# taz.de -- Ergebnis der Sachsen- und Thüringen-Wahl: Letzte Ausfahrt: CDU | |
> Die CDU verbleibt als einzige größere demokratische Partei in Sachsen und | |
> Thüringen. Sie muss jetzt ihrer Verantwortung für alle | |
> Antifaschist*innen nachkommen. | |
Bild: Der Mann der CDU in Thüringen gegen Höcke: Mario Voigt | |
Dieser Wahlkampf in Sachsen und Thüringen war eine Farce. Erstens wurde die | |
Zivilgesellschaft mit ihren Themen nicht ernst genommen. Egal wie präsent | |
diese auf der Straße war – die Anliegen der vielen Demokrat*innen | |
mussten hinter den Forderungen der Rechten anstehen und einer | |
Anti-Ampel-Rhetorik weichen. Noch dazu ging es immer wieder um weit | |
entfernte Bundesthemen. | |
[1][Das Bündnis Sahra Wagenknecht] trat auf die Bildfläche, um | |
ausschließlich mit Frieden zu punkten, der gar nicht in den Bundesländern | |
verhandelt wird. Und auch die CDU fokussierte sich auf ein gesamtdeutsches | |
Thema: Migration. Nur um dann zu betonen, dass die Ampel – also die | |
Bundesebene – diese nicht ausreichend hart begrenze. Schon weit vor den | |
Wahlen hatte sich Michael Kretschmer vorsorglich von der Verantwortung für | |
das Wahlergebnis verabschiedet. Es würde ausschließlich über Bundesthemen | |
abgestimmt, so der sächsische Ministerpräsident. | |
Wie glaubwürdig ist es, wenn eine Landesregierung behauptet, sie könne | |
nichts tun? Wie sollen sich die Bürger*innen als wirksamer Teil dieser | |
Demokratie fühlen, wenn selbst ihre Politiker*innen so tun, als hätten | |
sie nichts zu sagen? | |
CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt forderte nach dem Attentat in Solingen, die | |
Ampel müsse zurücktreten. Hatte die CDU das nach dem Attentat von Hanau | |
auch in Erwägung gezogen, als sie im Bund regierte und ein Rassist neun | |
Menschen mit Migrationshintergrund erschoss? Wieso lässt sich die CDU immer | |
wieder [2][von Rechtsextremen treiben] und gibt ihnen so immer mehr Macht? | |
Die AfD hat nun abermals Stimmen hinzugewonnen, wenn auch diesmal der | |
Sprung nicht so groß ist wie bei den letzten Landtagswahlen. In Thüringen | |
reichte es dennoch, um eindeutig stärkste Kraft zu werden. | |
## Die CDU muss die Zivilgesellschaft für sich entdecken | |
Letztlich: Egal wie hoch der Frust gegenüber der CDU ist – sie hat wohl | |
noch Gestaltungsmacht in Sachsen und Thüringen, vielleicht zum letzten Mal. | |
Wenn die Partei möchte, dass 2029 noch etwas vom guten Zusammenleben in | |
diesen Bundesländern übrig ist, dann sollte sie sich den Menschen zuwenden, | |
die die Zivilgesellschaft vor Ort ausmachen. Sie sollte diejenigen stärken, | |
die auf vielfältigste Weise für die Demokratie eintreten und Anfeindungen | |
in Kauf nehmen, wenn sie gegen rechts auf die Straße gehen. | |
[3][Die CDU muss die Zivilgesellschaft fördern] und damit nicht nur | |
Ehrenamt meinen. Zivilgesellschaft umfasst längst nicht mehr nur linke | |
Aktivist*innen, sondern auch konservative Omas, die eher unfreiwillig | |
plötzlich neben der Antifa stehen. Oder Unternehmen, die sich für ein | |
weltoffenes Sachsen einsetzen, das schon längst abhängig von Migration ist. | |
Wenn die CDU nicht endlich einen eigenen positiven Begriff von | |
Zivilgesellschaft entwickelt, wird sie in fünf Jahren gar keine Regierung | |
mehr bilden können. | |
Dazu gehört auch, Migration positiv aufzuladen und nicht [4][in gut und | |
schlecht aufzuteilen]. Denn sonst verlassen nicht nur die angeblichen | |
Ausländer Sachsen und Thüringen, sondern auch die Frauen und die jungen | |
Menschen. Erste Anzeichen dafür sah das Leibniz-Institut für Länderkunde | |
2023. Erstmals zogen seit 2017 wieder mehr Menschen aus Ostdeutschland weg, | |
als hinzu. Noch ist dies nur eine Tendenz, kein Trend. Die CDU hat es | |
politisch in der Hand, sie zu stoppen. | |
1 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gottschalk | |
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