| # taz.de -- Attentat in Mannheim: Karlsruhe ermittelt zu Messerangriff | |
| > Nach der Messerattacke von Mannheim übernimmt die Bundesanwaltschaft die | |
| > Ermittlungen. Über Abschiebungen ist eine neue Debatte entbrannt. | |
| Bild: Menschen legen am Tatort auf dem Mannheimer Marktplatz Blumen nieder | |
| Berlin taz/dpa | Jetzt wird auf höchster Ebene ermittelt. Die | |
| Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zum Fall des [1][Messerangriffs auf | |
| eine Kundgebung] des [2][Anti-Islam-Aktivisten Michael Stürzenberger] in | |
| Mannheim übernommen. Es sei von einer „religiös motivierten“ Tat | |
| auszugehen, so eine Sprecherin der Behörde. Die Übernahme erfolge wegen der | |
| „besonderen Bedeutung“ des Falls. | |
| Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) erklärte, es lägen | |
| „mittlerweile klare Hinweise für ein islamistisches Motiv der Tat in | |
| Mannheim vor“. Deshalb erfolge die Übernahme. Die Tat sei „tödlicher | |
| Fanatismus“, so Buschmann. „Der Islam gehört zu Deutschland, der Islamismus | |
| nicht.“ | |
| Am Freitag hatte der 25-jährige Sulaiman A. mit einem Messer auf | |
| Stürzenberger und fünf weitere Menschen auf dem Mannheimer Marktplatz | |
| eingestochen. Der Polizist Rouven L. wurde dabei so schwer verletzt, dass | |
| [3][er am Sonntag verstarb]. Sulaiman A. konnte nur durch Schüsse eines | |
| Polizisten gestoppt werden. Gegen ihn wird nun wegen Mordes, fünffachen | |
| versuchten Mordes sowie gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Er ist | |
| bisher nicht vernehmungsfähig. | |
| Noch am Freitag hatte die Polizei die Wohnung von Sulaiman A. im hessischen | |
| Heppenheim durchsucht, wo er mit seiner Frau und zwei Kindern lebte, 35 | |
| Kilometer von Mannheim entfernt. Laut Medienberichten sollen Ermittler | |
| danach auf seinem Handy islamistische Inhalte gefunden haben. Weder der | |
| Polizei noch dem Verfassungsschutz war Sulaiman A. bis zur Tat aufgefallen. | |
| Der 25-Jährige war 2014 von Afghanistan nach Deutschland gekommen, kämpfte | |
| in seiner Freizeit Taekwondo. Sein Asylantrag soll zunächst abgelehnt | |
| worden sein. Wegen der Sicherheitslage in Afghanistan soll er aber ein | |
| Abschiebeverbot erhalten haben. Später erhielt er einen befristeten | |
| Aufenthaltsstatus, wegen seiner Frau und den hier geborenen Kindern. | |
| ## Mehrere tausend Menschen auf Kundgebung | |
| Nach der Tat ist inzwischen eine Debatte über härtere Maßnahmen [4][gegen | |
| Islamismus und Abschiebungen nach Afghanistan] entbrannt. | |
| Politiker*innen der CDU, AfD und SPD befürworten, dass Straftäter und | |
| Gefährder auch ins [5][Land der Taliban-Regierung] abgeschoben werden | |
| können. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) befürwortete dies | |
| zuletzt, nach taz-Informationen laufen dazu Prüfungen in ihrem Ministerium. | |
| Auch auf der Innenministerkonferenz in zwei Wochen soll das Thema | |
| besprochen werden. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) will dort einen | |
| Antrag stellen, Gefährder und schwere Straftäter auch nach Afghanistan oder | |
| Syrien abschieben zu lassen. Im Falle Afghanistans soll eine Vereinbarung | |
| mit der pakistanischen Regierung angestrebt werden, um eine Rückführung | |
| über den Landweg von Pakistan nach Afghanistan zu ermöglichen. Im Falle | |
| Syriens soll darauf hingewirkt werden, mit Flügen nach Damaskus | |
| abzuschieben. „Wer hier schwere Straftaten begeht, muss das Land verlassen, | |
| auch wenn er aus Afghanistan kommt“, erklärte Grote. „Hier wiegt das | |
| Sicherheitsinteresse Deutschlands schwerer als das Schutzinteresse des | |
| Täters.“ | |
| Noch am Montagabend hatten sich auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere | |
| tausend Menschen zu einer Kundgebung versammelt, „Mannheim hält zusammen“. | |
| Vor Ort waren auch Faeser, Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl | |
| (CDU) oder Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne). | |
| Bei einer Online-Spendensammlung für die Familie des getöteten Polizisten | |
| Rouven L. wurden bisher mehr als 430.000 Euro gesammelt. Die Organisatoren | |
| kündigten an, das Geld nun auch für ähnlich gelagerte Fälle in der | |
| „Polizeifamilie“ zu verwenden. | |
| 4 Jun 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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