| # taz.de -- EU-Einigung zu Gesundheitsdaten: Aus Daten wird Geld gemacht | |
| > Die EU hat sich auf eine elektronische Patientenakte geeinigt. Die bietet | |
| > aber kaum Möglichkeiten zum Widerspruch und hilft vor allen den | |
| > Unternehmen. | |
| Bild: Wer horcht mit? Die EU-Patientenakte soll Gesundheitsdaten EU-weit zugän… | |
| Wer nur einmal im Jahr mit einer Erkältung zur Hausärztin geht, regelmäßig | |
| zur Vorsorge und sich sonst von Praxen fernhalten kann, wird vermutlich | |
| denken: Was soll schon passieren, wenn Gesundheitsdaten digitalisiert | |
| werden und diverse Akteure darauf zugreifen können? | |
| Abgesehen davon, dass diese Herangehensweise eine ziemlich riskante ist, | |
| haben nicht alle Menschen das Privileg einer dauerhaft pflegeleichten | |
| Gesundheit und der damit verbundenen Datensparsamkeit. Da stehen vielleicht | |
| eine Burnout-Diagnose oder ein Schwangerschaftsabbruch, chronische | |
| Rückenschmerzen oder HIV-Medikamente in der Akte. | |
| Die Daten sollen [1][laut EU-Einigung] ab 2025 im europäischen „Datenraum“ | |
| gespeichert werden. Mit europaweitem Zugriff nicht nur für andere | |
| Ärzt:innen, sondern auch für Forschung und Industrie, | |
| Gesundheitsdienstleister und -behörden. Die Daten können ins europäische | |
| und über Umwege auch ins außereuropäische Ausland transferiert werden. | |
| Eine gute Idee? Sicher – für alle, die im Sinne des Wirtschaftswachstums | |
| auf der Suche nach weiteren Daten sind, die man zu Geld machen kann. | |
| Vielleicht lässt sich aus den gesammelten Daten eines Tages tatsächlich | |
| eine bislang unbekannte medizinische Kausalität ziehen oder der Ansatz für | |
| eine neue Therapie. Sicher ist das nicht. Klar ist aber: | |
| [2][Gesundheitsdaten] sollen hier zu Geld gemacht werden. Klar ist auch: | |
| Die Patient:innen werden den Überblick verlieren, wer auf welche ihrer | |
| Daten zugegriffen hat und was damit macht. | |
| Die europäische Einigung ist umso enttäuschender, als dass Deutschland hier | |
| ausnahmsweise [3][ein etwas besseres Gesetz hat]. Das sieht zwar immer noch | |
| eine elektronische Patientenakte für alle vor, die nicht widersprechen. | |
| Aber immerhin ist neben einem grundsätzlichen Widerspruch auch das | |
| vergleichsweise detaillierte Nein zu einzelnen Datenverarbeitungen möglich. | |
| Die EU-Regeln strotzen dagegen vor Ausnahmen. Öffentliches Interesse, | |
| Geschäftsgeheimnisse, Schutz von geistigem Eigentum? Da ist kein Nein | |
| möglich. Ein guter Plan für die Industrie also, ein schlechter für die | |
| Patient:innen. | |
| 18 Mar 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Einigung-auf-europaweite-Akte/!5998521 | |
| [2] /Neues-Transparenzgesetz-fuer-Kliniken/!5989396 | |
| [3] /Elektronische-Patientenakte/!5976379 | |
| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
| ## TAGS | |
| Digitale Patientenakte | |
| Europäische Union | |
| Datenschutz | |
| Gesundheitsdaten | |
| Digitale Patientenakte | |
| Gesundheitsdaten | |
| EPA | |
| Krankenhausreform | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Elektronische Patientenakte kommt 2025: Digital verarztet | |
| Gesetzlich Versicherte müssen entscheiden: Elektronische Patientenakte | |
| anlegen lassen oder widersprechen? Ein Pro und Contra für jede Lebenslage. | |
| Einigung auf europaweite Akte: Gesundheitsdaten EU-weit verfügbar | |
| Die EU-Gremien haben sich auf eine gemeinsame Patientenakte geeinigt. | |
| Kritiker warnen vor negativen Folgen für die Patienten. | |
| Elektronische Patientenakte: Wer schweigt, stimmt zu | |
| Die digitale Patientenakte ist beschlossen. Sie bringt einige Vorteile, | |
| aber auch viele Probleme beim Schutz der Gesundheitsdaten. | |
| Lauterbachs Krankenhausreform: Einigung für Kliniken verschoben | |
| Bund und Länder werden sich zur Krankenhausreform nicht einig. Lauterbach | |
| spricht von einer „schweren Reform“ – im Januar wird weiter verhandelt. |