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# taz.de -- Studie der OECD: Klimaschutz stärkt die Wirtschaft
> Ambitionierter Klimaschutz ist gut für die Wirtschaft, zeigt eine Studie.
> Noch nicht einmal einberechnet sind die verhinderten Klimakatastrophen.
Bild: Bein Klimaschutz darf nicht geschlafen werden
Berlin taz | Klimaschutz lohnt sich auch ökonomisch: Die Investitionen, mit
denen man die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzen könnte, wären besser für
die Weltwirtschaft als die derzeitige Klimapolitik. Zu diesem Schluss kommt
eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD) und der Vereinten Nationen.
Die Weltgemeinschaft hatte sich 2015 im Pariser Klimaabkommen auf das
1,5-Grad-Ziel geeinigt. Dafür werden regelmäßig neue Etappenziele der
Länder fällig. Dieses Jahr müssen sie melden, wie sie ihren Anteil am
Klimaschutz bis 2035 leisten wollen. Bisher laufen die weltweit
beschlossenen Maßnahmen zum Klimaschutz auf eine deutlich höhere
Erderhitzung hinaus. Laut dem Projekt Climate Action Tracker mehrerer
Klima-Denkfabriken sind es derzeit 2,2 bis 3,4 Grad.
Würden sich die Länder 1,5-Grad-konforme Ziele setzen, so die aktuelle
Studie, würde die Weltwirtschaft bis 2040 um 0,2 Prozent schneller wachsen
als mit dem derzeitigen Kurs. Bis 2050 rechnet die OECD mit drei Prozent
zusätzlichem Wachstum und bis 2100 mit 13 Prozent.
Jochen Flasbarth (SPD), Klima-Staatssekretär im Umweltministerium, sagte
zur Studie, nicht Klimaschutz gefährde unseren Wohlstand, „sondern zu wenig
Klimaschutz. Das sind [1][wichtige ökonomische Argumente] für alle Staaten,
die gerade weltweit an neuen Klimaplänen arbeiten.“
## Kritik von den Grünen
Lisa Badum, klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag,
kritisierte angesichts der Studienergebnisse die Vorhaben der
Bundesregierung: Anstatt international als gutes Beispiel voranzugehen,
wolle die schwarz-rote Koalition „lieber im Wattenmeer und am Ammersee nach
Gas bohren und unser Geld in fossilen Subventionen versenken.“
Sie halte es für einen Skandal, dass das Umweltministerium von Carsten
Schneider (SPD) Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hier nichts
entgegensetze, sagte Badum der taz. „Sonntagsreden kann man sich dann
sparen.“
Der Studie zufolge sorgt ambitionierter Klimaschutz zwar für etwas höhere
Preise und dadurch sinkende Nachfrage. Die Investitionen in Erneuerbare
Energien und Energieeffizienz glichen das weltweit aber aus, [2][weil sie
Produktivität und Innovationen fördern].
Zusätzlich könnten die Einnahmen aus einer Bepreisung von CO2-Emissionen
neu investiert oder den Bürger*innen zurückgegeben werden und so die
Nachfrage wieder stärken.
## Klimaschutz sogar gut, ohne Klimafolgen einzurechnen
In ihrer Modellierung stellen die Studien-Autor*innen aber auch fest, dass
Länder, die vor allem auf den Export fossiler Brennstoffe angewiesen sind,
durch Paris-konforme Klimaschutzpolitik ein weniger hohes
Wirtschaftswachstum erreichen werden als durch ihre derzeitige Politik.
Am meisten profitieren würden Länder mit niedrigen Einkommen, bis 2050
könnten zudem 175 Millionen mehr Menschen aus extremer Armut entkommen.
Kaum einberechnet in die 0,2 Prozent zusätzliches Wirtschaftswachstum im
Jahr 2040 sind die langfristigen Klimafolgen einer hapernden Klimapolitik
auf derzeitigem Pfad. Schließlich ist zu erwarten, dass Naturkatastrophen
in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts durch den Klimawandel noch heftiger
und häufiger werden [3][als schon heute].
Die Studie modelliert überdies nicht, wie es sich auf die Wirtschaft
auswirkt, wenn zum Beispiel der Amazonas-Regenwald oder die antarktischen
Eisschilde kippen und nicht mehr in ihren natürlichen Zustand
zurückversetzt werden können.
All das bedeute, dass der positive Effekt angemessener Klimapolitik in der
Studie eher unterschätzt werde, schreiben die Autor*innen.
## EU-Klimaziel fehlt noch
Bisher haben nur 21 der 193 Paris-Staaten ein Klimaziel für 2035 vorgelegt,
obwohl die Frist im Februar abgelaufen war. Von diesen 21 ist nur das Ziel
Großbritanniens 1,5-Grad-konform, stellt der Climate Action Tracker fest.
Die USA haben noch unter Ex-Präsident Joe Biden ein Klimaziel eingereicht,
das sein amtierender Nachfolger Donald Trump aber ignoriert.
Neben dem chinesischen fehlt auch noch das Klimaziel der Europäischen
Union. Darüber wird gerade zwischen den Mitgliedsstaaten verhandelt, die
EU-Kommission will 90 Prozent der europäischen Emissionen bis 2040
einsparen.
Mit einem Ergebnis der Verhandlungen rechnen Beobachter*innen im Juni
oder Juli. Daraus wird die EU, und damit auch Deutschland, ihr Klimaziel
für 2035 ableiten.
Zur Debatte steht unter anderem, mit Klimaschutzprojekten im
außereuropäischen Ausland den eigenen CO2-Ausstoß kleinrechnen zu dürfen.
Das hat die Bundesregierung zur Bedingung gemacht, um dem 90-Prozent-Ziel
zuzustimmen.
Der unabhängige Expertenrat, der die EU in Klimafragen berät, warnte jedoch
vor diesem Vorgehen: „Internationale Klimaschutz-Zertifikate zu nutzen, um
das Klimaziel zu erreichen, würde heimische Wertschöpfung untergraben,
indem es Ressourcen von der notwendigen Transformation der EU-Wirtschaft
wegleitet.“
11 Jun 2025
## LINKS
[1] /Klimafreundliches-Heizen/!6088623
[2] /Klimaschutz-vor-Gericht/!6093508
[3] /Bergsturz-in-der-Schweiz/!6088317
## AUTOREN
Jonas Waack
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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