# taz.de -- Verhandlungen mit den Grünen: Und was ist mit dem Klima? | |
> Klimaexperten kritisieren das Sondierungsergebnis von SPD und Union. Kann | |
> Merz die Grünen trotzdem überzeugen, dem Sondervermögen zuzustimmen? | |
Bild: Friedrich Merz hat schon mal im Oktober geübt, mit dem Grünen zu sprech… | |
Das K-Wort kam nicht vor, der Klimaschutz spielte erst auf Nachfrage eine | |
Rolle, als die Spitzen von CDU, CSU und SPD am Samstag ihre Ergebnisse | |
vorstellten. [1][Im Sondierungspapier findet sich das Thema nur am Rande.] | |
Offiziell bekennt sich Schwarz-Rot zwar zu den europäischen | |
Klimaschutzzielen. Wie diese erreicht werden sollen, lässt ihr Papier aber | |
offen. Der Nachsatz, dass Klimaschutz ein global zu bekämpfendes Problem | |
sei, lässt sich als Relativierung lesen – zumal die USA bereits angekündigt | |
haben, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen. | |
Die Ankündigung der Sondierer dagegen, den Strompreis unter anderem durch | |
günstigere Netzentgelte zu senken, haben die meisten Klimaexpert:innen | |
begrüßt. Dadurch sollen Gebäude, Verkehr und Industrie schneller | |
elektrifiziert und der Umstieg auf erneuerbare Energien beschleunigt | |
werden. Allerdings enthält das Sondierungspapier auch klimaschädliche | |
Pläne: Die Pendlerpauschale soll erhöht werden und Bauern sollen billigen | |
Diesel bekommen. Auf die Fortführung des Deutschlandtickets wollte man sich | |
nicht festlegen. Wie aus einem Wünsch-dir-was der Energiepolitik klingt der | |
Satz, man wolle den ersten Kernfusionsreaktor der Welt bauen. | |
Am Sonntag kündigte [2][Friedrich Merz] dann an, man werde den Grünen | |
„Angebote“ machen, damit diese – im alten Bundestag – der geplanten | |
Grundgesetzänderung zustimmen, die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben | |
zu reformieren und ein Sondervermögen Infrastruktur zu beschließen. „Wir | |
werden natürlich Maßnahmen zum Klimaschutz aufnehmen“, sagte Merz werbend | |
im Deutschlandfunk. | |
## Mogelpackung Sondervermögen | |
Doch reicht das? „Von einer Zustimmung sind wir heute weiter entfernt als | |
in den letzten Tagen“, sagte Grünen-Ko-Parteichef Felix Banaszak am | |
Samstag. Das Dilemma seiner Partei: Mehr Geld für die Bundeswehr und ein | |
Sondervermögen für Investitionen forderte sie im Wahlkampf selbst. Nun sind | |
für Investitionen im Bund 40 Milliarden jährlich für zehn Jahre vorgesehen. | |
Können die Grünen das ablehnen? | |
Kritiker:innen befürchten eine Mogelpackung: Falls die Koalition mit | |
dem Sondervermögen ohnehin geplante Investitionen wie in Schienen oder | |
Straßen finanziert, könnte Schwarz-Rot das so im Haushalt frei werdende | |
Geld für seine Steuergeschenke nutzen: etwa die Mütterrente oder | |
Erleichterungen für Gastwirte durch die Senkung der Mehrwertsteuer. Der | |
Ökonom Florian Schuster-Johnson vom Thinktank „Dezernat Zukunft“ rechnet | |
vor, dass die Pläne aus dem Sondierungspapier etwa 30 Milliarden Euro | |
kosten dürften. | |
Unklar ist, was aus Subventionen für klimafreundliche Heizungen wird, die | |
bisher aus dem Klimatransformationsfonds bezahlt werden. Dieser droht im | |
Sommer ausgeschöpft zu sein. Zum Heizungsgesetz, das die Union im Wahlkampf | |
abschaffen wollte, findet sich im Sondierungspapier kein Wort. | |
Michael Schäfer von der Organisation „German Zero“ kritisiert das Vorgehen | |
als leichtfertig. „Das sieht mir aus wie ein großes Spiel“, sagte der | |
Klimaexperte der taz. Er vermutet: Die Sondierer hätten das Klima bewusst | |
nicht erwähnt, um den Grünen in den kommenden Tagen die Möglichkeit zu | |
lassen, diese hineinzuverhandeln – und das dann als Erfolg darzustellen. | |
Dabei seien Investitionen in die Klimapolitik genauso dringend wie in die | |
Verteidigung. Merz müsse jetzt das Pariser Klimaabkommen retten, so wie | |
Merkel dies in Trumps erster Amtszeit tat. Dafür müsse Deutschland aber | |
seine Klimaziele erreichen. | |
## Zweidrittelmehrheit im Bundestag ist knapp | |
German Zero fordert ein Sondervermögen Klimaschutz in Höhe von 2 Prozent | |
des BIP, was circa 85 Milliarden Euro wären. Dies orientiert sich an Zahlen | |
des Expertenrats für Klimafragen der Bundesregierung. Das wenige Geld, das | |
im Sondervermögen Infrastruktur für Klimaschutz bleibe, reiche längst nicht | |
aus, so Schäfer. Zudem müsse der Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe ins | |
Grundgesetz, so wie der Küstenschutz. Dann könnte der Bund in Zukunft | |
Kosten für die Anpassung an die Klimakrise bezahlen, die vor allem bei den | |
Kommunen entstehen. | |
[3][Sollten die Grünen sich mit dem Angebot von Merz zufriedengeben,] | |
kursiert in der Klimaschutzszene bereits ein Plan: Vor der Abstimmung im | |
Bundestag sollen gezielt jene Abgeordneten, die nicht dem neuen Parlament | |
angehören werden, überzeugt werden, die Grundgesetzänderung abzulehnen: Das | |
sind 333, darunter viele von SPD und Grünen. Sie, so das Kalkül, hätten | |
wenig zu verlieren. Aber auch Unionsabgeordnete könnten die Haushaltspläne | |
und die geplanten Steuergeschenke ablehnen. Besonders komfortabel ist die | |
Zweidrittelmehrheit für eine Abstimmung nicht. Union, SPD und Grüne haben | |
zusammen nur 32 Stimmen mehr, als sie benötigen. | |
9 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Kersten Augustin | |
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