# taz.de -- Gesetz gegen Einschüchterungsklagen: Pranger wirkt besser | |
> Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat einen Gesetzentwurf gegen | |
> sogenannte Slapp-Klagen vorgelegt. Viel erwarten sollte man nicht davon. | |
Bild: Hat den Anwendungsbereich der EU-Richtlinie auf inner-deutsche Fälle erw… | |
Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat [1][einen Gesetzentwurf gegen | |
Einschüchterungsklagen] vorgelegt. International spricht man von | |
[2][„Slapp-Klagen“] – Strategic Lawsuits against Public Participation. Der | |
Gesetzentwurf will Journalisten und NGOs vor der Einschüchterung durch | |
zivilrechtliche Klagen, etwa auf Schadenersatz, schützen. Klagen, die | |
unbegründet und missbräuchlich sind, sollen schneller entschieden werden | |
(das ist gut) und zu einer kleinen Extragebühr führen (das ist bloße | |
Symbolik). | |
Ministerin Hubig hat sich das nicht ausgedacht. Es gibt vielmehr [3][eine | |
EU-Richtlinie], die sie umsetzen muss. Allerdings gilt die EU-Richtlinie | |
nur für grenzüberschreitende Fälle. Dass Hubig den Anwendungsbereich auf | |
inner-deutsche Fälle erweitert, ist konsequent – wenn schon, denn schon. | |
Viel erwarten sollte man von dem Gesetz aber nicht. Denn es wird kaum | |
Anwendungsfälle geben. Wann ist eine Klage, bei der es um die Abwägung von | |
Persönlichkeitsrechten und Meinungsfreiheit geht, schon offensichtlich | |
unbegründet? Es will ja auch niemand, dass ein Anti-Slapp-Gesetz rechten | |
Hetzern gegen die Klagen ihrer Opfer nützt. | |
## Die Hohenzollern machten es vor | |
Schon auf den bekanntesten deutschen Fall, bei dem die Hohenzollern mit | |
über 120 Klagen gegen kritische Wissenschaftler und Journalisten vorgingen, | |
passt das geplante Gesetz nicht. Denn die Hohenzollern erhoben keine | |
„unbegründeten“ Klagen, sondern piesackten ihre Kritiker, indem sie | |
kleinlichst gegen falsche Details in deren Berichten klagten. Auch vieles | |
andere wird vom Gesetzentwurf nicht erfasst, etwa Abmahnungen, | |
Social-Media-Löschanträge oder Strafanzeigen. | |
Ein anderer bekannter Fall zeigt, dass man sich gegen Slapp-Kläger am | |
effizientesten wehrt, in dem man sie öffentlich an den Pranger stellt. Vor | |
einigen Jahren gingen Südtiroler Obstbauern juristisch gegen das Münchner | |
Umweltinstitut wegen dessen Pestizid-Kritik vor. Doch das Institut gewann | |
nicht nur den Prozess, sondern nutzte auch das öffentliche Interesse. Noch | |
heute denken viele, wenn sie von Südtiroler Äpfeln hören, sofort an hohen | |
Pestizideinsatz. | |
24 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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