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# taz.de -- Zentralisierung von Gerichten: Ein Rezept für Bürgerferne
> Schwarz-Grün in Schleswig-Holstein spart am falschen Ort, wenn es die
> Gerichte zentralisiert. Das vergrößert den Abstand zum Staat.
Bild: Wenn das Arbeitsgericht wegfällt: weite Wege für Leute aus Lübeck
Mit der Zusammenlegung der Sozial- und Arbeitsgerichte sowie der
Konzentration der Amtsgerichte spart die schwarz-grüne Koalition in
Schleswig-Holstein an der falschen Stelle – falls sie überhaupt etwas
spart.
Den Abstand zum Bürger in einer Zeit zu vergrößern, in der sich der Staat
und die Politik vermehrt unter Legitimationsdruck befinden, ist eine
schlechte Idee. Sie widerspricht der Forderung, dass die
[1][Lebensverhältnisse im Land gleichwertig sein sollten] und fördert das
Gefühl des Abgehängtseins bei den Menschen.
In der Landesplanung gibt es nicht umsonst ein System von Ober- und
Unterzentren. Sie sollen sicherstellen, dass die Bevölkerung halbwegs
flächendeckend mit nötigen Dienstleistungen versorgt ist.
Das System ist aber auch ein Instrument der Strukturpolitik, das die
Landesregierung an dieser Stelle aus der Hand gibt. Es werden eben nicht
nur die Richter umziehen, sondern auch die Anwaltskanzleien und was sonst
noch daran hängt.
## Weite Wege für alle Verfahrensbeteiligten
Zu den praktischen Konsequenzen gehört, dass viele, die mit dem Gericht zu
tun haben, weite Wege zurücklegen müssen. Das kostet Zeit und Geld: für die
Anwälte, die Beisitzer und Schöffen, die Zeugen, die Verfahrensbeteiligten.
Dabei geht es um Leute, die es sich nicht ausgesucht haben, vor Gericht zu
erscheinen. Bei den [2][Sozialgerichten geht es zudem um Leute], die eher
weniger mobil sind.
Mit der Zentralisierung fällt auch das Wissen über die örtlichen
Verhältnisse weg. Die Richter werden nicht mehr vor Ort wohnen und die
Schöffen und Beisitzer werden sich scheuen, weite Wege in Kauf zu nehmen,
was überdies den infrage kommenden Personenkreis einengt.
[3][Einer Allensbach-Umfrage zufolge] haben viele Menschen das Gefühl, in
einer besonders schwierigen Zeit zu leben. Der Staat sollte unter diesen
Umständen eher Präsenz zeigen, statt sich zurückzuziehen.
27 Sep 2024
## LINKS
[1] /Chef-des-DIW-warnt-vor-AfD-Politik/!6031432
[2] /20-Kampftag-der-Arbeitslosen/!6007915
[3] https://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/kurzberichte_dokumentationen/FAZ_De…
## AUTOREN
Gernot Knödler
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