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# taz.de -- Schicksalsgipfel für G7: Das Wichtigste zum Treffen in Kanada
> In Kanada startet der erste G7-Gipfel nach Trumps Wiederwahl. Das
> Konfliktpotenzial ist groß – vor allem, was die Ukraine und den Nahen
> Osten angeht.
Bild: US-Präsident Trump trifft an Bord der Marine One vor dem G7-Gipfel in Ka…
Kananaskis dpa | Überschattet von einem neuen Krieg beginnt in Kanada der
erste Gipfel der G7-Gruppe seit [1][Donald Trumps] Rückkehr ins Weiße Haus.
Als letzter der G7-Chefs landete der US-Präsident am Sonntagabend
(Ortszeit) in Calgary. Heute soll er bei der ersten Arbeitssitzung am
Tagungsort in Kananaskis in den Rocky Mountains einen Vortrag zur
Weltwirtschaftspolitik halten.
Ziel solcher Gipfeltreffen ist eigentlich, eine einheitliche politische
Linie unter den Teilnehmern zu finden. Doch ist das möglich in dieser
Situation? Die Ungewissheit und das Konfliktpotenzial beim diesjährigen
Treffen führender demokratischer Wirtschaftsmächte sind groß – vor allem
mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die neue Eskalation im Nahen Osten.
Je weiter die G7-Staaten bei den großen Konflikten auseinanderdriften,
desto größer ist die Gefahr, dass die Runde ihre politische Bedeutung
verlieren könnte. US-Präsident Trump hat einen Hang zu Alleingängen und
unerwarteten Vorstößen. Das erschwert die Beratungen beim G7-Gipfel.
Schon vorab wurden die Erwartungen heruntergeschraubt, eine gemeinsame
Abschlusserklärung soll es nicht geben. Doch über wichtige Themen wollen
Trump, Bundeskanzler Friedrich Merz, für den es die erste große
internationale Bewährungsprobe werden dürfte, und Co trotzdem sprechen. Bei
diesen Aspekten dürfte es besonders spannend werden:
## Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran
Die [2][neue Eskalation im Nahen Osten] bereitet auch den G7-Chefs große
Sorgen. Viele Gespräche dürften sich um die Frage drehen, wie noch
Schlimmeres verhindert und der Weg zurück zu Gesprächen eingeschlagen
werden kann. Trump sagte kurz vor seinem Abflug nach Kanada, es sei Zeit,
dass sich beide Seiten verständigten. Es gebe gute Chancen darauf.
Gleichzeitig sagte er mit Blick auf Israel und den Iran: „Manchmal müssen
sie es ausfechten.“
Und die EU? In einer am Wochenende veröffentlichen Erklärung der
Mitgliedstaaten heißt es zwar, dass es dem Iran niemals gestattet werden
dürfe, eine Atomwaffe zu erlangen. Zugleich wird deutlich gemacht, dass
dauerhafte Sicherheit aus EU-Sicht nur durch Diplomatie und nicht durch
militärisches Handeln erreicht werden kann. Ob sich die G7-Partner auf
einen gemeinsamen Kurs oder sogar eine gemeinsame diplomatische Initiative
einigen können, ist fraglich.
## Der Krieg in der Ukraine
Die G7-Partner waren sich bislang einig, dass Russland nur durch eine
entschlossene und starke Unterstützung der Ukraine zur Aufgabe seines
Angriffskriegs bewegt werden kann. Dass die USA seit Trumps Rückkehr ins
Weiße Haus nicht mehr klar diese Linie verfolgen, sorgt bei den anderen
Teilnehmern der Gruppe seit Monaten für große Besorgnis. Beim Gipfel wollen
die Europäer nun versuchen, ihn wieder auf Linie zu bringen.
Es gehe nun darum, den von Trump angestoßenen Verhandlungsprozess über
einen Waffenstillstand voranzubringen, sagte Merz vor seinem Abflug nach
Kanada. „Dazu hat die Ukraine mit unserer Unterstützung Vorschläge
entwickelt, während Russland weiter auf Zeit spielt und brutal Krieg
führt.“ Um [3][Moskau an den Verhandlungstisch zu bringen], brauche es
zusätzlichen Druck – über Sanktionen. Die erhoffen sich die Europäer auch
von Trump.
Am Dienstag wird auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als
Gast bei dem Gipfel erwartet, es soll auch ein Treffen nur mit ihm und
Trump geben. Er forderte die G7-Runde vorab bereits auf, den Druck auf
Russland zu erhöhen.
## Streit um Zölle, Einigkeit bei begehrten Rohstoffen
Ziemlich haklig dürften beim Gipfel auch die Gespräche über die
Wirtschaftspolitik werden. Mit seinen Zollentscheidungen verstößt
US-Präsident Trump nach Auffassung der anderen G7-Staaten klar gegen die
von der Gruppe propagierten Prinzipien einer offenen, liberalen und
regelbasierten Wirtschaftsordnung. Die große Frage ist, wie das
thematisiert wird, ohne großen Streit und ein Scheitern des Gipfels zu
provozieren.
Denkbar ist, dass sich die Gruppe in den Arbeitssitzungen deswegen auf
Themen konzentriert, bei denen es noch gemeinsame Interessen gibt. So
wollen die Mitgliedstaaten beispielsweise alle unabhängiger von Rohstoffen
aus Staaten wie China werden – vor allem, wenn es um Stoffe wie Erze oder
seltene Erden geht, die etwa für Energiesparanwendungen oder moderne
Informations- und Kommunikationstechnologien wichtig sind.
## Was auf der Strecke bleibt
Der G7 führender demokratischer Industrienationen gehören neben Gastgeber
Kanada, den USA und Deutschland auch Japan, Frankreich, Italien,
Großbritannien und die Europäische Union an. Die Gruppe verstand sich viele
Jahre auch als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel und die Armut auf
der Welt.
Wegen Trumps Desinteresse an diesen Themen könnte die Runde in diesen
Bereichen in den kommenden Jahren allerdings bedeutungslos werden. So
befürchtet die Organisation Oxfam, dass die [4][Entwicklungshilfeausgaben
der G7 für das Jahr 2026 im Vergleich zu 2024 um 28 Prozent sinken
könnten.]
Vor dem Hintergrund der Politik von Trump wird in diesem Jahr auch auf eine
umfassende gemeinsame Abschlusserklärung verzichtet. Um die G7 nicht
vollkommen handlungsunfähig erscheinen zu lassen, will Gastgeber Kanada
allerdings mehrere kleinere Statements zu unstrittigen Themen verabschieden
lassen. Eines davon soll sich etwa dem Kampf gegen Waldbrände widmen. Diese
sind auch für Trump ein wichtiges Thema – auch wenn er wiederholt
anzweifelte, dass sie durch den Klimawandel befördert werden.
## Partnerprogramm mit Gondel und Schokolade
Mit dabei in Kananaskis ist auch Merz' Frau Charlotte. Das ist eine
Besonderheit bei den G7-Gipfeln, es gibt in aller Regel ein Programm für
die Partnerinnen und Partner. Auch Kanadas Regierungschef und Gastgeber
Mark Carney kam in Begleitung seiner Frau Diana Fox an. Charlotte Merz und
die anderen Begleitungen werden dann unter anderem mit einer Gondel zum
Gipfel des Sulphur Mountain fahren und die Schokolade eines örtlichem
Chocolatiers verkosten, wie eine Sprecherin der Bundesregierung mitteilte.
16 Jun 2025
## LINKS
[1] /Donald-Trump/!t5204455
[2] /Iran-Israel-Krieg/!t5255686
[3] /Krieg-in-der-Ukraine-und-Diplomatie/!6089411
[4] /Entwicklungsgelder-der-G7/!6093621
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