| # taz.de -- Personalentscheidungen in der EU: Für Turbulenzen wappnen | |
| > Europas Konservative haben sich aufgestellt. Doch sie müssen dringend | |
| > neue Allianzen gegen Rechtsaussen schmieden. Der Klimaschutz kommt dabei | |
| > zu kurz. | |
| Bild: Europäische Frauenpower: Ursula von der Leyen und Kaja Kallas (r) | |
| Der [1][Postenpoker für das EU-Spitzenpersonal ist abgeräumt]. Das ist die | |
| gute Nachricht rund drei Wochen nach den EU-Wahlen. Mit Ursula [2][von der | |
| Leyen als neue oder besser weiterhin amtierende EU-Kommissionspräsidentin], | |
| Kaja Kallas als EU-Außenbeauftragte und António Costa als EU-Ratspräsident | |
| bekommen EVP, Sozialdemokraten und Liberale ihre Wunschkonstellation von | |
| den EU-Mitgliedstaaten bescheinigt. | |
| Insbesondere die Personalie Kallas ist klug gewählt. Sie zeigt nicht nur | |
| klare Kante gegen den russischen Präsidentin Wladimir Putin, sondern ist | |
| versiert auf dem diplomatischen Parkett. Ob sie die gleiche Expertise | |
| aufweist in den Auseinandersetzungen mit China oder beim Thema Migration, | |
| wird sie erst noch unter Beweis stellen müssen. In jedem Fall hat sich die | |
| routinierte Politriege durchgesetzt und die erste Hürde für das | |
| Personaltableau genommen, vielleicht zum letzten Mal. Denn einfach wird es | |
| nicht mit den neuen politischen Mehrheiten im Europäischen Parlament. | |
| Rechtspopulisten haben enorme Zuwächse erhalten, die Liberalen an Sitzen | |
| verloren. Zwar stehen die Konservativen mit der EVP gut da, aber sie müssen | |
| neue Allianzen schmieden, um politische Vorhaben zu gestalten. Wenig | |
| verwunderlich, dass die postfaschistische italienische Ministerpräsidentin | |
| Giorgia Meloni im Vorfeld der Entscheidungen beim EU-Gipfel kräftig Alarm | |
| machte und ihren Unmut äußerte [3][über die Hinterzimmerpolitik]. Es ist | |
| ein weiteres Zeichen dafür: Meloni will mitmischen. In einer unglücklichen | |
| Allianz mit einem ungarischen Ministerpräsidenten Orbán werden sich die | |
| Machtverhältnisse verschieben. Strategien eines starken | |
| Mitte-links-Bündnisses in der EU, das dagegenhält, sind derzeit nicht | |
| sichtbar. | |
| ## Green Deal zerbröselt | |
| Einig ist sich [4][das Spitzenpersonal] im [5][Ukraine-Kurs] und in seiner | |
| Linie, europäische Sicherheitspolitik weiter zu stärken. Im Jahr drei der | |
| russischen Invasion in der Ukraine ist ein Ende des Krieges nicht in Sicht. | |
| Zugleich stehen die Haushalte einzelner EU-Staaten enorm unter Druck. | |
| Waffenhilfen oder Geld für den Wiederaufbau von kritischer Infrastruktur in | |
| der Ukraine werden zwangsläufig zur Disposition stehen. Dem gilt es auf | |
| europäischer Ebene entgegenzuwirken. | |
| Was zu kurz kommt, sind Klima- und Umweltfragen. Dort braucht es starke | |
| Kräfte innerhalb der Grünen und der Sozialdemokraten, um die | |
| Glaubwürdigkeit der EU zu erhalten. Schon jetzt deutet sich an, dass am | |
| viel bemühten Green Deal weiter geschraubt werden soll. Es sollte der große | |
| Wurf sein, doch mit einer weiteren Amtszeit von der Leyens droht das | |
| Vorhaben weiter zu zerbröseln. Der Kampf gegen die Klimakrise scheint keine | |
| Priorität zu haben. | |
| 28 Jun 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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