| # taz.de -- Drusen als Vorbild: Hoffnung ist nicht naiv, sondern eine Entscheid… | |
| > In ihrer Heimat werden sie misshandelt. Trotzdem geben die Drus*innen | |
| > nicht auf. Zeit, von der Stärke der Opfer zu reden, nicht nur von ihrem | |
| > Leid. | |
| Bild: Menschen demonstrieren vor dem Brandenburger Tor für den Schutz von Mind… | |
| Sonntagnachmittag, vor dem Roten Rathaus in Berlin wehen drusische Fahnen, | |
| Menschen singen Protestlieder. Es wirkt so friedlich, dass man sich | |
| erinnern muss, warum sie eigentlich hier sind: weil in Suwaida, im Süden | |
| Syriens, [1][seit Wochen ihre Angehörigen belagert, ermordet und | |
| verschleppt werden]. | |
| Amnesty International dokumentiert außergerichtliche Hinrichtungen, die | |
| Vereinten Nationen bestätigen Vergewaltigungen, Entführungen und gezielte | |
| Tötungen von Drus*innen – begangen auch von den sogenannten | |
| Sicherheitskräften der Übergangsregierung unter Ahmed al-Scharaa. Wer hier | |
| in Berlin demonstriert, müsste gebrochen wirken. | |
| Doch stattdessen ist von Ohnmacht nichts zu spüren. Es ist diese Kraft, die | |
| einen nicht loslässt. Weil sie im Widerspruch zu allem steht, was man | |
| erwarten würde. Statt Trauer und Resignation finden sich hier Widerstand, | |
| Zusammenhalt und Hoffnung. | |
| Auch in Iran findet sich dieses Gefühl. Mehr als 850 Menschen wurden bis | |
| Ende August 2025 hingerichtet. Nach dem Krieg mit Israel im Juni reagiert | |
| das Regime [2][mit noch brutalerer Härte gegen die Bevölkerung.] Ständige | |
| Strom- und Wasserausfälle sowie die immer weiter steigende Inflation | |
| erschweren das alltägliche Leben zusätzlich. | |
| Doch in zahlreichen Städten protestieren seit Wochen Hunderte gegen das | |
| Regime, riskieren Festnahmen und Folter. Politische Gefangene treten jeden | |
| Dienstag in den Hungerstreik, um gegen die Todesstrafe zu protestieren, und | |
| riskieren dafür noch härtere Repressionen und neue Haftstrafen. Sie tun es | |
| trotzdem. | |
| ## Sprache des Widerstands | |
| So unterschiedlich die Formen der Unterdrückung auch sind, der Widerstand | |
| spricht die gleiche Sprache. Es ist die Grammatik der Beharrlichkeit, die | |
| von Kurd*innen, Drus*innen, Iraner*innen und so vielen anderen geteilt | |
| wird. Jedes dieser Aufbegehren ist Teil eines größeren Zusammenhangs: der | |
| Weigerung, Gewalt als Schicksal hinzunehmen. | |
| Von außen betrachtet wirkt all das oft wie ein verzweifeltes Aufbegehren | |
| gegen Übermacht. Doch diese Perspektive ist falsch. Was diese Menschen | |
| zeigen, ist mehr als bloßen Trotz. Es ist eine Haltung, die sagt: Wir | |
| nehmen als Menschen die Zukunft selbst in die Hand. Wir fordern das Recht | |
| auf Leben selbst ein. Im sogenannten Westen wird diese Kraft selten | |
| gesehen. Regierungen regieren [3][mal mit Sanktiönchen], häufiger mit | |
| Schweigen, kaum jedoch mit echter Solidarität, die den Mut der Menschen | |
| ernst nimmt. | |
| In den Medien wird oft von Opfern erzählt, seltener von deren Stärke. Doch | |
| wer nur auf das Leid starrt, übersieht die Hoffnung, die daraus wächst. | |
| Für uns in Europa bedeutet das, dass Hoffnung nicht nur dort gebraucht | |
| wird, wo Bomben fallen oder Gefängnistore zuschlagen. Auch hier stecken wir | |
| fest in Zynismus und politischer Müdigkeit. | |
| Genau darum soll es in dieser Kolumne gehen. Hoffnung ist keine naive | |
| Zuversicht, sondern die bewusste Entscheidung, immer wieder nach den | |
| Momenten zu suchen, in denen Menschen trotz allem nicht aufgeben. Sie | |
| sichtbar zu machen. Von ihnen zu lernen, wie Handlungsfähigkeit entsteht. | |
| Auch ich muss das aktiv lernen. Hoffnung fällt uns nicht einfach zu, sie | |
| ist eine Praxis, die erlernt werden muss. | |
| Hoffnung ist Widerstand. Aus Prinzip Hoffnung zu haben, bedeutet, sich | |
| nicht mit dem Status quo zufriedenzugeben, sondern die eigenen | |
| Handlungsmöglichkeiten, die eigene Kraft zu erkennen und in Aktion zu | |
| treten. | |
| 8 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniela Sepehri | |
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