| # taz.de -- Beschluss der G20-Staaten: Endlich höhere Steuern für Superreiche… | |
| > Die G20-Staaten haben beschlossen, dass Superreiche mehr Steuern zahlen | |
| > sollen. Unsere Kolumnistinnen bewerten diesen Vorstoß unterschiedlich. | |
| Bild: Unter Donald Trump mit dem reichsten Mann der Welt als Regierungsberater … | |
| Der Beschluss der G20-Staaten macht uns… | |
| ## …hoffnungsvoll | |
| Auf dem G20-Gipfel wurde beschlossen, dass es ein gemeinsames Bemühen geben | |
| solle, sehr vermögende Personen effektiv zu besteuern. Ein Bemühen? Wie | |
| reizend! | |
| Realistisch betrachtet heißt das: Dieser Auftrag an die 20 | |
| einflussreichsten Staatenlenker ist das Papier nicht wert, auf dem er | |
| steht. Die Regierungschefs werden sich einen Dreck darum scheren. Umso | |
| mehr, wenn sie Trump heißen. | |
| Und dennoch ist es gut, dass das nun im Abschlussdokument steht. Weil es in | |
| der Diskussion um verantwortungslosen Reichtum damit ein gewichtiges | |
| Momentum gibt, diesen anzuprangern. Es ist wie ein Beweis. „Seht, nicht nur | |
| ich sage es, [1][die sagen es auch]!“ | |
| Jeder alkoholkranke Obdachlose muss für seinen Fusel Mehrwertsteuer | |
| abdrücken, er hat nichts, zahlt aber Steuern. Reiche dagegen finanzieren | |
| eine Armada an Anwälten und Finanzleuten, damit sie am Ende noch etwas vom | |
| Finanzamt zurückbekommen. Elon Musk wurde nach der gewonnenen Wahl | |
| sagenhaft reicher in Erwartung zukünftiger Gewinne. Man rafft es nicht. | |
| Wer bisher verantwortungslosen Reichtum anprangerte, landete schnell in der | |
| Vorwurfshölle, eine Neiddebatte anzuzetteln. Wissenschaftler*innen | |
| wiederum, die seit Jahren belegen, dass der größer werdende Abstand | |
| zwischen [2][Arm und Reich] gesellschaftszersetzend ist, landen bestenfalls | |
| in Talkshows. Und Klimaaktivist*innen, die nachweisen, dass Reiche das | |
| Klima [3][ungleich stärker schädigen] als Arme und entsprechend zahlen | |
| müssen, wird vorgeworfen, sie wollten eine Ökodiktatur. Es ist zum Heulen. | |
| Dass nun 20 Staatenlenker fixieren, dass Reiche zur Kasse gebeten werden | |
| sollen, hilft allen, aus der Schmuddelecke herauszukommen. Das Dokument | |
| zeigt: Das Anliegen ist nicht abwegig, sondern real. Die Debatte über die | |
| gerechte Verteilung von Reichtum wird damit um einiges leichter. | |
| Waltraud Schwab | |
| ## …müde | |
| Rund 3.000 Superreiche besitzen so viel Geld wie die Wirtschaftskraft der | |
| USA, Deutschlands, Japans, Indiens und Großbritanniens zusammen. Ja, das | |
| ist unerträglich. Ebenso wie die Tatsache, dass jährlich 492 Milliarden | |
| US-Dollar in den [4][Steueroasen dieser Welt versickern]. Die Vereinbarung | |
| von Rio, sehr hohe Vermögen in Zukunft wirksamer zu besteuern, will hier | |
| Abhilfe schaffen. 250 Milliarden Dollar könnten in die Herkunftsländer der | |
| Superreichen zurückfließen, so die Hoffnung. | |
| Das Problem ist nur: Es wird eine fromme Hoffnung bleiben. Das Interesse an | |
| Steuergerechtigkeit ist dort, wo sich Kapital und Macht ballen, | |
| verschwindend klein. Deshalb wird dieser G20-Beschluss [5][genauso | |
| folgenlos bleiben] wie frühere Vorstöße. Schon die 2021 beschlossene | |
| Mindestgewinnsteuer von 15 Prozent für multinationale Konzerne war eine | |
| Enttäuschung: Um gerade mal 3 Prozent stiegen die Steuereinnahmen weltweit. | |
| Die [6][Schweiz als größter Kapitalparkplatz] war in Rio nicht mal dabei. | |
| Sieht man sich dann an, in welchen Ländern die meisten Superreichen leben – | |
| USA, China und Deutschland – ist ein Erfolg der Reichensteuer utopisch. | |
| Unter dem Präsidenten Donald Trump mit dem reichsten Mann der Welt als | |
| Regierungsberater dürfte eine ultrakapitalfreundliche Politik gesetzt sein. | |
| China, unter dessen Einflusssphäre mit Hongkong und Singapur zwei besonders | |
| lukrative Steueroasen stehen, hat es auch nicht so mit der Umverteilung. | |
| Und Deutschland? Hat sich sofort gegen feste Steuersätze und eine | |
| Definition von „superreich“ ausgesprochen – dabei ist Friedrich Merz noch | |
| nicht mal Kanzler! | |
| Vor diesem Hintergrund lässt die Ankündigung aus Rio nur müde Gähnen: Jedes | |
| Land, hieß es im Gipfelpapier, sei nun aufgerufen, geeignete Regularien und | |
| Maßnahmen zu entwickeln. Irgendwann. Vielleicht. Nie. Mit anderen Worten: | |
| Vergiss es. | |
| Nina Apin | |
| 24 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Waltraud Schwab | |
| Nina Apin | |
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