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# taz.de -- Rechtsextreme Gewalt in Großbritannien: Nationaler Krisenstab einb…
> Die britische Regierung beruft nach den Gewaltausbrüchen rechtsradikaler
> Gruppen den nationalen Krisenstab ein. Über 250 Menschen wurden
> festgenommen.
Bild: Rechte zertrümmern Fensterscheiben des Holiday Inn Express in Rotherham,…
London/Rotherham dpa/afp/ap | Wegen der schweren rechtsextremen
Ausschreitungen in England und Nordirland am Wochenende hat die britische
Regierung am Montag eine Sitzung des nationalen Krisenstabs Cobra
einberufen. Am Sonntag hatten rechtsradikale Gewalttäter in den
nordenglischen Städten Rotherham und Tamworth unter anderem zwei Hotels
attackiert, in denen Asylbewerber:innen untergebracht sein sollen.
## Nationaler Krisenstab soll weitere Gewalt verhindern
Premierminister Keir Starmer von der sozialdemokratischen Labour-Partei
kündigte bereits am Sonntag ein hartes Durchgreifen an. „Ich garantiere
Ihnen, Sie werden es bereuen, an diesen Unruhen teilgenommen zu haben“,
sagte er bei einer Pressekonferenz [1][an Randalierer und Scharfmacher
gerichtet]. Der BBC zufolge wurden bislang mindestens 250 Menschen im
Zusammenhang mit den antimuslimischen und rassistischen Ausschreitungen
festgenommen.
An dem nun anberaumten Krisentreffen sollen Ministerinnen und Minister
sowie ranghohe Vertreter:innen der Strafverfolgungsbehörden teilnehmen.
Es wird erwartet, dass Polizeichef:innen und Minister:innen in der
geplanten Sitzung des Krisenstabs Cobra ein Konzept ausarbeiten werden, um
eine Wiederholung der Gewalt der vergangenen Tage zu verhindern.
## Scheiben eingeworfen und Feuer gelegt
[2][Hunderte Randalierer] hatten sich am Sonntag in Rotherham in der
Grafschaft South Yorkshire vor einem Hotel versammelt, Scheiben eingeworfen
und Feuer gelegt. Polizisten wurden mit Stühlen und Zaunlatten sowie Schaum
aus einem Feuerlöscher attackiert. Mehrere Beamte wurden verletzt. Ähnliche
Szenen spielten sich am Abend bei einem Hotel in Tamworth nahe Birmingham
ab. In beiden Hotels sollen Asylberwerber:innen untergebracht sein.
Auch in Liverpool, Manchester, Bristol und Belfast kam es am Wochenende zu
Gewaltausbrüchen. In der nordostenglischen Stadt Middlesbrough marschierte
ein Mob durch Wohnviertel und warf Fenster von Autos und Häusern ein, ein
Auto wurde angezündet. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
Gezielt griffen die Gewalttäter Moscheen sowie muslimische Einrichtungen
und Geschäfte an. In der nordirischen Hauptstadt Belfast brannten etwa ein
Café und ein Supermarkt aus, die von Muslim:innen betrieben werden.
Mehrere Autos wurden angezündet. Polizei-Staatssekretärin Diana Johnson
sagte dem Sender BBC Radio 4, einige Menschen hätten Angst, wegen ihrer
Hautfarbe auf die Straße zu gehen. Die britische Polizei hat den Schutz von
Moscheen verstärkt.
## Falschnachrichten nach tödlichem Messerangriff
Die rechtsextreme Gewalt [3][dauert bereits seit Tagen an]. Ursache sind
vor allem Falschmeldungen in sozialen Medien über die Identität eines
Messerangreifers, der [4][am Montag in der nordwestenglischen Stadt
Southport drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren
erstochen] und mehrere Kinder sowie zwei Erwachsene teilweise
lebensgefährlich verletzt hatte. Das Motiv ist unklar.
Die Polizei betont, der 17 Jahre alte Tatverdächtige sei in Großbritannien
geboren worden. Seine Eltern stammen aus Ruanda. Auch der
rechtspopulistische Abgeordnete Nigel Farage, der einst den Brexit
maßgeblich vorangetrieben hatte, spekulierte, ob die Behörden die Wahrheit
verschwiegen. Kritiker:innen werfen ihm vor, die Randale damit
anzuheizen.
Für die Gewalt sollen laut Polizei vor allem Anhänger der sogenannten
English Defence League, einer vor 15 Jahren gegründeten
Anti-Islam-Organisation mit Verbindungen in die Hooligan-Szene,
verantwortlich sein. Unter dem Motto „Genug ist genug“ wurde [5][auf
rechtsextremen Kanälen in Onlinemedien für die Kundgebungen geworben]. Bei
den Veranstaltungen selbst schwenkten Menschen die britische und die
englische Flagge und skandierten Slogans wie „Stoppt die Boote“ – eine
Anspielung auf Migranten, die über den Ärmelkanal nach Großbritannien
kommen.
In zahlreichen Städten organisierten Menschen antifaschistische
Gegenkundgebungen. In Leeds zogen die Demonstrant:innen etwa mit Rufen
wie „Nazi-Abschaum raus aus unseren Straßen“ durch die Stadt.
5 Aug 2024
## LINKS
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[4] /Nach-Messerangriff-in-England/!6027295
[5] /Rechtsextreme-Krawalle-in-England/!6027706
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