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# taz.de -- Nach Angriff auf Kinderklinik in Kyjiw: Fassungslosigkeit und Wut
> Das Entsetzen ist groß nach dem russischen Großangriff auf eine
> Kinderklinik in Kyjiw. Derweil haben die Behörden einen Tag der Trauer
> ausgerufen.
Bild: Trümmer und Trauer nach dem Angriff auf die Kinderklinik in Kyjiw am 7. …
Kyjiw taz | Die Fahnen vor dem Bürgerbüro wehen auf Halbmast. Die Kyjiwer
Behörden haben nach dem [1][russischen Luftangriff] am Montag auf die Stadt
den Dienstag zum Trauertag erklärt. Wer weiterfahren will, in Richtung
[2][der bombardierten Kinderklinik] Ochmadyt, muss viel Geduld an diesem
heißen Sommertag mitbringen. Kilometerlang stauen sich die Fahrzeuge.
Hermetisch hat die Polizei den Bereich vor der Klinik abgeriegelt.
Vorbeifahren ist nur mit Sondererlaubnis möglich. Alle anderen Autos werden
über eine Umleitung in die Stadtmitte geleitet.
Mehrere Dutzend Menschen harten geduldig vor dem Klinikgelände unter der
prallen Sonne aus. Sie winken denen zu, die aus der Klinik herauskommen.
Sie halten Getränke, Blumen oder Kinderspielzeug in der Hand. Sie sind
einfach nur gekommen, weil sie nicht glauben konnten, was sie gehört
hatten, weil sie fassungslos sind, dass sich das Ganze vor Ort noch
schlimmer anfühlt als im Internet. Alles starrt gebannt auf den Eingang des
Klinikgeländes. Doch das darf nur betreten, wer eine Erlaubnis hat.
Und wer bis zum Betreten des Klinikgeländes noch gehofft hat, vielleicht
mit den Anblick von ein paar zersplitterten Fensterscheiben davonzukommen,
wird erneut geschockt. Die Klinik ist ausgebombt. Verkohlt sind die
Fassaden, ein Gebäude ist völlig zerstört, die Fenster klaffen wie schwarze
Löcher. Emsig räumen Feuerwehrleute Schutt zur Seite, baggern einen kleinen
Krater zu. Irgendwo steht ein mit Müll überdeckter Operationstisch. Daneben
liegen einige Matratzen.
[3][Als „schwarzen Tag für die Ukraine“] bezeichnet das Portal nv.ua den 8.
Juli. Diese Angriffe auf die Ukraine seien die schwersten seit Jahresbeginn
gewesen. Landesweit seien 40 Menschen ums Leben gekommen, 31 davon in
Kyjiw, über 190 verletzt worden.
## War der Beschuss der Klinik Vorsatz?
Das Kinderkrankenhaus, so Präsident Wolodymyr Selenskyj, sei mit einem
Marschflugkörper des Typs X-101 angegriffen worden. Diese sehr treffsichere
Waffe ist von der Flugabwehr kaum auszuschalten. Und so drängt sich der
Verdacht auf, dass die Kinderklinik vorsätzlich beschossen wurde.
Auf Instagram hat auch Alla Pugatschowa, seit Sowjetzeiten Primadonna der
russischen Rockmusik, ihre Abscheu vor dem Angriff auf die Kinderklinik
geäußert. „Gott ist geduldig, aber alles hat seine Grenzen“, textet sie
neben dem Bild einer Mutter, die ihr blutendes Kind in den Armen hält.
In der ukrainischen Geschäftswelt zeigt man sich solidarisch mit der
Kinderklinik. Man habe alle Krankenwagen der Kinderklinik zur Verfügung
gestellt – kostenlos, lässt die Privatklinik Dobrobut wissen. „Das neue
Gebäude für Toxikologie und Dialyse wurde zerstört. Zum Zeitpunkt des
Beschusses waren Operationen im Gange, und auch Ärzte wurden verletzt,
natürlich steht Dobrobut in dieser Situation nicht abseits“, erklärt
Dobrobut-Chef Vadym Shekman auf Facebook.
Dreizehn kleine Patienten aus der Kinderklinik hat Dobrobut nach eigenen
Angaben aufgenommen und steht bereit, weitere Opfer des Luftangriffs zu
behandeln, so Shekman. Der Mobilfunkbetreiber Kyjiwstar, die Musikband
Okean Elsy, das Einkaufszentrum Epizentr, das Ölunternehmen Ukrnafta und
die Oligarchen Viktor und Olena Pintschuk wollen Millionen spenden.
Auch im ostukrainischen Krywyi Rih herrscht am Dienstag Trauer. Dort wurden
elf Bewohner der Stadt am Montag bei einem russischen Angriff getötet,
weitere 59 verletzt. Umgekehrt wurden im russischen Gebiet Belgorod am
Montag nach amtlichen Angaben drei Menschen getötet und 19 verletzt.
9 Jul 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Bernhard Clasen
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