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# taz.de -- Hamburger Polizei übermalt Demo-Aufruf: Zu viel Information über …
> Eine Initiative will vor der Kanzlei eines völkisch verbundenen Hamburger
> Anwalts demonstrieren. Die Polizei übermalte das Plakat mit dem
> Demoaufruf.
Bild: Das Problem mit den Völkischen ist schon älter: Broschüren der mobilen…
Vergangene Woche war es mal wieder soweit: Polizist*innen rückten in
weißen Schutzanzügen und mit schwarzer Farbe vor dem linken Kulturzentrum
Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel an, um ein Plakat zu übermalen.
Bei der aktuellen Maleraktion ging es nicht um [1][1 Pimmel und den
Hamburger Innensenator] oder um eine [2][Liste mit „13 Dingen, die du gegen
die AfD tun kannst“], sondern um die Ankündigung einer Kundgebung über die
Strukturen von völkischen Siedlern im nord-östlichen Niedersachsen. Eine
antifaschistische Initiative hatte auf dem Plakat an der Flora für
kommenden Montag vor einer Kanzlei in bester Hamburger Innenstadtlage zu
einer Demo samt Infoveranstaltung aufgerufen.
Die Polizei übermalte das Plakat, weil auf ihm der Name und die
Arbeitsadresse eines in der Kanzlei beschäftigten Anwalts stand, der seit
Jahren fest in völkischen Siedlungsnetzwerken verankert sein soll. Die
Angaben auf dem Plakat verletzten die Persönlichkeitsrechte des Anwalts.
Der Anwalt, den die Kanzlei als „einen der führenden Immobilienanwälte in
Deutschland“ auf ihrer Website vorstellt, kommt aus der Lüneburger Heide.
[3][In der Region zwischen Uelzen und Lüneburg haben sich völkische Sippen
niedergelassen], die Brauchtumsfeste, Volkstanzrunden, Theater- und
Liederabende ausrichten. Sie wollen ihre Weltanschauung von einer
vermeintlich ethno-kulturellen Identität und Kultur leben. Diese Treffen
sind gleichzeitig so etwas wie Kontaktbörsen für die rechte Szene. Der
Anwalt kommt aus einem solchen Familienzusammenschluss, seine Ehefrau
ebenfalls.
Sein Vater Uwe B., der bei der völkischen Jugendorganisation [4][„Bund
heimattreuer Jugend“] aktiv war, betrieb eines der bundesweit größten
rechtsextremen Antiquariate. Sein Verlag mit Sitz im niedersächsischen
Toppenstedt führt heute einer seiner Söhne. Bis heute können über den
Verlag [5][Klassiker der rechtsextremen Publizistik] bestellt werden: Das
1923 erstmals erschienene „Das dritte Reich“ von Arthur Möller van den
Bruck zum Beispiel, oder „Gottlied des Lebens erklingt auch dir“ von
Mathilde Ludendorff, veröffentlicht 1940.
Beide Söhne waren bei der [6][rechtsextremen Organisation „Sturmvogel“]
aktiv, das legt eine Sonderausgabe der Sturmvogel-Zeitung Sturmbote nahe.
Die Organisation taucht heute in Jahresberichten des Verfassungsschutzes
Niedersachsen auf und wurde 1987 von Mitgliedern der später verbotenen
„Wiking Jugend“ gegründet. Hier wird der Nachwuchs geschult und ertüchtig…
In einem Gründungsflugblatt steht, dass mit der Jugendarbeit ein „Vorleben“
vermittelt werden soll, das gegen den „Ungeist“ aufbegehrt, „der unserem
Volk derzeit jeden Atemzug verpestet“. Als „volkstreu eingestellte
Deutsche“ wollen die Mitglieder leben – und gesellschaftliche Veränderung
bewirken.
## Bis heute bei völkischen Treffen dabei
Auch die Ehefrau des Anwalts war – gerichtsfest belegt – beim Sturmvogel
aktiv. Das Landgericht Verden wies ihre Klage gegen eine Recherche der
Journalistin Andrea Röpke ab, die auch für die taz schreibt. Bis vor das
Bundesgericht, die letzte Instanz in Straf- und Zivilverfahren zog sie.
2024 scheiterte sie dort endgültig mit ihrer Klage. Auf dem Anwesen der
Familie des Anwalts finden bis heute Szene-Veranstaltungen statt. Aufnahmen
von Röpke belegen, dass der Immobilienanwalt aus Hamburg noch immer bei
völkischen Events dabei ist.
1 Feb 2025
## LINKS
[1] /Hausdurchsuchung-wegen-eines-Tweets/!5799732
[2] /Zensierte-Plakatwand-in-Hamburg/!6028337
[3] /Mit-Kreuzen-gegen-voelkische-Siedler/!6055544
[4] /Jugendcamp-vom-Freibund/!6024024
[5] /Geistige-Wegbereiter-der-Nazis/!5903496
[6] /Deutscher-Jugendbund-Sturmvogel/!5149872
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Kolumne Der rechte Rand
„völkische Gesinnung“
Schwerpunkt Neonazis
Hamburg
Rote Flora
Rechtsextremismus
„völkische Gesinnung“
Polizei Hamburg
Hausdurchsuchung
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