# taz.de -- ++ Bundestagssitzung zum Finanzpaket ++: Schuldenpaket ist beschlos… | |
> Der Bundestag hat grünes Licht für ein milliardenschweres Kreditpaket für | |
> Investitionen in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz gegeben. | |
Bild: Rappelvoll: Der Bundestag am Dienstag | |
Worum es heute ging: Am Dienstag hat der Bundestag bei der letzten Sitzung | |
in seiner alten Zusammensetzung über eine Grundgesetzänderung abgestimmt, | |
[1][auf die sich CDU/CSU, SPD und Grüne am Freitag geeinigt hatten]. | |
Elemente sind zum einen das Streichen eines Deckels in der Schuldenbremse | |
für Verteidigungsausgaben. Zum anderen soll [2][ein 500 Milliarden Euro | |
umfassendes Sondervermögen] – eine Kreditlinie außerhalb der Schuldenbremse | |
– für Investitionen in Infrastruktur geschaffen werden. Drittens sollen die | |
Länder das Recht bekommen, sich bis zu einer Grenze von 0,35 Prozent des | |
BIP wieder verschulden zu können. | |
Dafür sind eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag und am Freitag auch im | |
Bundesrat nötig. CDU/CSU, SPD und Grüne stellen zusammen mehr als die | |
notwendigen zwei Drittel der Abgeordneten. Allerdings war es möglich, | |
[3][dass es mehr als 31 Abweichler:innen g]eben könnte . Es gab | |
[4][eine namentliche Abstimmung], das heißt, es wird anschließend bekannt, | |
wer wie gestimmt hat. Im neu gewählten Bundestag haben Union, SPD und Grüne | |
keine Zweidrittelmehrheit mehr. | |
## Bundestag beschließt Schuldenpaket | |
16:01 Uhr: Das Ergebnis liegt vor: 720 Stimmen wurden abgegeben, 513 | |
Abgeordnete haben mit Ja gestimmt, 207 mit Nein. Die Grundgesetzänderung | |
wurde demnach angenommen – mit sieben Abweichler:innen aus den eigenen | |
Reihen. (ale) | |
## Der Änderungsantrag zum Änderungsantrag ist abgelehnt | |
15:28 Uhr: Überraschung. Der Änderungsantrag zum Änderungsantrag ist | |
abgelehnt. Nun beginnt die eigentliche Schlussabstimmung. Die Mehrheit von | |
Zwei-Dritteln ist erforderlich, heißt 489 Abgeordnete müssen mit Ja | |
stimmen. Die Wahlurnen sind nun 20 Minuten geöffnet. Danach wird | |
ausgezählt. (ale) | |
## FDP-Antrag für einen Verteidigunsfonds fällt durch | |
14:50 Uhr: Auch der Antrag zur Errichtung eines Verteidigunsfonds der FDP | |
fällt durch. So, und jetzt beginnt tatsächlich die namentliche Abstimmung | |
über den Antrag von Union, SPD und Grünen zur Änderung des Grundgesetzes. | |
Nein, zuerst wird über den Änderungsantrag der FDP zur Änderung des | |
Grundgesetzes abgestimmt. Olaf Scholz nutzt die Gelegenheit, sich von der | |
FDP zu verabschieden. Plauscht freundlich mit Johannes Vogel und Christian | |
Dürr. Schreitet dann weiter zu Marco Buschmann. Wahlverlierer unter sich. | |
Die Stimmung von oben betrachtet: fast freundschaftlich. (ale) | |
Debatte endet, Abstimmung beginnt | |
14.30 Uhr: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) erklärt die Debatte für | |
beendet und eröffnet die namenliche Abstimmung über den Gesetzentwurf der | |
FDP. Die Urnen werden 20 Minuten geöffnet bleiben. Anschließend wird die | |
Sitzung zur Auszählung für etwa 10 Minuten unterbrochen. Da noch zwei | |
weitere namentliche Abstimmungen folgen werden, wird die Sitzung noch | |
mindestens eine Stunde dauern. Ein endgültiges Ergebnis wird es also kaum | |
vor 15.30 Uhr geben. | |
Zunächst wird aber über den Antrag des BSW „Nein zu Kriegstüchtigkeit, Ja | |
zu Diplomatie“ abgestimmt, genauer gesagt über die Beschlussempfehlung aus | |
dem Ausschuss den Antrag abzulehnen.. Das BSW und drei Abgeordnete der | |
Linken stimmen gegen diese Empfehlung. Die Mehrheit des Bundestags dafür. | |
Damit ist der Antrag des BSW durchgefallen. (ga, ale) | |
## Letzte Worte vom SPD-Haushaltspolitiker | |
14.25 Uhr: Das letzte Wort in der Aussprache hat der haushaltspolitische | |
Sprecher der SPD-Fraktion, Dennis Rohde. In salbungsvollen Worten mahnt er | |
eine Zustimmung zu der Grundgesetzänderung an. „Wir schreiten gleich zu den | |
Wahlurnen.“ Das sei der Moment, an dem an dem sich die Zukunft des Landes | |
entscheide. „Lassen Sie uns ja sagen, dass wir den kommenden Generationen | |
eine funktionirende Infrastruktur und wehrhaften Staat hinterlassen.“ Viel | |
zu oft habe man in Deutschland in der Vergangenheit über Haushaltszahlen | |
gestritten, während andere Fakten geschaffen hätten. „Wer nichts | |
investiert, wird am Ende der Verlierer sein.“ (cem) | |
## Rechtsextremer macht Witze über Merz | |
14:15 Uhr: Der fraktionslose Abgeordnete Robert Farle (einst AfD) hat | |
ebenfalls seinen letzten Auftritt. Und sorgt, was ihm selten gelang, für | |
einen Moment der Heiterkeit. „Friedrich Merz hat nicht in allen Punkten | |
gelogen. Er hat gesagt, er wolle Kanzler werden.“ | |
Fabian Köster von der Heute-Show ist übrigens auch vor Ort. Die | |
FDP-Politiker Konstantin Kuhle und Johannes Vogel haben schon | |
vorbeigeschaut. (ale) | |
## Thorsten Frei kündigt schmerzhafte Entscheidungen an | |
14.10 Uhr: Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, | |
Thorsten Frei, macht schon mal deutlich, dass die Union sich längst noch | |
nicht am Ende der Verhandlungen sieht. „Wir werden viele schmerzhafte | |
Entscheidungen treffen müssen in den nächsten Wochen“, sagt er. Er mahnt | |
eine große Sparinitiative an, die folgen müsse. „Wir müssen auch über | |
Nachrangigkeiten sprechen. Die Spaltlinien in unserer Gesellschaft dürfen | |
wir nicht nur mit Geld zudecken.“ (cem) | |
## CDU-Abgeordneter will Schweine züchten und Honig ernten | |
14:05 Uhr: Diese wirklich letzte Sitzung des 20. Bundestages bietet noch | |
einmal Gelegenheit für Abschiedsreden. Etwa die von Josef Rief (CDU) aus | |
dem Wahlkreis Bieberach, der mit den Worten aus dem Bundestag ausscheidet: | |
„Ich werde, so weit es geht, wieder Getreide anbauen, Schweine züchten und | |
Honig ernten. Das Wichtigste: Die Ernährung sichern.“ | |
Apropos Ernährung: Das Abgeordnetenrestaurant hat ausgerechnet heute | |
geschlossen. Deshalb bildet sich vor der Kantine eine lange Schlange. | |
Drinnen: Journalist:innen, Mitarbeiter:innen und Politiker:innen, | |
darunter die künftige Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), | |
Koalitionsverhandlerin Karin Prien (CDU), der ausscheidende | |
Grünen-Bildungspolitiker Kai Gehring und Außenexperte und Merz-Berater | |
Johann Wadephul – alle auf Plastikstühlen vor Plastiktabeletts. | |
Passt doch: Billionenschulden für die Bürger:innen, Kantinenflair für die | |
Abgeordneten. (ale) | |
## Namentliche Abstimmung wohl ab 14.10 Uhr | |
14:00 Uhr: Die Debatte im Bundestag nähert sich dem Ende. Die namenliche | |
Abstimmung dürfte nach den letzten Reden gegen 14.10 Uhr beginnen. Ein | |
Ergebnis wird es wegen des langwierigen Abstimmungsverfahrens aber nicht | |
sofort geben – im Gegenteil. | |
Zunächst wird namentlich über den Gesetzentwurf der FDP abgestimmt. Bei | |
einer zweiten Abstimmung geht es um den Änderungsantrag der FDP zur von | |
Union und SPD vorgelegten Grundgesetzänderung. Erst danach wird, wiederum | |
namentlich, über die eigentliche Grundgesetzänderung abgestimmt, bei der | |
eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig ist. Nach jedem Wahlgang wird die | |
Sitzung für 10 Minuten unterbrochen, um die Stimmen auszuzählen. | |
Es dürfte also noch mindestens eine Stunde dauern, bis ein endgültiges | |
Ergebnis vorliegt. (ga) | |
## DIW-Präsident fordert unabhängigen Rat zu Kontrolle der Ausgaben aus | |
Schuldenpaket | |
14:00 Uhr: Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung | |
(DIW), Marcel Fratzscher, hat eine strenge Kontrolle über die Verwendung | |
der geplanten Finanzpakete für Infrastruktur und Verteidigung gefordert. | |
Nötig sei ein „unabhängiger Fiskalrat“, der überprüfe, ob die Gelder | |
tatsächlich in Infrastruktur und Sicherheit fließen und nicht etwa in | |
Sozialausgaben, sagte Fratzscher am Dienstag den Sendern RTL und ntv. | |
Das Sondervermögen für die Infrastruktur sei zwar wichtig, aber nicht | |
optimal: „Es ist nicht die beste Lösung – und es schafft weniger | |
Transparenz“, sagte der Ökonom. Es bestehe die Gefahr, dass die Gelder am | |
Bundestag vorbei für andere Dinge verwendet würden. (afp) | |
## Brandenburger SPD hofft noch auf Einigung mit BSW über Finanzpaket | |
13:22 Uhr: Kurz vor der Sitzung des Bundesrats zum Finanzpaket hält die SPD | |
im Brandenburger Landtag noch auf die Beilegung des Streits mit dem | |
Koalitionspartner BSW. „Wir als SPD stehen hinter dem kompletten Paket“, | |
sagte Fraktionschef Björn Lüttmann. Innerhalb der Landesregierung werde bis | |
zur letzten Minute darüber verhandelt, wie Brandenburg im Bundesrat | |
abstimmt. Dazu seien Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und | |
Vize-Regierungschef Robert Crumbach im Gespräch. Die SPD-Fraktion wünsche | |
sich eine Einigung. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) signalisiert jedoch | |
Ablehnung für neue Schulden für Verteidigung im Milliarden-Finanzpaket. | |
Damit bahnt sich für die Abstimmung am Freitag im Bundesrat eine Enthaltung | |
an. (dpa) | |
## Strobl (CDU) fordert mehr Geld für die Kommunen | |
12:45 Uhr: Auch der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl | |
(CDU) tritt als Ländervertreter ans Redner:innenpult und sieht sich | |
zugleich als „Anwalt der Kommunen.“ Die Infrastruktur sei im Wesentlichen | |
kommunal „vom Krankenhaus bis zur digitalen Glasfaserinfrastruktur“, | |
erinnert Strobl. Aber die kommunalen Haushalte seien zunehmend belastet. | |
Bund und Länder müssten die Kommunen beim Ausbau des Glasfasernetzes weiter | |
unterstützen. Strobl fordert aber auch, dass die Kommunen auskömmlich | |
finanziert werden müssen. | |
Droht ein neuer Streit um die Verteilung der Bund-Länder-Finanzen? Zur | |
Bedingung macht Strobl das im Bundestag aber nicht. Die | |
Grundgesetzänderungen müssen auch vom Bundesrat mit Zweidrittelmehrheit | |
gebilligt werden. Die Zustimmung Baden-Württembergs gilt als sicher. Die | |
Länderkammer tritt am Freitag zusammen. (ale) | |
## Rheinland-Pfalz’ Ministerpräsident will „Wunden aus dem Wahlkampf“ | |
heilen | |
12:30 Uhr: Alexander Schweitzer (SPD) spricht als Ministerpräsident von | |
Rheinland-Pfalz. Die Länder sollen 100 Milliarden aus dem Sondervermögen | |
für Infrastruktur bekommen. Schweitzer bemüht sich, „Wunden aus dem | |
Wahlkampf“ zu heilen, lobt die Grünen für einen „erweiterten“ | |
Sicherheitsbegriff und natürlich seine eigene Partei: Sicherheit sei eben | |
nicht ausschließlich auf die Aufgaben der Bundeswehr beschränkt. Es gehe | |
auch um Infrastruktur und soziale Sicherheit. | |
Schweitzer sieht ein Jahrzehnt der Modernisierung und der Infrastruktur. | |
„Wir brauchen die Ausweitung der Schuldenregel in den Ländern“. Denn eine | |
Rheinbrücke finanziere man nicht mal eben aus dem Haushalt, es brauche | |
einen Kraftakt. (ale) | |
Grüne kristisieren Steuergeschenke der Union | |
12:15 Uhr: Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner geißelt die von der Union | |
geplanten Steuergeschenke, von denen vor allem Reiche und Besserverdienende | |
profitierten. Ein absolutes No-Go in dieser Zeit so hoher Schulden. | |
Brantner fordert, Steuerschlupflöcher zu schließen, etwa bei der | |
Erbschaftssteuer. Auch SPD-Fraktionschef Lars Klingbeil sprach Montagabend | |
vor der Fraktionssitzung davon, dass man Steuerschlupflöcher schließen | |
müsse. Die Erbschaftssteuer erwähnte er aber nicht. | |
Brantner fordert von Merz einen „Adenauermoment“, um ein neues Kapitel der | |
europäischen Integration aufschlagen. Das sieht sie allerdings noch nicht, | |
dagegen viel „Kleinmut“ und „Mackertum aus Bayern.“ (ale) | |
## Splitterpartei demonstriert vor dem Parlament | |
12.10 Uhr: Vor dem Bundestag demonstriert die Partei „Die Basis“. Man sei | |
gegen die „Kriegsmilliarden“. Frage: Gehen Sie wirklich davon aus, dass | |
Deutschland einen Krieg plant? Ein Mann mit blauer Mütze sagt: „Wenn | |
Deutschland Soldaten und Waffen in die Ukraine schickt, ist das quasi eine | |
Beteiligung am Krieg.“ Aber die Rede ist doch von einer Friedenstruppe? | |
Schnauben. Und was ist von dem Telefonat zwischen Trump und Putin zu | |
halten? Eine Frau mit roter Mütze antwortet: „Wer immer den Krieg beendet, | |
hat mein Vertrauen.“ (ale) | |
## Blumen für Bärbel Bas | |
12.10 Uhr: Als Dobrindt redet, wird vor dem Eingang zum Plenarsaal Bärbel | |
Bas als Bundestagspräsidentin mit Blumen empfangen. Die SPD-Politikerin | |
tritt nach zwei Stunden Sitzungsleitung vom Pult, von dem sie seit mehr als | |
drei Jahren durch die Bundestagssitzungen geführt hatte. Das Präsidium der | |
wahrscheinlich wirklich letzten Bundestagssitzung in der laufenden | |
Legislaturperiode übernimmt nun CDU-Politikerin Yvonne Magwas. (cem) | |
## Dobrindt dankt allen außer Esken | |
12:00 Uhr: CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt beginnt seine Rede mit | |
einem ausschweifenden Dank an seine Verhandlungspartner*innen, die den | |
Kompromiss möglich machten. „Ich will die Gelegenheit wahrnehmen, mich zu | |
bedanken, bei meiner Fraktion, bei der SPD, bei der Grünen-Fraktion.“ Dann | |
nennt er noch die Spitzen der Verhandler persönlich, doch ein Name fehlt: | |
Der von SPD-Co-Chefin Saskia Esken, die das Paket ebenfalls mitverhandelte. | |
(cem) | |
## Pistorius bezeichnet Russland als größte Bedrohung | |
11:45 Uhr: Der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius spricht für | |
die SPD als einer, der sich auch als künftiger Verteidigungsminister | |
bewirbt: „Europa muss erwachsen werden“. Wer heute zaudere, verleugne die | |
Realität. Denn: Bedrohungslage gehe vor Kassenlage. „Russland stellt die | |
größte Bedrohung für die europäische Sicherheit dar.“ Putin wolle keinen | |
Frieden in der Ukraine. Pistorius sagt aber auch: Die Allianz mit den | |
Amerikanern werde nicht in Frage gestellt, das transatlantische Bündnis | |
werde durch die Entscheidungen heute gestärkt. „Wir stehen vor einer neuen | |
Epoche für Deutschland, für Europa, für die Nato.“ (ale) | |
## Wer in der ersten Reihe sitzt | |
11.40 Uhr: Interessant übrigens, welche Personen bei den Fraktionen in der | |
ersten Reihe sitzen. AfD: ein Mann, Union: eine Frau, drei Männer, Grüne: | |
eine Frau, SPD: drei Frauen, ein Mann. (ale) | |
## Chrupalla übersieht den Kanzler | |
11:35 Uhr: AfD-Chef Tino Chrupalla schaut sich um: „Wo ist eigentlich der | |
Bundeskanzler?“ Ach ja, sitzt neben ihm. Dann zielt er vor allem auf | |
Friedrich Merz ab: „Sind Sie sich eigentlich sicher, dass Sie jemals | |
Bundeskanzler werden?“ Merz ginge es nicht um das Land, sondern um die | |
Kanzlerschaft. Merz ist mit seinem Handy beschäftigt. Er muss wohl noch die | |
letzten Abweichler einsammeln. (ale) | |
## Christian Dürr sagt „auf Wiedersehen“ | |
11.30 Uhr: „Ich sage herzlichen Dank und auf Wiedersehen“, sagt der | |
amtierende Fraktionsvorsitzende der FDP, Christian Dürr. In seiner vorerst | |
letzten Rede im Bundestag kritisiert er Friedrich Merz und seine | |
Unionsfraktion scharf für ihr geplantes Schuldenpaket. „Die Tatsache, dass | |
Ihre Fraktion am heutigen Tag von Grünen und SPD so vorgeführt werden kann, | |
ist Zeichen Ihrer Ambitionslosigkeit“, ruft er Merz entgegen. Die FDP gehe | |
nun in die außerparlamentarische Opposition. Bereits am Sonntag hatte Dürr | |
erklärt, die Liberalen in dieser Zeit als Parteichef anführen zu wollen. | |
Dafür kündigt er eine Reform des Liberalismus-Begriffs an, an dem die FDP | |
nun arbeiten werde. Doch wie das aussehen soll, erwähnt er nicht. Eine | |
Änderung der Haltung zur Schuldenbremse zumindest ist nicht zu erwarten. | |
(cem) | |
## Christian Dürr versucht es mit Anagrammen und Metaphern | |
11:25 Uhr: Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Dürr (zum vorerst letzten | |
Mal in dieser Position im Bundestag), der sich nun auch auf den | |
Parteivorsitz bewirbt, müht sich, in die rhetorischen Fußstapfen von | |
Christian Lindner zu treten. Er versucht sich an der Neuschöpfung von | |
Anagrammen – man habe es jetzt mit einer „Schuko“, also Schuldenkoalition | |
zu tun – und wirft mit (ausbaufähigen) Metaphern um sich: „So wenig wie es | |
einen vegetarischen Schlachthof gibt, so, wenig gibt es einen ausufernden | |
Staat,der die wirtschaftliche Freiheit garantiert.“ Seine Angriffe richten | |
sich vor allem gegen die Union und Friedrich Merz. | |
Robert Habeck und Olaf Scholz blättern derweil in Akten. Die Rede haben sie | |
in anderer Variation wohl schon hier und da gehört. (ale) | |
Haßelmann (Grüne) widerspricht „Herrn Merz“ | |
11:10 Uhr: So ganz ist der Beef zwischen Grünen und Union noch nicht | |
ausgeräumt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann spricht nach | |
Merz und rechnet noch einmal mit dem Verhalten der Union während der Ampel | |
ab. Sie widerspricht „Herrn Merz“. „Die Bedingungen haben sich im Verglei… | |
zum letzten Jahr nicht geändert.“ Aber die Union habe stets behauptet: Wir | |
haben kein Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem. „Wie sehr haben Sie meine | |
Kollegen diffamiert für ihr Bemühen, in diesem Land zu investieren, Schulen | |
zu sanieren, in Bahninfrastruktur. Und meistens mit einer solchen | |
Überheblichkeit und einem solchen Populismus, dass einem schlecht werden | |
konnte.“ | |
Da klatschen nicht nur die Grünen, sondern auch SPD-Abgeordnete. Haßelmann | |
weiter: Dass die Grünen heute zustimmen, liege daran, dass sie (im | |
Gegensatz zur Union in der Opposition) nicht auf Totalblockade stellen. | |
Denn die Grundgesetzänderungen seien „in der Sache richtig“. (ale) | |
## Merz spricht in bester SPD-Rhetorik | |
11:00 Uhr: Merz verteidigt die 500 Milliarden für Infrastruktur und | |
Klimaschutz in bester SPD-Rhetorik – „handlungsfähiger Staat“ –, deutet | |
aber auch an, dass an anderer Stelle gekürzt werden müsse. Und zwar anhand | |
des Beispiels NRW, seines Landesverbands. Von 17 Milliarden Euro Einnahmen | |
gingen jährlich 13 Milliarden in Sozialausgaben. Die Richtung ist klar: Es | |
wird mit der Union im Kanzleramt sozial kälter in Deutschland. (ale) | |
## Merz warnt vor „trügerischer Sicherheit“ | |
10.55 Uhr: Merz verteidigt, dass Verteidigungsausgaben künftig in | |
unbegrenzter Höhe über Kredite finanziert werden. Man habe sich in den | |
letzten Jahrzehnten in „trügerischer Sicherheit“ gewiegt. Partner und | |
Feinde würden heute auf Deutschland schauen. Es sei der erste große Schritt | |
zu einer neuen europäischen Verteidigungsgemeinschaft, welche auch Länder | |
wie Großbritannien und Norwegen einschließe. Und welch schöner Zufall: | |
Heute vor 35 Jahren wurde zum ersten und letzten Mal die Volkskammer der | |
DDR in freier Wahl gewählt. (ale) | |
Merz: „Klimaneutralität ist kein neues Staatsziel“ | |
10.52 Uhr: Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte, in der besonders von | |
AfD, Linken und BSW noch einmal grundsätzliche Kritik am Verfahren geäußert | |
wurde, beginnt nun die eigentliche Aussprache. Unionsfraktionschef | |
Friedrich Merz verwahrt sich gegen den Vorwurf, dass Klimaschutz nun als | |
Staatsziel festgeschrieben werde. „Wenn heute noch einmal Klimaneutralität | |
im hinteren Teil des Grundgesetzes auftaucht, ist das kein neues | |
Staatsziel.“ (ale) | |
## Klingbeil spricht von „historischer Entscheidung“ | |
10.45 Uhr: SPD-Co-Chef Lars Klingbeil spricht davon, dass der Bundestag vor | |
einer „historischen Entscheidung“ stehe. „Es geht um einen positiven | |
Aufbruch für Deutschland und Europa“, sagt der Fraktionschef in der | |
Bundestagsdebatte. Deutschland sollte bereit sein, Führungsverantwortung zu | |
übernehmen, um Frieden in Europa aufrechtzuerhalten, sagt er mit Blick auf | |
den russischen Überfall auf die Ukraine. (rtr) | |
Tagesordnungsanträge werden abgelehnt | |
10.36 Uhr: Der Bundestag hat mit den Stimmen von SPD, Union und Grünen die | |
Anträge von FDP und AfD abgelehnt, die Sitzung zur Entscheidung über das | |
milliardenschwere Finanzpaket wieder abzusetzen. AfD und FDP kritisieren, | |
dass die Entscheidung nicht mehr vom alten Bundestag getroffen werden | |
dürfe. Redner von Union, SPD und Grünen argumentieren mit der | |
Eilbedürftigkeit. Das BSW stimmt für den AfD-Antrag. (rtr) | |
BSW will für AfD-Antrag stimmen | |
10.34 Uhr: Die BSW-Abgeorndte Jessica Tatti kündigt an, dass ihre Gruppe | |
„auch heute für den AfD-Antrag“ stimmen werde, den „elenden | |
Tagesordnungspunkt abzusetzen“. Nicht weil sie die AfD so toll finde, | |
sondern weil das BSW als Gruppe so einen Antrag nicht stellen dürfe. Es | |
gehe um die Verhinderung der „Kriegskredite“. (ga) | |
## Linke plädiert für Vertagung | |
10.32 Uhr: Christian Göhrke (Linke) plädiert vehement für eine Vertagung in | |
den neu gewählten Bundestag: Noch sei Zeit, diesen Irrweg zu beenden, sagt | |
Göhrke. (ga) | |
Irene Mihalic wirft AfD faschistische Suppe vor | |
10.30 Uhr: In der Debatte um die Geschäftsordnung hat die | |
Grünen-Abgeordnete Irene Mihalic der AfD und speziell Alcie Weidel | |
vorgeworfen, sie wolle mit ihrem Frontalangriff auf die Verfassungsorgane | |
„ihre faschistische Suppe anrühren“. Der AfD gehe es nicht um die Sache, | |
sondern „einzig und allein um die Delegitimierung und Zerstörung der | |
Verfassungsorgane.“ | |
Zuvor hatten AfD, aber auch die FDP Geschäftsordnungsanträge gestellt, um | |
die Abstimmung über die Grundgesetzänderung zu verhindern. (ga) | |
Unions- und SPD-Fraktionen fast vollständig in Sitzung | |
10:05 Uhr: Die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD sind vor der | |
Abstimmung über das milliardenschwere Finanzpaket fast vollzählig | |
zusammengekommen. Bei der Union fehlen nach Angaben aus Fraktionskreisen | |
nur wenige Parlamentarier, es werde mit maximal fünf Abweichlern gerechnet. | |
Bei der SPD fehle ein Abgeordneter aus Krankheitsgründen, hieß es in der | |
Fraktion. SPD, Union und Grüne haben im Bundestag 31 Stimmen mehr als die | |
nötige Zweidrittelmehrheit für die Grundgesetzänderungen. (rtr) | |
## Erinnerung an Volkskammerwahl 1990 | |
10:05 Uhr: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat die Sitzung eröffnet | |
und zu Beginn an die letzte Wahl zur DDR-Volkskammer vor genau 35 Jahren am | |
18. März 1990 erinnert. Damals habe eine „demokratische Euphorie“ | |
vorgeherrscht, was zeige: „Wir können Menschen für unsere Demokratie | |
begeistern und fürs Mitmachen gewinnen“, sagt die SPD-Politikerin und | |
betont: „Wie damals müssen wir sachliche Debatten führen, unrealistischen | |
Erwartungen entgegentreten und kluge Beschlüsse fassen.“ (rtr/taz) | |
## Grüne erwarten „riesengroße Unterstützung“ | |
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann rechnet bei der | |
Bundestagsabstimmung über die Grundgesetzänderungen zum Finanzpaket von | |
Union und SPD am Dienstag mit breitem Zuspruch aus ihren Reihen. Das am | |
Freitag erzielte Verhandlungsergebnis der Grünen mit den wahrscheinlich | |
künftigen Regierungsparteien erfahre eine „riesengroße Unterstützung“ bei | |
den Parlamentarierinnen und Parlamentariern, sagte Haßelmann am Dienstag | |
vor der Bundestags-Sondersitzung. „Darüber sind wir sehr froh.“ | |
Haßelmann zufolge habe ein Fraktionsmitglied angekündigt, gegen die | |
geplanten Grundgesetzänderungen zu stimmen. Vier weitere könnten | |
krankheitsbedingt nicht an der Abstimmung teilnehmen. Sie gehe daher davon | |
aus, dass von den 117 Grünen-Abgeordneten 112 mit Ja stimmen werden. (afp) | |
## Drei Milliarden für die Ukraine am Freitag | |
09.20 Uhr: Der Haushaltsausschuss des Bundestages soll Insidern zufolge in | |
einer Sondersitzung am Freitag drei Milliarden Euro zusätzliche | |
Militärhilfe für die Ukraine für das Jahr 2025 beschließen. Das haben | |
CDU-Chef Friedrich Merz und Kanzler Olaf Scholz (SPD) vereinbart, erfährt | |
die Nachrichtenagentur Reuters aus Fraktionskreisen. Zuvor soll der | |
Bundesrat dem milliardenschweren Finanzpaket zustimmen. (rtr) | |
## 🐾 Befreiungsschlag in Sicht | |
07:15 Uhr: Das Finanzpaket der künftigen Bundesregierung wird laut Ökonomen | |
die Konjunktur beleben und dazu beitragen, dass der Standort nicht weiter | |
verfällt, [5][schreibt taz-Wirtschaftsredakteurin Anja Krüger.] (taz) | |
Merz, Klingbeil und Brantner optimistisch | |
07:00 Uhr: Kurz vor der entscheidenden Abstimmung des alten Bundestages | |
haben sich die Parteichefs von CDU, SPD und Grünen optimistisch geäußert, | |
dass am Dienstag die nötige Zweidrittelmehrheit zustande kommen wird. | |
CDU-Chef Friedrich Merz und SPD-Fraktionschef Lars Klingbeil sprachen nach | |
Fraktionssitzungen von sehr wenigen Abweichlern, so dass die Mehrheit von | |
31 Stimmen nicht als gefährdet gilt. Bei einer Probeabstimmung in der | |
Grünen-Fraktion gab es eine Nein-Stimme, die schon vorher bekannt war. | |
Grünen-Co-Chefin Franziska Brantner sprach davon, dass sich keine | |
Schwierigkeiten abzeichneten. Ein Risiko könnten weitere Eilanträge von | |
FDP- und AfD-Politikern gegen das Votum am Dienstag sein, die in Karlsruhe | |
eingereicht wurden. (rtr) | |
Bundesverfassungsgericht weist Eilanträge gegen Milliardenpaket ab | |
00:00 Uhr: Das Bundesverfassungsgericht hat Eilanträge mehrerer | |
Bundestagsabgeordneter gegen die von CDU/CSU, SPD und Grünen geplante | |
Abstimmung über Grundgesetzänderungen zu Schuldenbremse und Sondervermögen | |
abgewiesen. Das teilte das Karlsruher Gericht am Montag mit. Abgeordnete | |
der AfD und der FDP sowie BSW und Linke hatten die Beratungszeit als zu | |
kurz beanstandet, dadurch seien ihre Mitwirkungsrechte verletzt. Der Zweite | |
Senat des Bundesverfassungsgerichts kündigte an, die Frage, ob das | |
Gesetzgebungsverfahren die Mitwirkungsrechte von Abgeordneten verletzt, | |
erst im Hauptsacheverfahren zu entscheiden. | |
Bereits am Freitag waren Eilanträge von Linken und AfD, den Entscheid über | |
die Schuldenbremse im Bundestag abzusagen, [6][vom Bundesverfassungsgericht | |
abgewiesen worden]. (rtr/taz) | |
18 Mar 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Sondervermoegen-fuer-Infrastruktur/!6072671 | |
[2] /Vor-der-Abstimmung-zum-Sondervermoegen/!6073188 | |
[3] /Abstimmung-im-Bundestag/!6073189 | |
[4] https://www.bundestag.de/abstimmung | |
[5] /Vor-der-Abstimmung-zum-Sondervermoegen/!6073188 | |
[6] /Verfassungsgericht-entscheidet/!6075882 | |
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