# taz.de -- Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte: Fürs Militär ist Kohle da | |
> Der Haushaltsausschuss hat 21 Milliarden Euro schwere | |
> Beschaffungsvorhaben für die Bundeswehr bewilligt. Schade, dass von Armut | |
> betroffene Kinder keine U-Boote sind. | |
Bild: Ein Mitarbeiter montiert bei Renk in Augsburg das Getriebe für einen Pan… | |
Erinnert sich noch jemand an jene legendäre Kindergrundsicherung, mit der | |
SPD, Grüne und FDP laut ihrem Koalitionsvertrag „mehr Kinder aus der Armut | |
holen“ wollten? Eigentlich eine ganz gute Idee, immerhin ist jedes fünfte | |
Kind und jede:r vierte Jugendliche in Deutschland von Armut betroffen oder | |
armutsgefährdet. | |
12 Milliarden Euro veranschlagte die grüne Familienministerin Lisa Paus | |
ursprünglich für das nach ihrer eigenen Aussage „zentrale sozialpolitische | |
Projekt dieser Ampelregierung“. Das ließ sie sich dann auf 2,4 Milliarden | |
Euro runterkürzen. [1][Nach dem Ampel-Aus ist von dem hehren Vorhaben | |
schließlich gar nichts mehr übriggeblieben.] Dumm gelaufen. Von Armut | |
betroffene Kinder sind halt blöderweise keine U-Boote. | |
Ist das bloß eine polemische Feststellung? Nein, leider traurige Realität. | |
Auch wenn der derzeitige Bundestag ansonsten nicht mehr viel hinbekommt, | |
zeigt er sich doch weiterhin erstaunlich handlungsfähig und -bereit, wenn | |
es um die militärische Aufrüstung Deutschlands geht. So hat am Mittwoch der | |
Haushaltsausschuss 38 Beschaffungsvorhaben für die Bundeswehr mit einem | |
Gesamtvolumen von 21 Milliarden Euro bewilligt. | |
Darunter befindet sich auch die Bestellung von vier neuen U-Booten für rund | |
4,7 Milliarden Euro. Bei allen sonstigen demonstrativen Streitereien: Für | |
das deutsche Militär scheuen SPD, CDU, CSU, FDP und Grüne in trauter | |
Eintracht keine Kosten und Mühen. | |
Das lässt sich auch an den bisher vorliegenden | |
Bundestagswahlprogrammentwürfen ablesen. Mit Ausnahme der Linken überbieten | |
sich die Parteien darin in ihren Bekundungen, auf welche Höhen sie die | |
deutschen Militärausgaben steigen lassen wollen. Die Union sieht das | |
aktuelle Zwei-Prozent-Ziel der Nato „als Untergrenze“, auch die SPD spricht | |
sich für „[2][mindestens zwei Prozent“ des Bruttoinlandsprodukts (BIP)] | |
aus, die Grünen fordern „dauerhaft deutlich mehr als 2 Prozent“ und die FDP | |
will perspektivisch sogar 3 Prozent – oder noch mehr: „Wenn die Nato höhere | |
Ziele vereinbart, werden wir auch diese erfüllen und noch mehr in unsere | |
Sicherheit investieren.“ | |
Schon die bloße Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels würde nach dem Wegfall | |
des Bundeswehr-„Sondervermögens“ künftig eine zusätzliche jährliche | |
Haushaltsbelastung von mehr als 30 Milliarden Euro bedeuten. 3 Prozent des | |
BIP hieße nach derzeitigem Stand Verteidigungsausgaben in Höhe von rund 120 | |
Milliarden Euro. Davon könnte man noch einige U-Boote mehr kaufen. Für die | |
[3][Bekämpfung von Kinderarmut] und ähnlichen „Sozialklimbim“ könnte es | |
jedoch knapp werden. Aber für notleidende Kinder gibt es ja immerhin noch | |
die Spendenaktion „Ein Herz für Kinder“. | |
19 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Kindergrundsicherung-am-Ende/!5998975 | |
[2] /Nato-Vorgabe-fuer-Ruestungsbudget/!5992405 | |
[3] /Expertin-ueber-Kindergrundsicherung/!6056453 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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