# taz.de -- Trumps Zollpolitik: Der Countdown läuft | |
> In einem Monat sollen Trumps weltweite Zölle nach der „Pause“ wieder | |
> eingesetzt werden. Besonders Entwicklungsländer trifft es hart. | |
Bild: Eine Arbeiterin, verrichtet ihre Arbeit in der Quantum Apparel Fabrik am … | |
Berlin taz | Laut Weltbank ist der durch US-Präsident Donald Trump | |
ausgelöste Handelsstreit das größte Problem für Volkswirtschaften weltweit. | |
In [1][ihrem jüngsten Bericht über die globalen Wirtschaftsaussichten] hat | |
die Weltbank ihre Wachstumsprognosen für fast 70 Prozent aller Länder | |
gesenkt. Sie korrigierte ihre Prognose vom Januar von einem weltweiten | |
Wachstum von 2,7 Prozent in diesem Jahr auf 2,3 Prozent Wachstum nach | |
unten. Gleichzeitig würden Inflationsraten steigen. | |
„Für Süd- und Ostasien sind die Zahlen robust“, sagte Chefökonom Indermit | |
Gill bei der Vorstellung des Berichts, aber außerhalb Asiens seien die | |
Entwicklungsländer zu einer „entwicklungsfreien Zone“ geworden. Für eine | |
Lösung müsse man erkennen, was das Problem verursacht habe, fuhr Gill fort. | |
Der Bericht zeigt die Differenzen vor Trumps Amtszeit zwischen den Zöllen, | |
die die USA auf Importe erhoben hatten, und Zöllen auf US-Exporte in den | |
betreffenden Ländern. Demnach seien in fast allen Staaten die Abgaben auf | |
US-Waren höher als US-Zölle auf vergleichbare Importe anderer Länder. | |
Bereits bei Staaten mit hohen Einkommen wie in der EU oder Japan zeige sich | |
die Differenz, und sie nehme zu, je wirtschaftsschwacher die Staaten | |
werden. Mit der Analyse bekräftigt die Weltbank ein Hauptargument von Trump | |
für seine Zollpolitik. Gill leitet daraus jedoch die Empfehlung ab, dass | |
alle Länder ihre Zölle grundsätzlich verringern sollten, angefangen mit den | |
G20-Staaten. | |
Derweil bleibt nur noch ein Monat, bis die von Trump angedrohten Zölle | |
zwischen 10 und 50 Prozent auf nahezu alle Staaten weltweit eingesetzt | |
werden sollen. Bis zum 9. Juli hatte Trump sie pausiert, damit Staaten der | |
US-Regierung ihre Angebote vorlegen können. Einen Deal gab es bis jetzt | |
aber nur mit Großbritannien. Am Dienstag wurde bekannt, dass sich | |
[2][Unterhändler aus China und den USA in London auf ein Rahmenabkommen | |
geeinigt haben]. Nun müssen Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping | |
noch zustimmen. | |
## Zollsystem Agoa in Gefahr | |
Entwicklungsländer dürften auf der Prioritätenliste von Trump allerdings | |
weiter unten stehen – außer sie können Rohstoffdeals anbieten, wie es von | |
Kongo zu hören ist. Das Land ist der weltweit größte Exporteur von Kobalt, | |
das für Batterien benötigt wird. Ohnehin hatte Trump von seinen Zöllen über | |
1.000 Produkte ausgenommen, die für den US-amerikanischen Markt von | |
strategischer Bedeutung sind, darunter vor allem kritische Rohstoffe und | |
seltene Erden. | |
„Viele afrikanischen Länder sind besonders gefährdet, weil sie vom | |
amerikanischen Markt für ihre Exporte abhängig sind“, sagte die kenianische | |
Ökonomin Rose Ngugi auf einer Veranstaltung des Deutschen Instituts für | |
Entwicklung und Nachhaltigkeit in Bonn (Idos) bereits im März. | |
Als besorgniserregend erachtet sie, dass die Zölle den African Growth and | |
Opportunity Act (Agoa) aushebeln, mit dem besonders wirtschaftsschwache | |
Entwicklungsländer zollfreien Zugang zum amerikanischen Markt bekommen, | |
während sie selbst Zölle auf US-Exporte erheben dürfen, um ihre Industrien | |
zu schützen. „Agoa läuft im September offiziell aus und müsste erneuert | |
werden. Angesichts der US-Handelspolitik sieht es damit schlecht aus“, sagt | |
Ngugi. | |
Auch die UN Entwicklungskonferenz UNCTAD übte vor Kurzem deutliche Kritik | |
an Trumps Politik, die besonders ärmere Entwicklungsländer hart treffen | |
würde. „Es sollte eine Priorität sein, die schwächsten Volkswirtschaften | |
vor störenden hohen Zollbelastungen zu bewahren“, heißt es [3][in einem | |
Bericht von Ende Mai]. | |
## Exporteure von Konsumgütern besonders gefährdet | |
„Diese Länder tragen nur geringfügig zu den US-Zolleinnahmen und nur 0,3 | |
Prozent zum US-Handelsdefizit bei.“ Für 22 Entwicklungsländer – darunter 7 | |
der am wenigsten entwickelten Länder und 3 kleine Inselstaaten – betragen | |
die Zölle mehr als 25 Prozent. Trump hatte die Zölle auf Grundlage des von | |
ihm angenommenen Handelsdefizits der USA mit den verschiedenen Staaten | |
berechnet. | |
Schlagzeilen machte im April [4][das Zwei-Millionen-Einwohner-Land | |
Lesotho], auf dessen Waren – hauptsächlich Kleidung und Diamanten – 50 | |
Prozent Steuer im Hauptexportland USA drohen. Auch die Textilexporteure | |
Kambodscha, Sri Lanka und Myanmar sollen mit 44 bis 49 Prozent Abgaben auf | |
ihre Produkte besteuert werden. Waren aus Madagaskar sollen mit 47 Prozent | |
Zoll belegt werden. In dem afrikanischen Inselstaat leben laut | |
Weltbankdaten 70,7 Prozent der Menschen unter der Armutsgrenze von 1,90 | |
US-Dollar pro Tag. Höhere Armutsraten haben nur Guinea und Südsudan. | |
Das Recht auf Zölle, um ihre eigenen Industrien zu schützen, haben | |
Entwicklungsländer im neoliberalen Zeitalter hart erkämpft. Andererseits | |
haben sie kaum Möglichkeiten, mehr Produkte aus den USA zu kaufen, um das | |
Handelsdefizit zu verringern. | |
„Afrika sollte ebenfalls eine umfassende Überprüfung seiner Handelsabkommen | |
machen“, schlägt Ngugi vor. Der Kontinent müsse mit einer Stimme sprechen | |
und sich auf ein eigenes Angebot konzentrieren, zum Beispiel in der | |
Energietransformation. Vor allem müsse er die Afrikanische Freihandelszone | |
voranbringen und den regionalen Handel stärken sowie innerafrikanische | |
Investitionskooperationen. | |
11 Jun 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.worldbank.org/en/publication/global-economic-prospects | |
[2] /Handelsstreit-nach-Trumps-Giga-Zoellen/!6093579 | |
[3] https://unctad.org/news/mapping-size-new-us-tariffs-developing-countries | |
[4] /Trumps-Zoelle/!6076529 | |
## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
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