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# taz.de -- Entwicklungsgelder der G7: Historische Kürzungen
> Kurz vor dem G7-Gipfel in Kanada warnt Oxfam: Die wirtschaftsstärksten
> Staaten planten die größten Streichungen von Entwicklungsetats seit 50
> Jahren.
Bild: Gipfeltreffen 2025: Die Staats- und Regierungschefs der G7 treffen sich i…
Berlin taz | Am Sonntag startet im kanadischen Kananaskis der G7-Gipfel
statt. Dort treffen sich die sieben wirtschaftlich stärksten Staaten aus
dem Westen: die USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan und
Großbritannien. Die kanadische Präsidentschaft will bei der Zusammenkunft
die Themen Sicherheit, Versorgung mit kritischen Mineralien und künstliche
Intelligenz in den Vordergrund stellen.
Die Entwicklungsorganisation Oxfam setzt im Vorfeld einen anderen
Schwerpunkt. Sie appelliert an die G7-Länder, ihre geplanten Kürzungen in
der Entwicklungszusammenarbeit zu überdenken. Nach Analyse von Oxfam wollen
die Staaten zusammengerechnet ihre Etats bis 2026 um voraussichtlich 28
Prozent gegenüber 2024 schrumpfen. „Das wäre die größte Kürzung in dem
Bereich seit Gründung der Staatengruppe im Jahr 1975“, schreibt Oxfam am
Mittwoch.
Laut der Entwicklungsorganisation stünden damit nächstes Jahr 44 Milliarden
US-Dollar weniger zur Verfügung. Der Löwenanteil stammt von den massiven
Einsparungen unter US-Präsident Trump, die rund 33 Milliarden US-Dollar
ausmachen. Aber auch Großbritannien wolle 5, Frankreich 3 und Deutschland
3,5 Milliarden US-Dollar streichen. Die Daten basieren auf der
Onlineplattform [1][Donor Tracker], die Budgets von öffentlicher
Entwicklungszusammenarbeit sowie Ankündigungen dazu sammelt.
Für Deutschland fußt die Prognose auf den Plänen der Ampelregierung für den
2025er-Haushalt. Während der Koalitionsverhandlungen der neuen Regierung
zeichneten sich weitere Einsparungen im Etat ab. Die Union forderte starke
Kürzungen und sogar die [2][Abschaffung des Entwicklungsministeriums]. Das
blieb zwar letztendlich erhalten, aber zum ersten Mal steht im
Koalitionsvertrag kein Bekenntnis zu dem UN-Ziel, mindestens 0,7 Prozent
der Wirtschaftsleistung für Entwicklungsfinanzierung auszugeben.
## „skandalös und kurzsichtig“
Das ist „skandalös und kurzsichtig“, findet Tobias Hauschild, Leiter des
Bereichs Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland. „Kürzungen haben
langfristige Folgen für Frieden und Sicherheit“. Bundeskanzler Merz solle
weiteren Einsparungen in Kanada „eine klare Absage erteilen“, fordert
Hauschild.
Entwicklungshilfeministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) hat das bereits
getan. „Ich kämpfe für eine gute Finanzierung der Entwicklungspolitik,
sowohl in Deutschland als auch in der EU“, sagte sie Ende Mai beim Treffen
ihrer EU-Kolleg*innen in Brüssel.
Und auch Parteikollege und Finanzminister [3][Lars Klingbeil erklärte
Anfang Juni] im Hinblick auf die öffentlichen Entwicklungsausgaben: „Gerade
jetzt, wo andere große Geberländer ihre Unterstützung zurückfahren, wird
Deutschland ein verlässlicher Partner bleiben.“ Zwei Wochen vorher hatte er
alle Ministerien zum Sparen aufgerufen. Der erste Haushaltsentwurf soll
noch vor der Sommerpause kommen.
Hilfs- und Entwicklungsorganisationen prangern schon jetzt die
lebensbedrohlichen Folgen der massiven Kürzungen an. Zahlreichen Programme
zur Versorgung mit überlebenswichtigen Medikamenten oder Lebensmitteln
wurden bereits eingestellt und auch langfristige Entwicklungsprojekte
liegen auf Eis. Die Kinderhilfsorganisation Save the Children warnte
vergangenen Monat, dass sie allein in Somalia diesen Monat 121
Ernährungszentren schließen müsse, die bislang mindestens 55.000 Kinder
unterstützt hätten.
11 Jun 2025
## LINKS
[1] https://donortracker.org/publications/budget-cuts-tracker#how-are-individua…
[2] /Laufende-Koalitionsverhandlungen/!6076885
[3] https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Reden/2025/2025-06-03-ham…
## AUTOREN
Leila van Rinsum
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