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# taz.de -- Polizei übermalt Palästinaflagge: Soko Wand und Reichs-Farben
> Eine Polizistin macht in Berlin mit einer Spraydose aus einer Palästina-
> eine Reichsflagge. Als Vorbild für das Übermalen dient die Hamburger
> Polizei.
Bild: Kein Werk von Profis
Berlin taz | Man kann die allgegenwärtigen Graffiti, Tags und Sticker im
öffentlichen Raum für ein Ärgernis halten, auch wenn es sich entspannter
leben lässt, wenn man sie als Stadtaneignung und Ausdruck lebendiger
Subkultur betrachtet. Aber zugegeben, nicht alles, was an die Wände Berlins
gemalt wird, ist ansehnlich oder gar erhaltenswert. Eine Aushandlung
darüber, was erhalten, ergänzt oder übermalt wird, treffen für gewöhnlich
Eigentümer:innen und andere Sprayer:innen, wenn auch nicht immer im
Einvernehmen.
Die Polizei kommt normalerweise nur dann ins Spiel, wenn sich jemand in
seinen Eigentumsrechten verletzt sieht und sie deshalb wegen
Sachbeschädigung ermittelt. Als Stadtgestalterin fehlt es ihr am Auftrag,
an Kompetenz und an Personal. Es hat einen Grund, warum die
Multifunktionsgürtel von Polizist:innen keine Halterung für Spraydosen
haben.
Umso überraschender kommt da ein [1][Video] von einer Brücke am S-Bahnhof
Schönhauser Allee daher, das seit Sonntag in sozialen Medien die Runde
macht. Zu sehen ist eine Polizistin, die sich mit einer roten Dose an einem
Geländer mit aufgemalter Palästinaflagge zu schaffen macht: ein schwarzer
Streifen oben, ein grüner unten, in der Mitte die weiße Wand, dazu ein
rotes Dreieck. Begutachtet von ihrem Kollegen, setzt die Polizistin die
Dose an und übermalt das Grün.
Sie setzt keine gerade Linie, sondern sprüht einzelne Punkte, die sie dann
zu einer Fläche ausmalt – ganz klarer Anfängerfehler. Das Ergebnis ist dann
auch ein unsauberer, verwischter Streifen, der eher nach Kindermalerei denn
nach dem Werk einer Sprayerin aussieht. Doch an dem Ergebnis lässt sich
noch mehr bemängeln: Aus der einstigen Palästinaflagge ist mit der
Farbkombination Schwarz-Weiß-Rot plötzlich eine Flagge des ehemaligen
Kaiserreichs geworden. Diese ist zwar nicht verboten, aber als Symbol der
neonazistischen Szene durchaus beliebt.
„Aus Palästinaflagge basically Reichsflagge machen ist so deutsche Polizei“
– so die Kommentierung im Video. Für die Palästina-Szene passt der Vorfall
bestens ins Bild einer rechten Polizei, die ihren Protest unterdrückt. Ob
das von den beiden Polizist:innen beabsichtigt war, sei dahingestellt.
Jedenfalls stehlen sie sich sofort nach getaner Arbeit auffällig
unverdächtig davon.
Bislang kannte man das Phänomen malender Polizist:innen vor allem aus
Hamburg – allgemein bekannt und belächelt als [2][„Soko Wand und Farbe“].
Ob beim Versuch, Wände an der Hafenstraße zu überstreichen, [3][Namen von
enttarnten verdeckten Ermittlern an der Hauswand der Roten Flora zu tilgen]
oder die Botschaft an den Innensenator [4][„Andy, Du bist so 1 Pimmel]“ aus
der Öffentlichkeit zu entfernen – stets endet das Unterfangen im Fiasko
einer blamierten Polizei und einer potenzierten Aufmerksamkeit für das zu
unterdrücken versuchte Thema. Man kann nur hoffen, dass Berlins Polizei das
Sprayen doch wieder den Profis überlässt.
8 Sep 2025
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/reel/DOTWhOiCJPx/?igsh=OWRnaXZsMHUydDF1
[2] https://www.youtube.com/watch?v=XwP4JZMzLhY
[3] /Portraets-von-Spitzeln-uebermalt/!5326757
[4] /Neues-vom-Hamburger-Pimmelgate/!5810338
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Polizei Berlin
Graffiti
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Polizei Hamburg
Hamburg
Polizei Hamburg
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