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# taz.de -- US-Präsident unter Druck: Biden sträubt sich gegen das Ende
> Bidens Abschlussauftritte auf dem Nato-Gipfel werden zur Bewährungsprobe,
> ob er die Öffentlichkeit von sich überzeugen kann. Patzer bleiben nicht
> aus.
Bild: Der Versuch, Stärke zu zeigen: US-Präsident Biden zum Abschluss des Nat…
Washington taz | Es war vermutlich eine der meisterwarteten
Pressekonferenzen in der Geschichte der amerikanischen Politik.
US-Präsident Joe Biden, der seit seiner lausigen Leistung im TV-Duell mit
Donald Trump um seine politische Zukunft fürchten muss, traf [1][zum
Abschluss des diesjährigen Nato-Gipfels] auf einen Raum voller
Journalisten. Es ist ein Szenario, das Biden in seiner politischen Karriere
als Senator und Präsident so oder so ähnlich bereits hunderte, vielleicht
sogar tausende Male erlebt hat.
Als er am Donnerstagabend Ortszeit in Washington auf die Bühne trat, dürfte
der Druck nie höher gewesen sein. Eine falsche Antwort, ein Anzeichen
dafür, dass er mit seinen 81 Jahren nicht mehr in der Lage sei, den Fragen
der Reporter zu folgen oder ein komplettes Erstarren unter den Augen der
Weltöffentlichkeit – und seine Kandidatur um eine zweite Amtszeit könnte
vorbei sein.
Zwar blieb er während der knapp einstündigen Pressekonferenz alles andere
als fehlerfrei – sein Versprecher, als er Vizepräsidentin Kamala Harris als
„Vizepräsident Trump“ bezeichnete, läuft in den sozialen Netzwerken rauf
und runter. Trotzdem zeigte er sich souverän, unterstrich seine Erfahrung
in außenpolitischen Angelegenheiten und erklärte erneut, dass er der beste
Kandidat sei, um Trump im November zu besiegen.
„Es geht mir nicht um mein Vermächtnis. Es geht mir darum, die Arbeit, die
ich angefangen habe, zu Ende zu bringen“, sagte Biden auf die Frage, warum
er weitere vier Jahre im Amt bleiben möchte.
## Zweifel an Biden mehren sich
Seit seinem desaströsen Auftritt in der TV-Debatte gegen Trump im
vergangenen Monat gibt es unter Demokraten, Spendengebern und Prominenten
immer mehr Personen, die Biden zum Aufgeben bewegen wollen. [2][Sie
bezweifeln nicht nur,] dass Biden Trump ein zweites Mal schlagen kann,
sondern auch, dass er altersbedingt in der Lage ist, das Land weitere vier
Jahre zu führen.
In den US-Medien wird daher täglich über Bidens geistigen und körperlichen
Zustand berichtet. Dem Weißen Haus, seinem Wahlkampfteam und seinen engsten
Vertrauten wird vorgeworfen, dass sie den mentalen und auch physischen
Abbau des Präsidenten verheimlicht hätten und damit die gesamte
amerikanische Öffentlichkeit hinters Licht führten.
Biden selbst will von all dem nichts wissen. „Wenn ich langsamer werden
würde und die Arbeit nicht mehr erledigen könnte, wäre das ein Zeichen
dafür, dass ich es nicht tun sollte. Aber dafür gibt es bisher keine
Anzeichen – keine“, sagte er.
Die Pressekonferenz im Anschluss an den Nato-Gipfel wurde im Vorfeld als
möglicher Gradmesser angepriesen. Biden nutzte die Gelegenheit vor
versammelter Weltpresse, um nicht nur seine bisherigen Erfolge als
Präsident hervorzuheben, sondern auch den Unterschied zwischen ihm und
Trump deutlich zu machen.
[3][Trump, der das transatlantische Militärbündnis in der Vergangenheit als
überflüssig bezeichnet hatte], würde die Welt unsicherer machen, behauptete
Biden. Auch würden amerikanische Familien unter Trump wirtschaftlich
schlechter dastehen als mit ihm. Biden weiß um die prekäre Situation, in
der er sich befindet, doch bislang gibt er keinerlei Anzeichen dafür, dass
er einen Rücktritt auch nur ansatzweise unter Betracht zieht.
## Weitere Pressetermine geplant
„Ich bin entschlossen, zu kandidieren, aber ich denke, es ist wichtig, dass
ich die Ängste der Menschen zerstreue – dass sie mich da draußen sehen“,
bekräftigte Biden, der in den vergangenen Wochen mit zahlreichen
Wahlkampfauftritten versucht hat, Wähler von seinen Fähigkeiten zu
überzeugen. Weitere Wahlkampfauftritte sind in den kommenden Tagen geplant.
Auch ein weiteres TV-Interview ist für Montag angekündigt.
Biden hatte am Donnerstag noch einen weiteren groben Patzer. Im Vorfeld der
Pressekonferenz unterzeichneten die Nato-Mitglieder den sogenannten
„Ukraine Compact“, der die langfristige Unterstützung der Ukraine
garantieren soll. Als Biden am Ende seiner Ansprache dann den ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorstellte, nannte er ihn „Präsident
Putin“. Im internationalen Pressezentrum ging bei diesen Worten ein Raunen
durch den Saal. Biden bemerkte den Fehler allerdings schnell und
korrigierte seinen Versprecher umgehend.
Der US-Präsident hat mit seinem Auftreten bei der Pressekonferenz gezeigt,
dass er weiterhin in der Lage ist, sich schwierigen Fragen und Situationen
zu stellen. Wie schon nach seinem TV-Interview am vergangenen Freitag sind
damit jedoch nicht alle Zweifel aus dem Weg geräumt. Die Debatte über seine
politische Zukunft dürfte daher weitergehen.
Bislang haben 16 demokratische Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus sich
öffentlich gegen Biden als Präsidentschaftskandidat ihrer Partei
ausgesprochen. Bis zur nationalen demokratischen Versammlung, bei der Biden
offiziell als Kandidat bestätigt werden würde, sind es noch rund vier
Wochen. Doch weniger als vier Monate vor der Wahl läuft den Demokraten die
Zeit davon, eine Alternative zu finden.
12 Jul 2024
## LINKS
[1] /US-Bekenntnis-zur-Nato/!6023062
[2] /Debatte-um-Kandidatur-in-USA/!6022125
[3] /Nato-Gipfel-in-Washington/!6019526
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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