# taz.de -- Studie zu Paketlieferanten: Linke für Verbot von Subunternehmen | |
> Lange Arbeitstage, miese Arbeitsbedingungen – eine Studie der | |
> Rosa-Luxemburg-Stiftung blickt auf die Situation von | |
> Paketzusteller*innen. | |
Bild: Paketzusteller in Düsseldorf: Die Arbeitsbedingungen können nur dann ve… | |
BERLIN taz | „Ein Verbot des Subunternehmerunwesens wäre zentral“, sagte | |
Jörg Cezanne am Dienstagabend in Berlin. Der Linken-Bundestagsabgeordnete | |
sprach auf einem Podium der Rosa-Luxemburg-Stiftung anlässlich der | |
Vorstellung der neuen Studie „Ausgeliefert“, für die die | |
Journalist*innen Jan Ole Arps und Nelli Tügel einen umfassenden Blick | |
auf die sogenannte KEP-Branche – Kurier-, Express- und Paketdienste – | |
geworfen haben. | |
Cezanne fasste damit das Fazit der Studie und des Abends zusammen: Die | |
Arbeitsbedingungen der rund 130.000 [1][Lieferant*innen von Amazon], | |
DHL Express und Co. können nur verbessert werden, wenn sie direkt und | |
sozialversicherungspflichtig bei den Auftraggebern angestellt werden und | |
Subunternehmen abgeschafft werden. | |
Rund 40 Pakete bekommt jeder Mensch in Deutschland pro Jahr nach Hause | |
geliefert. [2][Die Coronapandemie] bescherte [3][der Branche einen Boom]. | |
Und der wiederum bedeutet: mehr Druck auf diejenigen, die die Pakete zu den | |
Kund*innen bringen. „Treppe rauf, Treppe runter, bis zu 200-mal am Tag. | |
Das ist der Takt der Arbeit, die Paketzusteller*innen den ganzen Tag, | |
oft mehr als zehn Stunden lang, oft sechs Tage die Woche verrichten“, | |
schreiben Arps und Tügel im Vorwort. | |
Schaffen die Lieferant*innen das Pensum nicht, verlieren sie ihren Job | |
beim Subunternehmen, berichtete Arps am Dienstagabend auf dem Podium. In | |
normalen Arbeitszeiten sei das nicht zu schaffen, oft tragen die | |
Lieferant*innen – meist Männer – die Pakete noch spät am Abend aus. | |
Wie lang die Arbeitszeiten tatsächlich sind, erfahre man nur in | |
persönlichen Gesprächen mit den Beschäftigen, wie Tina Morgenroth von der | |
[4][Beratungsstelle Faire Mobilität] des DGB berichtete. Die Arbeitszeit | |
könne zwar mittlerweile automatisch erfasst, aber weiterhin manipuliert | |
werden: Die Scanner würden erst eingeschaltet, wenn die Autos vom Hof der | |
Paketlager fahren, und ausgeschaltet, sobald das letzte Paket ausgeliefert | |
ist. | |
Mittagspausen würden automatisch abgezogen, ob sie eingehalten werden oder | |
nicht. Überstunden würden oft nicht bezahlt, Lohnfortzahlungen im | |
Krankheitsfall verweigert. Dennoch: „Die meisten schlucken die Bedingungen, | |
bis der Lohn ausbleibt“, so Morgenroth. Erst dann suchten sie nach | |
Unterstützung. | |
Warum das funktioniert? Weil die meisten der Zusteller*innen aus dem | |
(osteuropäischen) Ausland kommen, kein oder kaum Deutsch sprechen und ihre | |
Rechte nicht kennen. Und weil sie ohne Sprachkenntnisse und wegen weiterer | |
bürokratischer Hürden keine Chance auf einen anderen Job haben. | |
Kleine Verbesserungen für die Fahrer*innen sieht das Mitte Juni vom | |
Bundestag reformierte Postgesetz vor. 2025 soll es in Kraft treten. Ein | |
Verbot von Subunternehmen in der Branche hat die FDP jedoch verhindert. | |
Deshalb, so Cezanne, müsse nun wenigstens dafür gesorgt werden, dass alle | |
Fahrer*innen auch bei Subunternehmen sozialversicherungspflichtig | |
angestellt werden. | |
Dann wäre auch eine gewerkschaftliche Organisierung der Zusteller*innen | |
einfacher, ergänzt Studienautor Jan Ole Arps. Denn: Eine gewerkschaftliche | |
Strategie für den Sektor, der in zig Unternehmen und Subunternehmen | |
zersplittert ist, gebe es nicht. Das müsse sich ändern: „Ich wünsche mir, | |
dass sich bei Verdi eine Taskforce Subunternehmen gründet.“ | |
26 Jun 2024 | |
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## AUTOREN | |
Johanna Treblin | |
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