# taz.de -- Zensierte Plakatwand in Hamburg: Polizei malt Rote Flora an | |
> Antifaschist*innen geben an einer Plakatwand Tipps, wie jeder gegen | |
> die AfD aktiv werden kann. Die Polizei sieht einen Aufruf zu Straftaten. | |
Bild: Polizeilich zensiertes Wandplakat an der Roten Flora: 13 Tipps gegen die … | |
Was tun gegen die AfD? Das fragen sich nicht nur Linke seit Jahren. Im | |
ganzen Land werden Brandmauern errichtet und eingerissen, | |
Verbotsbestrebungen diskutiert und verworfen, hier wird demonstriert, dort | |
[1][zum Sommerinterview eingeladen]. Richtige Antworten, was den Wahlerfolg | |
der Rechten wirksam und schnell stoppen könnte, hat niemand. | |
Wenn dann doch mal jemand konkrete Vorschläge präsentiert, ist es | |
allerdings auch nicht recht. Jedenfalls der Hamburger Polizei nicht. Die | |
hat eine entsprechende Plakatwand an der Roten Flora nun schon zum zweiten | |
Mal mit schwarzer Farbe übergemalt. | |
Was hatten die Florist*innen vorgeschlagen? „13 Dinge, die du gegen die | |
AfD tun kannst“ und „12 Dinge, die du dabei beachten solltest“ listete der | |
„Antifaschistische Werkzeugkasten“ an der großen Plakatwand im | |
Schanzenviertel auf. Darunter die einzelnen Punkte: „Oute | |
Veranstaltungsorte, Nazis und AfDler, gründe eine Antifa-Gruppe oder tritt | |
einer bei, sprich mit deinem Umfeld, greife AfD-Immobilien an, unterstütze | |
Betroffene von rechter Gewalt, mache Wahlmaterial der AfD unschädlich.“ Die | |
Hamburger Polizei schickte umgehend die „Soko Wand und Farbe“ und malte die | |
beiden Listen noch am gleichen Tag schwarz über. | |
Die Flora dürfte das erwartet haben, jedenfalls reagierte sie ebenfalls | |
schnell und klebte die Listen erneut auf die Wand, diesmal mit dem Zusatz: | |
„Bullen, das Spiel verliert ihr mal wieder“. –„Das wollen wir erst mal | |
sehen“, sagte man sich wohl bei der Polizei und griff erneut zur Wandfarbe. | |
Außerdem leitete der Staatsschutz ein Ermittlungsverfahren wegen des | |
Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten ein. | |
## Beim letzten Mal gab die Polizei auf | |
So kann sich die Behörde natürlich auch beschäftigt halten. Wahrscheinlich | |
ist das aus Sicht der Antifaschist*innen gar nicht so verkehrt, denn | |
dann richtet sie wenigstens in der Zeit an anderer Stelle keinen Schaden | |
an. | |
Am Dienstagnachmittag stand es 2:2 im Match „Flora gegen Bullen“. Beim | |
letzten größeren Match hatte die Polizei nach zweimaligem Übermalen | |
aufgegeben. Da hatte sie die Schwelle, sich zum Kasper zu machen, aber | |
schon überschritten. Das [2][„Pimmelgate“] war im Jahr 2021 eine peinliche | |
Nummer für Innensenator Andy Grote (SPD) und die Polizei gewesen. Die | |
Beamt*innen waren mit einer Razzia in die Wohnung eines Twitter-Users | |
eingedrungen, der Grote online als Pimmel bezeichnet hatte. | |
Der Tweet des Anstoßes, „Andy, du bist so 1 Pimmel“, wurde später auf | |
Aufkleber gedruckt und an die Flora-Wand gemalt, wogegen die Polizei mit | |
allen verfügbaren Kräften vorging, sprich: Aufkleber abknibbelte und die | |
Wand übermalte. Die Aktivist*innen luden die Polizei zum Spielen ein, | |
indem sie die Plakatwand zu einer Theaterbühne ummalten: Vorhang auf für | |
die Soko „Wand und Farbe“. Die Beamt*innen agierten wie bestellt, malten | |
noch einmal über, ließen den letzten Pimmelspruch aber schlussendlich | |
stehen und zogen sich als Verlierer zurück. | |
Soweit, so erwartbar also das Vorgehen auch in dieser neuen Runde „Bullen | |
vs. Flora“. Doch während die Polizei weiter Polizei-Dinge tut, steht für | |
die Antifaschist*innen ein ernstes Anliegen hinter der 13/12-Liste. In | |
erfahrener Voraussicht haben sie [3][eine Homepage eingerichtet], auf der | |
sie die Tipps und Handlungsaufforderungen gegen die AfD ausführen. „Sie“, | |
das sind in diesem Fall gar nicht (nur) die Flora-Nutzer*innen, sondern | |
laut der Homepage ein bundesweiter Kreis aus antifaschistischen Gruppen und | |
Einzelpersonen. | |
Man habe sich über die Großdemos gegen die AfD Anfang des Jahres gefreut, | |
schreiben die Aktivist*innen – man wisse aber auch, dass es damit nicht | |
getan sei. Stattdessen sei eine starke antifaschistische Bewegung nötig. | |
„Warte nicht darauf, dass andere etwas tun“, schreiben sie. „Die Bewegung | |
müssen wir alle sein.“ Recht haben sie. Und solange die Polizei keine | |
besseren Vorschläge gegen die AfD präsentiert, sollte sie die vorhandenen | |
zumindest stehen lassen. | |
20 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Der-NDR-und-die-Sommerinterviews/!6026964 | |
[2] /Hausdurchsuchung-wegen-eines-Tweets/!5799732 | |
[3] https://1312dinge.noblogs.org/%F0%9F%8F%B4-5-gruende-eine-antifa-gruppe/ | |
## AUTOREN | |
Katharina Schipkowski | |
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