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# taz.de -- Kunstmesse Art Basel: Nicht nur die Schwarze Figur
> Während der Art Basel hatte auch der afrikanische Kontinent einen großen
> Auftritt. Über das Zusammenspiel von Kunstmarkt und Institutionen.
Bild: Toyin Ojih Odutola, Ausstellungsansicht „Ilé Oriaku“ in der Kunsthal…
Einfach für vertikale Strukturen aus aneinandergereihten Stoffbändern
könnte man sie von Weitem halten. Erst wenn man näher an die Textilcollage
herantritt, wird sichtbar, worum es sich handelt.
Auf weit über drei Metern Höhe und acht Metern Länge hat Künstlerin Kresiah
Mukwazhi unzählige BH-Träger zusammengesetzt, die sie zuvor aus gebrauchten
Dessous herauslöste.
Weiß, grau und beige sind sie, breit und schmal, bedruckt und einfarbig,
ausgeleiert und glatt. „Nyenyedzi nomwe (the Seven Sisters Pleiades)“ heißt
die Arbeit, in der sich die 1992 in Harare, Zimbabwe, geborene Künstlerin
mit Weiblichkeit in der patriarchalen Gesellschaft ihres Heimatlandes, mit
Marginalisierung und sexueller Ausbeutung beschäftigt.
Mukwazhi arbeitet schon länger mit einer Gruppe Sexarbeiterinnen in
Zimbabwe zusammen, die BH-Träger stammen aus Secondhandläden.
## Schwerpunkt liegt auf etablierten Künstler*innen
Mukwazhis Textilcollage war jetzt auf der Art Basel in der Sektion
Unlimited für Kunst im Maximalformat zu sehen. Noch mehr als sonst schien
der Schwerpunkt dort dieses Mal auf historischen Positionen und Arbeiten
von seit Ewigkeiten etablierten Künstler*innen zu liegen. Ein verpackter
VW-Käfer von Christo stand da etwa herum, eine riesige gepunktete
Kürbisskulptur von [1][Yayoi Kusama,] ein über neunzig Meter langes
Wandgemälde von Keith Haring führte quer durch den Raum, andere Wände
füllten Fotografien von Robert Frank.
Umso mehr stach Mukwazhis Textilmonument heraus. In den 1990ern geboren,
war sie mit Abstand die jüngste der ausstellenden Künstler*innen. Zwei
Galerien brachten Mukwazhi auf die Messe: blank projects, eine von
mittlerweile sechs bei der Messe ausstellenden Galerien vom afrikanischen
Kontinent, sowie die Kölner Galerie Jan Kaps.
Der Eindruck der diesjährigen Venedig Kunstbiennale, bei der im Vergleich
zur vorherigen Ausgabe neun afrikanische Nationalpavillons hinzugekommen
und auch in der Hauptausstellung eine Vielzahl von Kunstwerken aus Afrika
und der afrikanischen Diaspora zu sehen waren, mag nachwirken.
Auffällig hoch in der Zahl und sehr sichtbar erschien in diesem Jahr bei
der Art Basel eine Kunst, die irgendwie den afrikanischen Kontinent
thematisierte. Und das auch, aber nicht nur in der seit einiger Zeit schon
auf dem Kunstmarkt beliebten figurativen Malerei.
## Galerien aus Südafrika, Ägypten, Senegal und Angola
Lange Zeit war [2][die Goodman Gallery aus dem südafrikanischen
Johannesburg] die einzige afrikanische Galerie auf der Messe, 2016 stieß
Stevenson aus Kapstadt dazu. Blank projects, ebenfalls aus Kapstadt, ist
seit dem vergangenen Jahr dabei, genau wie die ägyptische Galerie Gypsum,
die Oh Gallery aus dem Senegal und Jahmek aus Angola.
Aber auch immer mehr europäische und US-amerikanische Galerien bringen
entsprechende Künstler*innen nach Basel. Ekene Stanley Emecheta etwa,
ein autodidaktischer Maler aus der nigerianischen Hauptstadt Abuja, zu
dessen Markenzeichen es gehört, die Haut seiner Porträtierten weiß zu
überstreichen, am Stand der Athener Galerie The Breeder.
Oder die ebenfalls in Nigeria geborene Toyin Ojih Odutola, die gerade als
eine von acht Künstler*innen den nigerianischen Pavillon in Venedig
bespielt. Gezeigt wurde sie von der New Yorker Galerie Jack Shainman,
gleichzeitig ist ihre Malerei in einer fantastischen Einzelausstellung in
der Kunsthalle Basel zu sehen. Sie taucht auch im Kunstmuseum Basel auf,
dort ist derzeit die Gruppenausstellung „When We See Us“ über 100 Jahre
panafrikanische figurative Malerei zu sehen.
Solch eine Präsenz in Museen oder bei Biennalen befruchtet wiederum die
Geschäfte der Galerien. Die Goodman Gallery etwa verkaufte gleich am ersten
Tag der Art Basel einen der „Refugee Astronauts“ von Yinka Shonibare CBE
RA, ein weiteres Exemplar der Serie steht aktuell in der von [3][Adriano
Pedrosa kuratierten Hauptausstellung in Venedig]. Für 250.000 britische
Pfund ging die Skulptur an eine private Sammlung.
17 Jun 2024
## LINKS
[1] /Retrospektive-Yayoi-Kusama-in-Berlin/!5774024
[2] /Afrikanische-Kunst/!5472339
[3] /Rundgang-ueber-die-Biennale-von-Venedig/!6003127
## AUTOREN
Beate Scheder
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