| # taz.de -- Nato-Gipfel in Washington: Der Elefant im Raum | |
| > Die Nato-Staaten diskutieren noch bis Donnerstag über den Ukrainekrieg | |
| > und Orbán – und bereiten sich auf einen möglichen US-Präsidenten Trump | |
| > vor. | |
| Bild: Nicht selbst auf dem Nato-Gipfel, aber dennoch präsent: Donald Trump | |
| Wenn die Staats- und Regierungschefs der Nato-Mitglieder bis Donnerstag den | |
| 75. Geburtstag des Militärbündnisses in Washington feiern, wird ein Mann, | |
| der gar nicht eingeladen ist, für Gesprächsstoff sorgen: Donald Trump, | |
| möglicher nächster US-Präsident, ist so etwas wie der Elefant im Raum. | |
| Denn: Trump hatte mehrfach lautstark ventiliert, dass die europäischen | |
| Staaten des Bündnisses mehr Geld für Verteidigung ausgeben müssen. Im Falle | |
| eines russischen Angriffs auf die Nato-Partner [1][würden die USA nur dann | |
| helfen, wenn die Staaten sich auch mehr bei den Mitteln für die Abwehr | |
| beteiligen]. Damit hatte Trump den Bündnisfall – nämlich die Unterstützung | |
| eines Mitgliedsstaats im Falle eines Angriffs – nach Artikel fünf des | |
| Nordatlantikvertrags in Frage gestellt. Nach irritierten Nachfragen aus den | |
| Bündnisländern relativierte Trump seine Aussage wieder. Aber es zeigt: Eine | |
| US-Administration unter Trump ist unberechenbar. | |
| Und die ist mit einem [2][schwächelnden US-Präsidenten Joe Biden] nicht | |
| ganz unwahrscheinlich. Dessen Auftreten – zudem als Gastgeber des Gipfels – | |
| bei den öffentlichen Auftritten sowie den Treffen hinter den Kulissen wird | |
| argwöhnisch beäugt werden. | |
| Auf der offiziellen Nato-Agenda weit oben steht die weitere Unterstützung | |
| für die Ukraine im Kampf gegen den Aggressor Wladimir Putin. | |
| Noch-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat es bisher nicht geschafft, alle | |
| Staaten auf langfristige Hilfen einzuschwören. Stattdessen wird auf | |
| bilaterale Sicherheitsvereinbarungen gesetzt, unter anderem mit | |
| Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA. Erst am Montag | |
| unterzeichnete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein solches | |
| Papier mit Polen. | |
| Für ordentliche Störfeuer im Vorfeld des Gipfels sorgte der ungarische | |
| Regierungschef Viktor Orbán. Hoch umstritten ist seine sogenannte | |
| [3][Friedensmission 3.0], die ihn zuerst nach Kyjiw, dann nach Moskau und | |
| schließlich nach Peking führte. Seine Marschroute verärgerte die übrigen | |
| Nato-Mitglieder erheblich, war seine „Mission“ doch weder mit der EU noch | |
| mit der Nato abgesprochen. Pünktlich vor Beginn des Gipfels machte Putin | |
| mit brutalen Angriffen unter anderem auf ein Kinderkrankenhaus in Kyjiw mit | |
| mehr als 30 Toten unmissverständlich klar, dass eine Waffenruhe seinerseits | |
| nicht geplant ist – schon gar nicht, wenn die westlichen Verbündeten ihre | |
| Lieferungen an militärischem Gerät an die Ukraine hochgefahren haben. | |
| Es wird Stoltenbergs letzter großer Auftritt auf internationaler Bühne, in | |
| wenigen Wochen übernimmt offiziell der Niederländer Mark Rutte. Die Liste | |
| globaler Konflikte ist lang: die russische Invasion in der Ukraine droht | |
| zum zermürbenden Stellungskrieg zu werden, im Nahen Osten verschärft sich | |
| die Kriegslage, es gibt Spannungen im Indopazifik. Rutte muss die Reihen | |
| schnell schließen und vor allem akut für mehr Luftverteidigung für die | |
| Ukraine sorgen. | |
| 9 Jul 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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