# taz.de -- Aktionsplan gegen Menschenhandel: Jährlich mehr als 400 Betroffene | |
> Menschenhandel umfasst verschiedene Formen von Ausbeutung, etwa sexuelle | |
> Ausbeutung und Zwangsarbeit. Die Ampel feilt an einem Aktionsplan. | |
Bild: Demonstration gegen Menschenhandel in der Essener Innenstadt | |
Berlin taz | Betroffene von Menschenhandel sollen ein Aufenthaltsrecht in | |
Deutschland bekommen. Strafverfolgungsbehörden und Gerichte sollen zum | |
Thema Menschenhandel geschult werden. Und eine bundesweite | |
Koordinierungsstelle soll eingerichtet werden: Das fordert die grüne | |
Bundestagsfraktion in einem Positionspapier zum Thema Menschenhandel, das | |
der taz exklusiv vorliegt. | |
Schon Anfang Juli hatte die Fraktion das Papier mit dem Namen „Opferschutz | |
im Zentrum, Zwangsprostitution und Menschenhandel bekämpfen“ beschlossen. | |
Nun soll es veröffentlicht werden. Ein Nationaler Aktionsplan gegen | |
Menschenhandel, auf den sich die Ampelkoalition im [1][Koalitionsvertrag] | |
geeinigt hatte, wird derzeit erarbeitet. Eine Sprecherin des federführenden | |
Bundesfamilienministeriums von Lisa Paus (Grüne) sagte, es sei das | |
„erklärte Ziel der gesamten Bundesregierung“, dass der Aktionsplan noch in | |
dieser Legislaturperiode verabschiedet werde. | |
Menschenhandel umfasst verschiedene Formen von Ausbeutung, darunter zum | |
Beispiel sexuelle Ausbeutung, Zwangsarbeit und Menschenhandel zum Zweck der | |
Organentnahme. „Wir setzen uns dafür ein, die Rechte der Opfer zu stärken | |
und die Täter konsequenter zu verfolgen“, sagte Denise Loop, Obfrau der | |
Bundestagsfraktion der Grünen im Ausschuss für Familie, Senior*innen, | |
Frauen und Jugend, der taz. | |
## Zehn Forderungen der Fraktion | |
Zehn Forderungen stellt die Fraktion deshalb auf, darunter den Ausbau von | |
Fachberatungsstellen, generelle Aufklärung und Sensibilisierung sowie ein | |
ausreichendes Budget für die Umsetzung der Maßnahmen. | |
Einen Schwerpunkt setzt das Papier zudem auf Menschenhandel zur sexuellen | |
Ausbeutung, also Zwangsprostitution. Laut Bundeskriminalamt werden hier | |
jährlich mehr als 400 Betroffene gezählt. Zugleich müsse von einer deutlich | |
höheren Dunkelziffer ausgegangen werden. | |
Ein großes Problem sei, heißt es im Papier, dass das Aufenthaltsrecht von | |
Betroffenen aus Drittstaaten derzeit an ihre Aussagebereitschaft in | |
Strafverfahren geknüpft ist – das Bleiberecht allerdings auch bei einer | |
Aussage nicht automatisch gesichert ist. Staatsanwaltschaften würden | |
Aussagen oft als unzureichend einstufen, sodass Betroffene sich und ihren | |
Aufenthalt in Deutschland durch ihre Aussagen womöglich eher gefährdeten. | |
## Schutzversprechen als wichtigste Forderung | |
„Der Schutz der Betroffenen kann uns nur gelingen, wenn wir ihnen einen | |
Ausweg aus dem kriminellen Umfeld bieten“, so Loop. Die wichtigste | |
Forderung der Grünen sei deshalb ein Schutzversprechen unabhängig von der | |
Aussagebereitschaft der Opfer. | |
17 Sep 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/koalitionsvertrag-2021-199… | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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