# taz.de -- Bundeshaushalt 2025: Der große Haushalt auf Pump | |
> Finanzminister Lars Klingbeil präsentiert den Bundesetat 2026. Mit hohen | |
> Ausgaben und Schulden hat er ihn wohl im Griff, aber ab 2027 drohen tiefe | |
> Löcher. | |
Bild: Haushaltsdebatte mit großem Loch: Finanzminister Lars Klingbeil und Kanz… | |
Berlin taz | Die gute Stimmung, die die Bundesregierung erzeugen will, | |
basiert auf Geld – viel Geld. Deshalb sollen die Ausgaben im kommenden Jahr | |
im Vergleich zu diesem deutlich steigen. Etwa ein Fünftel des | |
Bundeshaushalts 2026 ist für Investitionen gedacht, zum Beispiel in die | |
Bahn. Ein großer Brocken wird mit zusätzlichen Schulden bezahlt. | |
An diesem Mittwoch präsentiert Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) | |
den ersten wirklichen Jahresetat der schwarz-roten Koalition. Zwar legte er | |
auch schon den Plan für 2025 vor, doch da war dieses Jahr bereits zur | |
Hälfte rum. Wenn die Regierung nun am Mittwoch den Etat 2026 beschließt, | |
zeigen sich die langen Linien. Die Ausgaben im sogenannten Kernhaushalt | |
sollen auf 521 Milliarden Euro zunehmen. Hinzurechnen muss man aber auch | |
das neue Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität, wodurch | |
sich die Gesamtausgaben auf gut 600 Milliarden Euro belaufen. Das sind 40 | |
Milliarden Euro mehr als 2025. | |
Rund 120 dieser 600 Milliarden sind den Zahlen des Finanzministeriums | |
zufolge für Investitionen gedacht. Ein großer Posten ist der Verkehr: Von | |
21 Milliarden Euro für Infrastruktur fließen 19 Milliarden an die Bahn – | |
für neue Gleise und Technik. Für Digitalisierung, unter anderem der | |
Verwaltung, sind 8,5 Milliarden Euro eingeplant, für Wohnungsbau über 5 | |
Milliarden, für Krankenhäuser 6 Milliarden. | |
Auch für Militär und Sicherheit steigen die Ausgaben deutlich – auf rund | |
128 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass der Einzeletat von | |
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) den größten Zuwachs aller | |
Ministerien verzeichnet. Zwei Drittel der Mittel für die Bundeswehr, neue | |
Waffen, die Unterstützung der Ukraine und auch Zivilschutz werden mit | |
zusätzlichen Krediten finanziert. So will die Regierung sicherstellen, dass | |
die Bundeswehr als Teil der Nato einen möglichen russischen Angriff auf das | |
Bündnisgebiet bald glaubhaft abschrecken kann. | |
Sowieso ist die Verschuldung ein großes Thema. Denn die normalen Einnahmen | |
des Bundes reichen bei Weitem nicht aus, um solche Programme zu bezahlen. | |
Über 170 Milliarden Euro der Gesamtausgaben von 600 Milliarden stammen aus | |
neuen Krediten – fast ein Drittel. Die Bundesfinanzagentur verkauft dafür | |
Staatsanleihen am Kapitalmarkt. | |
## Nicht nur ausgeben, sondern auch kürzen | |
Neben der Bundeswehr fließt das geliehene Geld auch in das Sondervermögen | |
für die Infrastruktur. Aber die Regierung haut nicht nur zusätzliche | |
Milliarden raus. An machen Stellen will sie auch kürzen, [1][zum Beispiel | |
bei der Entwicklungshilfe]. Dort fallen zunächst 300 Millionen Euro weg, | |
etwa 3 Prozent der Mittel von Ministerin Reem Alabali Radovan (SPD). | |
Entwicklungsorganisation argumentieren, dies könne später zu höheren | |
Ausgaben führen, weil mehr Menschen aus Hungergebieten fliehen müssten. | |
Auch beim Bürgergeld will die schwarz-rote Koalition kürzen – rund 1,5 | |
Milliarden Euro sollen eingespart werden. Dennoch wächst der Haushalt des | |
Arbeits- und Sozialministeriums von Bärbel Bas (SPD) – von 190 auf 197 | |
Milliarden Euro. Gründe sind unter anderem, dass die Altersrenten und die | |
Zahl der Rentner:innen zunehmen. Diese Entwicklung liegt im Trend der | |
vergangenen Jahre. Bas verwaltet den größten Einzelposten des Haushalts und | |
gebietet über doppelt so viel Geld wie Verteidigungsminister Pistorius. | |
Finanztechnisch hat Finanzminister Klingbeil seinen [2][Haushaltsplan für | |
2026] einigermaßen im Griff. Das Loch zwischen Einnahmen und Ausgaben, dass | |
sich trotz hoher Verschuldung bislang nicht schließen lässt, beträgt nur 8 | |
Milliarden Euro. Das ist Kleinkram und lässt sich im Laufe des kommenden | |
Jahres irgendwo auftreiben. Danach dürfte es deutlich schwieriger werden. | |
„Der Haushalt 2027 wird eine enorme Herausforderung“, sagte Klingbeil – | |
denn ab dann klaffen große Lücken in der Finanzplanung. Die absehbaren | |
Fehlbeträge liegen bei 34 Milliarden Euro für 2027, 64 Milliarden Euro 2028 | |
und 74 Milliarden Euro 2029. | |
Teilweise ist die Regierung selbst dafür verantwortlich. Zum Beispiel | |
schlägt [3][die Ausweitung der Mütterrente], die die CSU will, ab 2027 zu | |
Buche. Zweitens haben die Bundesländer der Regierung Milliarden Euro als | |
Ausgleich für die Steuersenkungen zugunsten von Unternehmen abgehandelt. | |
Schließlich steigen die Zinsen für die höhere Verschuldung. Die Lösung? Mit | |
Sparen beim Sozialen alleine sind solche Beträge nicht zu erwirtschaften. | |
Eine Variante wären höhere Steuern oder weniger Steuersubventionen für | |
Leute, die es sich leisten können. Das aber wollen CDU und CSU vermeiden. | |
So hofft Schwarz-Rot, dass die Stimmung kippt – ins Positive. Die höheren | |
Ausgaben und die wachsende Verschuldung sollen Investitionen der | |
Unternehmen auslösen, die das Wirtschaftswachstum ankurbeln und via | |
steigender Steuereinnahmen die Haushalte der Zukunft ins Lot bringen. Man | |
wird sehen. Die höheren Zölle, die US-Präsident Donald Trump der | |
Europäischen Union aufbrummt, sind zumindest ein Dämpfer. In jedem Fall | |
beugen sich nach der Sommerpause erst mal die Abgeordneten des Bundestages | |
über Klingbeils Plan. | |
29 Jul 2025 | |
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## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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