Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Stützpunkte für Atomwaffen: Wie Russland aufrüstet
> Militärstützpunkte in Belarus bereiten Nato-Staaten Sorge. Moskaus
> „Iskander“-Raketen können Städte wie Berlin in wenigen Minuten treffen.
Bild: Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte im Mai 2024 diese…
Berlin taz | Bei jeder Umlaufbahn ist ein Stück mehr zu sehen:
Satellitenbilder belegen, wie eine große Radaranlage in der russischen
Ostseeexklave [1][Kaliningrad] stetig emporwächst, umgeben von einem hohen
Zaun. Gleiches geschieht mit zwei neuen Militärstützpunkten für mögliche
russische Atomraketen in dem an drei Nato-Staaten grenzenden Belarus.
Im ehemaligen Königsberg [2][hat Moskaus Militär „Iskander“-Raketen
stationiert], die binnen Minuten Berlin und andere europäische Hauptstädte
treffen könnten und deshalb laut westlichen Militärexperten bei einem
Konflikt schnell ausgeschaltet werden müssten. Und Machthaber Wladimir
Putin hat bereits im Dezember verkündet, Atomraketen in Belarus
stationieren zu wollen und im August die Serienproduktion der
Hyperschallrakete „Oreschnik“ angekündigt.
Nach [3][dem russischen Drohnenangriff auf Polen vom Mittwoch,] bei dem
eines der Ziele laut Nato-Untersuchungen [4][ein großes Lager der
westlichen Allianz zur Versorgung der Ukraine mit Waffen gewesen sein
soll], wächst die Sorge vor einer Eskalation. Denn zwischen Kaliningrad und
Belarus liegt der maximal 91 Kilometer lange Suwałki-Korridor, der den
hochgerüsteten russischen Ostseeaußenposten mit Moskaus Bündnispartner
Belarus verbindet.
Diese einzige [5][Landverbindung zwischen Polen und den baltischen Staaten]
auf Nato-Territorium gilt den meisten Militärexpert:innen als
Nadelöhr und Schwachstelle im Falle eines russischen Angriffs auf
Nato-Territorium.
## Simulation oder Wirklichkeit?
Polens Premier Donald Tusk warnt inzwischen, das Ziel des am Freitag
beginnenden [6][russisch-belarussischen Großmanövers „Sapad 2025“ („Wes…
2025“)] sei, „die Besetzung der sogenannten Suwałki-Lücke zu simulieren�…
Zwar sind auf der nördlichen Seite, in Litauen, bereits Bundeswehrsoldaten
stationiert und Deutschland baut dort die Litauen-Brigade auf.
Doch die Nachschublinien verlaufen genau durch diesen Korridor und der
litauische Hafen Klaipeda als Versorgungslinie kann von Kaliningrad,
[7][Stützpunkt der russischen Baltischen Flotte] im Hafen Baltijsk,
blockiert werden.
Im Gebiet Kaliningrad stehen bereits atomar bestückbare „Iskander“-Raketen.
Das neue Großradar- und Abhörzentrum soll diese laut Nato-Experten sichern.
Der US-Oberkommandierende für Europa und Afrika, [8][General Chris
Donahue], hatte den Kreml im Juli gewarnt, Kaliningrad werde „in einer nie
dagewesenen Zeit“ eingenommen, sollte Moskau seinen Angriffskrieg über die
Ukraine hinaus ausweiten.
Denn „im Falle eines russischen Angriffs [9][im Suwałki-Korridor] könnte
die strategische Bastion Kaliningrad Ausgangspunkt für hybride Angriffe,
Spezialoperationen und Störungen des elektromagnetischen Spektrums sein“,
heißt es bei der Bundeswehr.
Parallel zum Ausbau der Bastion Kaliningrad treibt Putin den Aufbau von
[10][Militärbasen in Belarus] voran. Das belegen sogenannte
Open-Source-Intelligence-Projekte zur Auswertung von Satellitenbildern, die
„Schemy“, ein ukrainisches Programm von Radio Liberty, und die estnischen
Medien Delfi und Eesti Ekspress veröffentlichten.
## Operation „Haselstrauch“
Aufgrund dieser Aufnahmen haben die Journalist:innen eine Karte von
Militärobjekten in Belarus erstellt. Sie zeigt sowohl neu gebaute, als auch
modernisierte Militärstützpunkte und Übungsplätze, wo das „Sapad“-Manö…
ab Freitag stattfinden soll – teilweise in unmittelbarer Nähe zu Polen und
Litauen. Darunter sind neue und ausgebaute Hangars für Kampfjets sowie zwei
neue Militärobjekte an der Grenze zur Ukraine.
[11][„Oreschnik“ (Russisch für Haselstrauch)] oder im Nato-Jargon „SS-X-…
heißen die ballistischen Raketen, die Putin im zweiten Halbjahr in Belarus
stationieren will. Diese nuklear bestückbare Hyperschallrakete wurde – mit
konventionellem Sprengkopf – erstmals im November 2021 von Russland für
einen Angriff auf die ostukrainische Großstadt Dnipro eingesetzt. Sie soll
zehnmal so schnell als Schallgeschwindigkeit fliegen können und damit nur
schwer abzufangen sein.
Doch das militärische Haselgewächs ist nicht das einzige, was die russische
Rüstungsindustrie derzeit wachsen lässt: Erstmals veröffentlichte jetzt der
ukrainische Militärgeheimdienst Zahlen, die seine Agenten aus dem
Feindesland holen konnten.
## Russlands Rüstungsöfen heizen an
Demnach werden russische Waffenschmieden allein in diesem Jahr 2.500
Marschflugkörper, ballistische Raketen und Hyperschallraketen, [12][57
Kampfflugzeuge, 250 Kampfpanzer, 1.100 Schützenpanzer] sowie 365
Artilleriesysteme produzieren. Das gab der Vizechef des
Militärgeheimdienstes in Kyjiw, Wadym Skibitskyj, in einem Interview mit
der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform bekannt.
Zum Vergleich: Der deutsche Panzerbauer Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) hat
bisher pro Jahr 48 der von der Bundeswehr und anderen Armeen genutzten
Leopard-2-Panzer gefertigt, will aber auf eine Produktionskapazität von 100
Stück jährlich kommen.
[13][Polen hat als Reaktion auf den Angriff mit mindestens 19 Drohnen] und
einer Rakete am Donnerstag den Flugverkehr im Osten des Landes untersagt.
Entlang der Grenzen zu Belarus und der Ukraine werde eine Sperrzone
eingerichtet, zunächst bis Dezember. Damit solle die Sicherheit des Staates
gewährleistet werden, teilte die polnische Flugsicherungsbehörde mit.
In Polen wächst die Sorge, dass das „Sapad“-Manöver für andere Zwecke als
militärische Übungen genutzt werden könnte. [14][Nach dem letzten
russisch-belarussischen Manöver „Westen“ im Jahr 2021] blieben Moskaus
Truppen gleich in Belarus und griffen von dort aus im Februar 2022 die
Ukraine an.
12 Sep 2025
## LINKS
[1] /Kaliningrads-Sehnsucht-nach-Europa/!5595197
[2] /Umgehung-von-Russland-Sanktionen/!6065740
[3] /Drohnen-ueber-Polen/!6109336
[4] /Russische-Drohnen-ueber-Polen/!6109344
[5] /Wie-Russland-auf-Osteuropa-blickt/!6095816
[6] /Militaerexperte-ueber-Zapad-Manoever/!6108889
[7] /Militaerexperte-ueber-Zapad-Manoever/!6108889
[8] /Regierungsbildung-in-Afghanistan/!5797653
[9] /Die-Grenze-von-Litauen-nach-Belarus/!5948967
[10] /5-Jahre-Revolution-in-Belarus/!6102663
[11] https://www.deutschlandfunk.de/oreschnik-das-ist-bekannt-ueber-die-neue-ru…
[12] /Kampfpanzer-fuer-die-Ukraine/!5907607
[13] /Drohnen-ueber-Polen/!6109336
[14] https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-09/russland-belarus-gemeinsames-m…
## AUTOREN
Mathias Brüggmann
## TAGS
Belarus
Aufrüstung
Polen
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Nato
Russland
Social-Auswahl
Reden wir darüber
Sanktionen
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Belarus
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
## ARTIKEL ZUM THEMA
Nato-Strategien gegen Putin: Drohne um Drohne, Sanktion um Embargo
Russlands Luftraumverletzungen stellen die Abwehrstrategie an der Ostflanke
auf die Probe. US-Präsident Trump macht Druck auf die Nato-Staaten.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ukraine bekennt sich zu Anschlägen auf r…
Nach mehreren Zwischenfällen im russischen Eisenbahnnetz hat der
ukrainische Militärgeheimdienst die Verantwortung für zwei Anschläge
übernommen.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Trump fordert NATO zum Ölstopp gegen Rus…
Donald Trump will neue US-Sanktionen gegen Russland erst genehmigen, wenn
die NATO auf Öl aus Russland verzichtet und hohe Zölle gegen China erhebt.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Polen widerspricht US-Präsident bei Droh…
Premier Tusk weist Trumps Aussage zurück, die Drohnen auf polnischem Gebiet
seien ein Versehen gewesen. Russland und Belarus starten Militärübung.
Drohnen über Polen: Was droht nach den Drohnen?
Polen hat erstmals russische Drohnen im eigenen Luftraum abgeschossen.
Immer mehr Stimmen fordern nun eine starke Reaktion der Nato auf Putins
Krieg.
Russische Drohnen über Polen: Testballon in Richtung Nato
Die Drohnen im polnischen Luftraum sind keine gute Nachricht für die Nato.
Mit gutem Grund wird vermieden, von einem gezielten Angriff zu reden.
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Polen beantragt bei Nato Konsultationen
Russische Drohnen sind nachts in den polnischen Luftraum eingedrungen.
Warschau hat Konsultationen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.