# taz.de -- Menschenhandel nimmt zu: Mehr Zwangsarbeit, wenig Hilfe | |
> Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat Zahlen zur Arbeitsausbeutung | |
> vorgestellt. Es fehle Betroffenen an Unterkünften und Beratung. | |
Bild: Betroffene sind oft Leih- oder Saisonarbeiter*innen in Branchen wie der L… | |
Berlin taz | Das Deutsche Institut für Menschenrechte fordert einen | |
besseren Schutz für Betroffene von Menschenhandel zum Zweck der | |
Arbeitsausbeutung. „Es kann und darf nicht sein, dass Menschen, die hier in | |
Deutschland ausgebeutet werden, und sich an Beratungsstellen und Behörden | |
wenden, nicht vor Täter*innen geschützt untergebracht und stabilisiert | |
werden können“, sagte Naile Tanış, Leiterin der Berichterstattungsstelle | |
Menschenhandel des Instituts. | |
Auf einer Pressekonferenz aus Anlass des Welttag gegen Menschenhandel am | |
30. Juli stellte Tanış am Donnerstag eine [1][Analyse mit dem Schwerpunkt | |
auf Betroffenenunterkünfte] vor. Insbesondere sei der Zugang zu | |
Sozialleistungen für Betroffene langwierig und hürdenreich. Dieser sei | |
jedoch eine notwendige Voraussetzung, um eine angemessene und sichere | |
Unterkunft finanzieren zu können. [2][Zudem mangele es an spezialisierten | |
Fachberatungsstellen für Betroffene] und deren langfristiger Finanzierung. | |
Auch eine umfassende psychosoziale Behandlung fehle, so das Ergebnis der | |
Analyse. | |
Die Anzahl an Betroffenen von Menschenhandel zum Zweck der | |
Arbeitsausbeutung sei laut Leiterin Tanış angestiegen. [3][Das | |
Bundeskriminalamt erfasste im Jahr 2022] 1.019 Opfer, was einer Zunahme um | |
knapp 600 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Datenlage sei | |
laut Studie jedoch wenig belastbar, da die Dunkelziffer an Betroffenen, die | |
nicht im Rahmen von Strafverfahren dokumentiert würden, weitaus höher | |
liege. | |
Als Betroffene gelten unter anderem Personen, die als Leih- oder | |
Saisonarbeiter*innen in Branchen wie der Landwirtschaft, der Fleisch- | |
oder der Bauindustrie tätig sind. Täter*innen, wie zum Beispiel | |
Leiharbeitsfirmen, nutzten gezielt ihre schlechte wirtschaftliche Situation | |
aus und beschäftigten sie zu unzureichender Bezahlung, unzumutbaren | |
Arbeitsbedingungen sowie überhöhten Vermittlungs- und Mietbeträgen. | |
Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung ist dabei zu unterscheiden | |
vom Zweck der sexuellen Ausbeutung. | |
## Appell an Bundesregierung, Koalitionsvertrag umzusetzen | |
Schon bei der Anwerbung, die beispielsweise über soziale Medien ablaufe, | |
lockten die häufig in mafiösen Strukturen organisierten Täter*innen | |
Arbeitskräfte [4][unter falschen Versprechungen teils aus dem Ausland an | |
und setzten sie hierzulande unter enormen Zwang]. Oftmals geschehe dies in | |
Form von psychischer und physischer Gewalt. | |
Aus den Ergebnissen der Analyse entwickelten die Autor*innen Leitlinien | |
für Unterkünfte, die alle Betroffene von Arbeitsausbeutung vor ihren | |
Täter*innen schützen und ein stabiles Umfeld gewährleisten sollen. Naile | |
Tanış forderte, Fachberatungsstellen und Behörden zu stärken. Außerdem | |
appellierte sie an die Bundesregierung, ihre Versprechen aus dem | |
Koalitionsvertrag umzusetzen und auch ausländischen Betroffenen ein | |
Aufenthaltsrecht unabhängig von ihrer Kooperationsbereitschaft in | |
Strafverfahren zu gewähren. | |
Nach der Europaratskonvention gegen Menschenhandel von 2005 ist Deutschland | |
dazu verpflichtet, Betroffenen von Menschenhandel unabhängig von ihrem | |
Geschlecht, ihrem Aufenthaltsstatus und der Form der Ausbeutung eine | |
angemessene und sichere Unterkunft zu gewährleisten. (Mit Agenturen) | |
26 Jul 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/publikationen | |
[2] /!5995028/ | |
[3] https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/JahresberichteUndL… | |
[4] /Ausbeutung-von-Arbeitsmigranten/!6008595 | |
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