| 1 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Fabian Kretschmer | |
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