# taz.de -- Elektronische Patientenakte kommt 2025: Digital verarztet | |
> Gesetzlich Versicherte müssen entscheiden: Elektronische Patientenakte | |
> anlegen lassen oder widersprechen? Ein Pro und Contra für jede | |
> Lebenslage. | |
Ein paar Mal werden wir noch wach – und dann haben die Krankenkassen auch | |
schon die elektronischen Patientenakten (ePa) für ihre Versicherten | |
eingerichtet. Am 15. Januar startet die Einführung mit drei Modellregionen | |
in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und im bayerischen Franken. Ab dem 15. | |
Februar soll die elektronische Patientenakte dann für alle gesetzlich | |
Versicherten nutzbar sein, die nicht [1][zuvor von ihrem Widerspruchsrecht | |
Gebrauch gemacht haben]. | |
Um auf dieses Widerspruchsrecht hinzuweisen und für die Vorteile der ePa zu | |
werben, verschicken die gesetzlichen Kassen schon seit einigen Wochen | |
Briefe an ihre Versicherten. Denen dürfte die Entscheidung nicht immer | |
leichtfallen: Denn neben den offensichtlichen Vorteilen wie einem besseren | |
Überblick über ärztliche Daten und einem schnelleren Austausch von | |
Dokumenten zwischen den Praxen, gibt es auch Nachteile und Risiken. | |
Doch die persönliche Kosten-Nutzen-Rechnung kann sich je nach Lebenslage | |
ändern, und auch die Behandelnden selbst haben mitunter unterschiedliche | |
Perspektiven auf die digitale Akte. Die folgenden elf Fallbeispiele sollen | |
eine Entscheidungshilfe bieten. Denn egal ob man jetzt als Versicherte:r | |
schweigt und damit zustimmt oder der ePa widerspricht: Man kann sich zu | |
jedem Zeitpunkt umentscheiden. Die Krankenkasse muss die Akte dann | |
entsprechend neu einrichten – oder eine bereits angelegte ePa löschen. | |
Jung, gesund und viel unterwegs | |
Ein gesunde 25-Jährige, vor einigen Jahren ist sie aus ihrer Heimatstadt in | |
die Großstadt gezogen, nach dem Studium will sie ins Ausland. Sie geht | |
regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen, alles ist unauffällig, und auch die | |
zwei bis vier Erkältungen im Jahr deuten nicht auf ein tieferliegendes | |
Problem hin. Ab und an spendet sie Blut. | |
Vorteile: Bei ihrem mobilen Lebensstil kann es praktisch sein, alle | |
wichtigen Daten in der ePa gespeichert zu haben. In Zukunft könnten die | |
Ärzt:innen am neuen Wohnort unkompliziert auf ihre Gesundheitshistorie | |
zurückgreifen. Sobald der [2][europäische Gesundheitsdatenraum an den Start | |
geht,] gilt das auch fürs EU-Ausland. Da sie Blut spendet, steht auch die | |
Blutgruppe unserer 25-Jährigen in der ePa, was im Notfall helfen könnte. | |
Erkrankt sie irgendwann doch einmal schwerer, kann es für die Wissenschaft | |
von Interesse sein, die aktuellen mit den Daten aus der Vergangenheit | |
zusammenzubringen, um auf Korrelationen zu schließen. | |
Risiken: Die sind überschaubar. Generell besteht das Risiko, dass Unbefugte | |
sich Zugang zu den Daten verschaffen könnten. Kümmert sich unsere junge | |
Patient:in nicht um die Verwaltung ihrer ePa, sondern lässt alle | |
Dokumente einstellen, verbleiben diese darin. Löschfristen gibt es, anders | |
als für die in den Arztpraxen gespeicherten Dokumente, nicht. | |
Hochaltrig mit einigen Krankheiten | |
Eine alleinstehende Frau, im kommenden Jahr wird sie 80. Sie ist weitgehend | |
selbstständig und geistig fit, allerdings plagen sie [3][klassische | |
Alterskrankheiten wie Arthrose] und Bluthochdruck. Regelmäßige Arzt- und | |
Apothekenbesuche, die zahlreichen einzunehmenden Tabletten und wechselnde | |
Medikationspläne können ganz schön verwirrend sein. | |
Vorteile: Die ePa versammelt alle relevanten Gesundheitsdaten und ist auch | |
mit dem E-Rezept verknüpft. Für die 79-Jährige bedeutet das, dass auch im | |
Alter der Überblick über ihre Gesundheit nicht verloren geht. Insbesondere | |
der Medikationsplan erleichtert es für sie und ihre Helfer:innen, stets | |
über einzunehmende Medikamente informiert zu sein. Das beugt | |
Wechselwirkungen vor. Mit fortschreitendem Alter oder Verschlechterung des | |
Gesundheitszustands kann die ePa dann auch vom weiter entfernt wohnenden | |
Sohn eingesehen werden. | |
Risiken: Um alle ePa-Funktionen nutzen zu können, benötigt unsere | |
79-Jährige eine App. Insbesondere für technisch weniger Versierte kann das | |
zum Problem werden. Zwar können sie auch über ihre Krankenkasse oder eine | |
Vertrauensperson Zugang zur ePa erlangen, informationell selbstbestimmt | |
sind sie dadurch aber nicht. Insbesondere kleinteilige Entscheidungen zu | |
treffen – wer genau welche Daten einsehen darf – kann undurchsichtig und | |
kompliziert sein. | |
## | |
Fremdbetreut mit großem Hilfebedarf | |
Unser 50-jähriger Patient ist seit einem Unfall in der Kindheit | |
eingeschränkt und benötigt umfassende gesundheitliche Maßnahmen von | |
Physiotherapie bis zu Hilfsmitteln wie Fußorthesen. Weil er seine | |
rechtlichen Angelegenheiten aufgrund kognitiver Einschränkungen nicht | |
selbst überblicken kann, bestellt ein Gericht seit seinem 18. Geburtstag | |
eine gesetzliche Betreuerin, die sich auch um seine Gesundheitsfürsorge | |
kümmert. | |
Vorteile: Die gesetzliche Betreuerin kann auch für die Patientenakte als | |
Vertreterin eingesetzt werden. Wichtige Unterlagen wie Arztberichte, | |
Befunde oder Medikationspläne ihrer Klient:innen lassen sich dann | |
einfach und gebündelt einsehen. Das vermeidet Unterlagenverluste und | |
erleichtert Besuche bei verschiedenen Fachärzt:innen oder einen | |
Betreuer:innenwechsel. Bis zu fünf Vertreter:innen lassen sich | |
festlegen. | |
Risiken: Die Nutzung erfordert ein gutes Verständnis von Technik und | |
Datenschutz. Betreuer:innen und Betreute müssen dafür umfassend | |
informiert werden. Berufsbetreuer:innen können sich darin schulen | |
lassen. Doch Menschen, die privat Angehörige betreuen, müssen sich selbst | |
schlau machen. Fehlt es den Betreuer:innen an diesem Verständnis, kann | |
die ePa Einfallstor für die Weitergabe sensibler Daten sein. Darüber hinaus | |
muss die betreuende Person bei der ePa registriert sein, auch wenn sie | |
keine eigene ePa hat. | |
## | |
Sensible Diagnose, oft stigmatisiert | |
Sei 15 Jahren lebt unser Patient mit einer HIV-Diagnose. Seine Therapie mit | |
antiretroviralen Medikamenten verläuft gut, eine Viruslast ist im Blut | |
nicht nachweisbar. | |
Vorteile: Mit der ePa kann der Patient Befunde und Behandlungshistorie | |
selbst nachvollziehen und auch eigenmächtig ältere Dokumente hochladen, die | |
von Bedeutung sein könnten. Im Idealfall können die Mediziner:innen | |
den Betroffenen so zielgerichteter behandeln. Der Patient hat zudem mehr | |
Kontrolle über das, was die Ärzt:innen über seine Gesundheit | |
dokumentieren. So können auch Behandlungsfehler schneller auffallen. | |
Risiken: Die Deutsche Aidshilfe weist darauf hin, dass Menschen mit HIV „in | |
besonderem Maße“ [4][Benachteiligung im Gesundheitswesen erfahren] – zum | |
Beispiel durch unangenehme Fragen, Schuldzuweisungen oder die Ablehnung | |
einer Behandlung. Auch Menschen in einer Substitutionsbehandlung und queere | |
Patient:innen seien betroffen. Schon im Medikationsplan verzeichnete | |
Medikamente, etwa zur HIV-Prophylaxe oder Antidepressiva, können | |
Rückschlüsse zulassen. Der Medikationsplan lässt sich nicht teilweise | |
verbergen. Ähnlich ist die Situation für Menschen mit psychischen | |
Erkrankungen. Bei ihnen werden körperliche Beschwerden immer wieder auf die | |
Psyche geschoben, [5][was zu Fehlbehandlungen führen kann]. Ein weiteres | |
Risiko kann die Datenweitergabe für die Forschung sein. Denn dafür werden | |
die ePa-Daten nicht anonymisiert, sondern nur pseudonymisiert. Rückschlüsse | |
darauf, zu wem die Daten gehören, sind dadurch möglich – insbesondere wenn | |
es um Patienten mit seltener auftretenden Krankheiten oder | |
Krankheitskombinationen geht. | |
Minderjährig, aber selbstständig | |
Eine Teenagerin, gerade 14 geworden. Das ist das Alter, ab dem | |
Patient:innen in der Regel als ausreichend mündig angesehen werden, in | |
medizinischen Fragen selbstständig zu handeln. Die Eltern müssen dann nur | |
noch bei Behandlungen von größerer Tragweite, etwa Operationen, zustimmen. | |
Vorteile: Waren das mit 11 Röteln oder Ringelröteln? Und wurden je | |
Windpocken diagnostiziert? In die eigenen Krankenakten der Vergangenheit | |
hineinschauen zu können, kann manchmal Vorteile haben. Auch für die Eltern, | |
die die ePa für ihre Kinder verwalten und so den Überblick bewahren. | |
Arztpraxen haben Aufbewahrungsfristen, die meisten enden 10 Jahre nach der | |
letzten dort erfolgten Behandlung. In der ePa bleiben die Dokumente so | |
lange, bis die Patientin sie löscht. | |
Risiken: Erst ab 15 Jahren dürfen Jugendliche selbst über die ePa | |
entscheiden. Vorher sind es die Eltern – inklusive entsprechender | |
Zugriffsrechte. Möchte unsere Patientin etwa ohne das Wissen der Eltern ein | |
Gespräch [6][über sexuell übertragbare Krankheiten] und Schwangerschaften | |
mit ihrer Gynäkologin führen, wird das ein Problem. Das Dilemma: Die Praxen | |
sind gesetzlich verpflichtet, die ePa zu befüllen, wenn es eine gibt. | |
Gleichzeitig gilt aber die Schweigepflicht. Der Widerspruch ist bislang | |
nicht gelöst. | |
Chronisch krank und gut informiert | |
Ein mittelalter Mann mit Rückenleiden, das ihn regelmäßig zu verschiedenen | |
Ärzt:innen führt. Er hat sich selbst belesen und kennt sich gut aus. | |
Sonst hat er keine auffälligen medizinischen Befunde. | |
Vorteile: Unser Patient könnte dank ePa nicht nur mehr auf Augenhöhe mit | |
den behandelnden Personen kommunizieren, weil er alle Befunde einsehen | |
kann. Er profitiert auch von einem Vorteil, den das | |
Bundesgesundheitsministerium stets betont: Eine mögliche Vermeidung von | |
Doppeluntersuchungen und eine bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen | |
behandelnden Praxen. Perspektivisch sollen auch Physio- und | |
Ergotherapeut:innen auf die ePa zugreifen können. Seine | |
Gesundheitsdaten könnten zudem zu einer besseren Erforschung seiner | |
Erkrankung beitragen. | |
Risiken: Der Patient kann sich nicht darauf verlassen, dass die | |
behandelnden Ärzt:innen die Daten aus der ePa zur Kenntnis nehmen. Eine | |
Pflicht dazu gibt es nicht. Hält der Patient einen Inhalt für relevant, | |
sollte er in der Praxis daher darauf hinweisen. | |
Forscherin im Pharmaunternehmen | |
Sie hat länger in der klinischen Forschung an einem Universitätskrankenhaus | |
gearbeitet und ist jetzt bei einem der forschenden Pharmaunternehmen | |
angestellt. In der Vergangenheit blickte sie neidisch auf ihre | |
Kolleg:innen im Ausland, die über umfangreiche nationale | |
Gesundheitsdatensätze verfügen konnten. | |
Vorteile: Wenn sie künftig im Sinne des Gemeinwohls forscht – etwa zu | |
seltenen Erkrankungen – kann sie einen Antrag beim staatlichen | |
Forschungsdatenzentrum Gesundheit stellen und würde bei Bewilligung Daten | |
aus den elektronischen Patientenakten pseudonymisiert zur Verfügung | |
gestellt bekommen. Diese Daten sind für die Forscher:innen ein Schatz. | |
Zusammen mit dem Medizinforschungsgesetz sollen durch das zugrundeliegende | |
Gesundheitsdatennutzungsgesetz Forschungsvorhaben schneller und effizienter | |
umgesetzt werden können. Auch Felder, die sich bisher nicht lohnen, etwa | |
Forschung zu sehr seltenen oder komplexen chronischen Erkrankungen, könnten | |
dadurch einen Schub erhalten. | |
Risiken: Mögliche Datensicherheitsrisiken bereiten unserer Forscherin keine | |
großen Kopfschmerzen. Ihr und vielen Kolleg:innen erscheint Deutschland | |
im internationalen Vergleich da ohnehin zu pingelig. Sie hofft, dass | |
nicht gerade die Personen, die für die Forschung interessant sind, aus | |
Angst vor missbräuchlicher Verwendung der ePa oder der Datenweitergabe | |
widersprechen oder die Akte nicht ausreichend befüllen (lassen). | |
Schließlich könnten die Daten dadurch verzerrt werden. | |
Hausärztin mit 50 Patient:innen am Tag | |
Führt ihre Praxis als eine der 34.500 Hausärzt:innen bundesweit, bis zu | |
50 Patient:innen sieht sie täglich, weit über 1.000 im Quartal. Sie | |
arbeitet mit einem der 130 Praxisverwaltungssysteme und ist damit aufgrund | |
häufiger Störungen nur mäßig zufrieden. Mehr als 2.000 Patient:innen | |
überweist sie pro Jahr an Fachärzt:innen oder Kliniken. | |
Vorteile: [7][Weniger Bürokratie] und schnellerer Zugriff auf einmal | |
abgelegte Informationen – bei optimaler Umsetzung ist die elektronische | |
Patientenakte für unsere Hausärztin ein Traum. Die Ergebnisse von | |
Facharztuntersuchungen müsste sie nicht mehr per Hand eingeben, Arztbriefe | |
nicht länger einscannen, Befunden nicht hinterhertelefonieren. Für sie ist | |
es ein großer Schritt auf dem Weg zur digitalen Praxis, in der | |
Patient:innen auch digital einchecken können, das elektronische Rezept | |
nicht mehr ausgedruckt und unterschrieben werden muss und folglich sowohl | |
ihr als auch ihren Angestellten mehr Zeit für die Patient:innen bleibt. | |
Risiken: Es gibt einen großen Haken: Die Praxisverwaltungssysteme. Weil | |
nicht alle Patient:innen die ePa nutzen werden und auch nicht alle | |
eventuell relevanten Daten immer darin abgelegt sind, bleibt die bisherige | |
Ablage in den Praxen erhalten und die ohnehin schon störanfälligen | |
bestehenden Systeme müssen optimal verknüpft werden. Wie gut und schnell | |
das klappt, hängt von der Entwicklungsarbeit der teils sehr kleinen | |
Softwareanbieter ab. Die bisherigen Erfahrungen mit der freiwilligen ePa | |
und die Startschwierigkeiten beim E-Rezept machen die Ärztin skeptisch. | |
Fachärztin im Versorgungszentrum | |
In einem medizinischen Versorgungszentrum behandelt sie wiederkehrende | |
Patient:innen mit schweren chronischen Erkrankungen und solche, die nur | |
zur einmaligen Konsultation von ihren Hausärzt:innen weiterverwiesen | |
wurden. Oft läuft sie Befunden hinterher oder muss eine Untersuchung | |
nochmals durchführen. | |
Vorteile: Die Fachärztin erhält schnell einen Überblick, selbst bei | |
Patient:innen, mit deren Krankengeschichte sie nicht vertraut ist. Weil | |
alle Fotos und Scans standardmäßig in der ePa gesammelt werden, werden | |
Doppeluntersuchungen, zum Beispiel teure MRTs, vermieden. Auch müssen | |
Dokumente nicht extra von anderen Stellen angefragt werden. | |
Risiken: Auch für die Fachärztin ist unklar, wie schnell und wie gut sich | |
die ePa in ihre bestehende Software integrieren lässt. Außerdem fragt sie | |
sich, wie sehr sie sich tatsächlich darauf verlassen kann, dass die ePa | |
alle relevanten Daten enthält – weil Patient:innen bestimmte Dokumente | |
nicht ablegen lassen oder sich die Befüllung insgesamt erst einspielen | |
muss. Ob sie dann nicht doch wieder zur erneuten Untersuchung neigt – auch | |
um Haftungsfragen zu vermeiden? Ein bisschen sorgt sie sich auch, dass ihre | |
Patient:innen mehr über Befunde diskutieren wollen, wenn sie besser | |
informiert sind – diesen Mehraufwand bezahlt ihr ja keiner. | |
Beamter und Privatpatient | |
Wie 93 Prozent der Beamt:innen ist er privatversichert. Ob seine | |
Krankenversicherung eine ePa anbietet, muss er erst einmal erfragen – | |
gesetzlich dazu verpflichtet sind die privaten Kassen nicht. | |
Vorteile: Bietet die Kasse eine ePa an, kann sie wie bei gesetzlich | |
Versicherten auch befüllt werden. Auch ein Umzug der ePa beim Wechsel von | |
der gesetzlichen zur privaten Kasse oder zurück ist möglich – sofern die | |
private eine anbietet. Ist das nicht der Fall, bleibt dem Patienten nur, | |
die Daten aus der vorhandenen ePa selbst zu exportieren. Bietet die neue | |
Kasse später eine ePa an, können die Daten dort hineingeladen werden. | |
Risiken: Wer ohne Smartphone unterwegs ist, hat ein Problem. Die | |
entsprechende App der Krankenkasse ist nötig, um den Zugriff von Praxen auf | |
die ePa freizugeben, denn eine Chipkarte geben die privaten Versicherungen | |
in der Regel nicht aus. Da private Kassen nicht verpflichtet sind, eine ePa | |
anzubieten, kann es außerdem dazu kommen, dass die ePa bei einem Wechsel | |
der Krankenkasse nicht mitgenommen werden kann. Ansonsten gelten auch bei | |
Privatversicherten die gleichen Risiken, was Datensicherheit, | |
Re-Identifizierung von Forschungsdaten und Auswirkungen auf die | |
Schweigepflicht angeht. | |
Apotheker, der viel beraten muss | |
Führt seine Apotheke seit vielen Jahren in einem Wohngebiet mit vielen | |
älteren und chronisch erkrankten Menschen. | |
Vorteile: Im ersten Schritt der ePa soll eine Medikationsliste automatisch | |
aus den Daten der inzwischen weitgehend etablierten E-Rezepte erstellt | |
werden. Damit der Apotheker auf die ePa zugreifen kann, müssen seine | |
Kund:innen ihre Gesundheitskarte im Kartenlesegerät einlesen. Er sieht | |
dann nicht nur, welche Medikamente verschrieben, sondern auch, welche | |
tatsächlich abgegeben wurden. Das Beratungsgespräch mit seinen Kund:innen | |
lässt sich dann auf dieser solideren Informationsbasis führen. | |
Wechselwirkungen lassen sich leichter erkennen und vermeiden. | |
Risiken: Für die Apotheken ist es ein hoher technischer Aufwand und ein | |
Verantwortungszuwachs in der Gesundheitsversorgung. Dabei wird es wichtig | |
sein, dem berechtigten Misstrauen der Patient:innen entgegenzuwirken. | |
Denn Apotheken könnten, wenn nicht anders von den Inhaber:innen der ePa | |
eingestellt, viele persönliche Gesundheitsdaten einsehen. Standardmäßig | |
sind diese Daten für die Beschäftigten in der Apotheke nach dem Einlesen | |
der Versicherungskarte für drei Tage abrufbar. Wer wann auf die ePa | |
zugegriffen hat, wird protokolliert und ist in der App einsehbar. | |
Patient:innen können den Zugriff außerdem in der ePa-App oder über die | |
Krankenkasse entziehen. | |
14 Dec 2024 | |
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