# taz.de -- Eklat im Berliner Abgeordnetenhaus: Zwischenrufe statt Aufarbeitung | |
> Bei einer Rede im Berliner Abgeordnetenhaus zum Mannheim-Attentat kam es | |
> zum Eklat. Eine Aufarbeitung des Verbrechens aus linker Perspektive | |
> fehlt. | |
Bild: Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus von Berlin am 6. Juni | |
Auf X ist die Empörung groß. Der Auslöser: Ein [1][Zwischenruf der | |
Antidiskriminierungs-Sprecherin der Grünen-Fraktion] im Berliner | |
Abgeordnetenhaus. | |
Während einer Rede der Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zu dem | |
Attentat in Mannheim rief die Grünen-Abgeordnete Tuba Bozkurt „Mannheim ist | |
tot?“ an unpassendster Stelle. Gelächter der Grünen-Fraktion folgte. Der | |
Vorfall ist nicht nur geschmacklos, sondern zeugt von der Unfähigkeit, das | |
Mannheimer Attentat aus linker Perspektive aufzuarbeiten. | |
Denn außer [2][rassistischer Instrumentalisierung] durch AfD, CDU, | |
Bundeskanzler und viele weitere, folgte auf das Attentat vor allem | |
Ratlosigkeit. Wie konnte es so weit kommen? War der Einsatz der | |
Polizist:innen vor Ort dilettantisch? Und warum konnte die Planung des | |
Angriffs nicht von vornherein unterbunden werden? Auf all diese Fragen | |
scheinen bisher – zumindest aus linker Perspektive – kaum Antworten | |
gefunden worden zu sein. | |
Der Zwischenruf Bozkurts, der in den sozialen Medien als „niederträchtig“ | |
und „fäkal“ bezeichnet wird, macht es den Grünen im Berliner | |
Abgeordnetenhaus schwerer, inhaltlich Kritik an den Reaktionen auf Mannheim | |
zu üben. So bleibt der Diskurs nach dem peinlichen Vorfall, denen | |
überlassen, die nun Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien fordern. | |
## Berechtigte Argumente | |
Auf der Hand liegt, dass die [3][von Kanzler Scholz geforderten | |
Abschiebungen] nicht nur aus moralischer Perspektive verwerflich sind, | |
sondern auch nichts an den Strukturen ändern würden, die das Attentat in | |
Mannheim ermöglichten. So wäre es wichtig, Stimmen in den Diskurs | |
miteinzubeziehen, die nicht taktlos mit dem Tod des Polizisten Rouven L. | |
umgehen. | |
Bei einem [4][Auftritt bei Markus Lanz] am Dienstag versuchte | |
taz-Redakteurin Anna Lehmann zumindest eine solche Perspektive zu bieten | |
und kritisierte den Einsatz der Polizist:innen vor Ort als | |
„dilettantisch“. Ein Shitstorm folgte – das Echo: Lehmann betreibe | |
Täter-Opfer-Umkehr. Tatsächlich ist streitbar, ob die Aussagen Lehmanns an | |
dieser Stelle, nur wenige Tage nach dem [5][Tod des Polizisten Rouven L.] | |
besonders passend sind. Trotzdem sind ihre Argumente berechtigt und der | |
Auftritt bei Lanz wichtig. | |
Denn die Aufarbeitung des Attentats darf nicht [6][populistischen Stimmen] | |
überlassen werden. Vielmehr sollte auf die Versäumnisse der Politik | |
hinsichtlich der Vorbeugung islamistischer Attentate geblickt werden. | |
Ausreichend ausgebildete Polizist:innen, weitreichende Integrationsangebote | |
und Früherkennungssysteme für islamistische Strukturen könnten, im | |
Gegensatz zu pietätlosen Zwischenrufen, dazu gehören. | |
7 Jun 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/06/berlin-abgeordnetenhaus-zwisch… | |
[2] /Debatte-nach-Mannheim-Angriff/!6015364 | |
[3] /Straftaeter-nach-Afghanistan-abschieben/!6012059 | |
[4] https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-4-juni-2024-100… | |
[5] /Nach-dem-Messerangriff-in-Mannheim/!6011650 | |
[6] /Rassismus-nach-dem-Mannheimer-Attentat/!6011704 | |
## AUTOREN | |
Joscha Frahm | |
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