# taz.de -- Nato-Strategien gegen Putin: Drohne um Drohne, Sanktion um Embargo | |
> Russlands Luftraumverletzungen stellen die Abwehrstrategie an der | |
> Ostflanke auf die Probe. US-Präsident Trump macht Druck auf die | |
> Nato-Staaten. | |
Bild: Langstreckendrohne der Ukraine: Immer wieder kommt es zu russischen Drohn… | |
Nach dem Abschuss von russischen Drohnen in Polen ist es nun auch am | |
Samstagabend in Rumänien zu einer Drohnensichtung gekommen. Die Drohne habe | |
keine bewohnten Gebiete überflogen und keine Gefahr dargestellt, berichtete | |
das Verteidigungsministerium in Bukarest. Dennoch seien am Samstagabend | |
zwei F-16-Kampfflugzeuge aufgestiegen, um den Luftraum an der Grenze zur | |
Ukraine zu überwachen. Sie begleiteten die Drohne bis etwa 20 Kilometer | |
südwestlich von Chilia Veche im Donaudelta, bis sie vom Radar verschwand. | |
Zuvor war es zu russischen Luftangriffen auf Infrastruktur auf der | |
ukrainischen Donauseite gekommen. | |
Immer wieder kommt es zu Drohnensichtungen an der rumänisch-ukrainischen | |
Grenze. Bisher soll es sich um unbeabsichtigte Vorfälle handeln, wie die | |
Nato und rumänische Behörden erklären. | |
Die Nato hat derweil ihre Aktivität an der Ostflanke verstärkt, nachdem in | |
der Nacht auf Mittwoch erstmals knapp 20 Drohnen in den polnischen Luftraum | |
geflogen und teilweise abgeschossen worden waren. Seitdem erhält Polen | |
verstärkte Unterstützung von Nato-Verbündeten, wie Generalsekretär Mark | |
Rutte am Donnerstag bekannt gab. „Was am Mittwoch passiert ist, war kein | |
Einzelfall. Russlands rücksichtsloses Verhalten in der Luft entlang unserer | |
Ostflanke nimmt immer mehr zu“, warnt er. | |
Neben Dänemark, Frankreich und Großbritannien hat auch Deutschland weitere | |
Unterstützung der Luftraumüberwachung zugesagt. Bisher leistet die | |
Bundeswehr etwa mit einem Patriot-Flugabwehrsystem sowie der Beteiligung an | |
Patrouillenflügen einen Beitrag an der Nato-Ostflanke. Das | |
Verteidigungsministerium teilte mit, die Zahl der eingesetzten | |
Eurofighter-Flugzeuge werde von zwei auf vier verdoppelt. | |
Die Frage, wie mit weiteren Verletzungen des Luftraums von Nato-Mitgliedern | |
umzugehen ist, bleibt offen. Nach dem Abschuss in Polen kritisierte unter | |
anderem die [1][Drohnenexpertin Ulrike Franke] die Diskrepanz zwischen den | |
in der Produktion günstigen russischen Drohnen und der milliardenschweren | |
Luftabwehr der Nato. Derweil droht US-Präsident Donald Trump [2][mit | |
weiteren Sanktionen gegen Russland] und verlangt von den übrigen | |
Nato-Staaten ein Ölembargo gegen Russland. „Ich bin bereit, massive | |
Sanktionen gegen Russland zu verhängen, sobald alle Nato-Staaten sich | |
darauf geeinigt haben und damit begonnen haben, dasselbe zu tun, und wenn | |
alle Nato-Staaten aufhören, russisches Öl zu kaufen“, schrieb Trump. | |
## Nur 6 Prozent weniger in die EU | |
Die Forderung des US-Präsidenten nach einem Ölembargo gegen Russland ist | |
ein weiteres Zeichen dafür, dass die diplomatischen Verhandlungen mit dem | |
russischen Präsidenten Wladimir Putin sich als schwieriger gestalten als | |
von der US-Regierung erwartet. Seit dem bilateralen Treffen zwischen Trump | |
und Putin in Alaska im August hat Moskau seine Angriffe auf die Ukraine | |
verstärkt und ausgeweitet. Laut dem US-Präsidenten sei die Tatsache, dass | |
Mitglieder der transatlantischen Militärallianz weiterhin russisches Öl | |
importieren, „schockierend“. Gleichzeitig untergrabe es die | |
Verhandlungsposition der USA und Europas. | |
Eine Untersuchung der finnischen Denkfabrik Centre for Research on Energy | |
and Clean Air (CREA) aus dem Frühjahr hatte gezeigt, dass Russland auch im | |
dritten Jahr seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine [3][fossile | |
Brennstoffe im Wert von 242 Milliarden Euro exportiert habe]. Dazu zählen | |
neben Öl auch Erdgas und Kohle. Davon haben allein die EU-Staaten laut der | |
Analyse zwischen Februar 2024 und Februar 2025 fossile Energieträger im | |
Wert von 21,9 Milliarden Euro aus Russland importiert. Dies entsprach einem | |
Rückgang von lediglich 6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. | |
Andere Nato-Staaten wie die Türkei zählen gar zu den größten Importeuren | |
von russischen Ölprodukten. „Es fehlen der politische Wille und die | |
Bereitschaft, den Import russischer fossiler Brennstoffe vollständig zu | |
verbieten“, sagte Isaac Levi, Analyst für Europa und Russland bei CREA, im | |
Gespräch mit der taz. Zwar haben EU und andere Staaten große Fortschritte | |
gemacht, den Import von russischem Rohöl über den Seeweg zu verbieten, doch | |
es gebe weiterhin Schlupflöcher. Russisches Rohöl fließe etwa „nach Indien, | |
in die Türkei und in Länder ohne Sanktionen. Dort wird es zu Diesel, | |
Kerosin und Benzin raffiniert und legal in die EU oder andere Länder | |
zurückgeführt“, sagte Levi. | |
Neben der Forderung an die Nato, sich von russischem Öl loszulösen, | |
verlangt Trump von den Nato-Staaten, Einfuhrzölle gegen China in Höhe von | |
50 und 100 Prozent zu verhängen. Diese Forderungen dürften kaum umgesetzt | |
werden. Vor allem die Türkei und Ungarn pflegen trotz des russischen | |
Angriffskriegs weiterhin enge politische und wirtschaftliche Beziehung zu | |
Moskau. | |
15 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Sicherheitsexpertin-ueber-Drohnen/!6064486 | |
[2] https://truthsocial.com/@realDonaldTrump/posts/115196697263809382 | |
[3] https://energyandcleanair.org/publication/eu-imports-of-russian-fossil-fuel… | |
## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
Anastasia Zejneli | |
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