| # taz.de -- Lehrer*innenmangel in Berlin: Niemand will ins Grüne | |
| > An vielen Schulen in Marzahn-Hellersdorf ist die Mehrheit der | |
| > Lehrer*innen nicht voll ausgebildet. Der Ruf nach Steuerung wird | |
| > lauter. | |
| Bild: Die Bildungsungerechtigkeit spitzt sich zu | |
| BERLIN taz | Weil der Mangel an Lehrer*innen in Berlins Randbezirken | |
| weiter extrem hoch ist, drängt die SPD auf mehr Steuerung. Insbesondere in | |
| Marzahn-Hellersdorf und in Spandau, teils auch in Lichtenberg, haben | |
| Schulen Probleme, alle freien Stellen zu besetzen. Das bestätigt Karina | |
| Jehniche, Vorsitzende des Interessenverbands Berliner Schulleitungen (IBS) | |
| und selbst Leiterin der Christian-Morgenstern-Grundschule in Spandau. Hinzu | |
| kommt, dass in den [1][Randlagen besonders viele Stellen mit Quer- und | |
| Seiteneinsteiger*innen] besetzt sind – mitunter sind es sogar mehr | |
| als die Hälfte. | |
| „Wir sind an einem Punkt, wo der individuelle Wunsch von Lehrer*innen an | |
| einer bestimmten Schule zu unterrichten einer Unterversorgung ganzer | |
| Regionen gegenübersteht“, sagt Maja Lasić, die bildungspolitische | |
| Sprecherin der SPD-Fraktion, der taz. „Deshalb können wir nicht mehr darauf | |
| verzichten, zwischen Regionen auszugleichen.“ | |
| Konkret sollte der Senat alle, die ihr Referendariat gerade abgeschlossen | |
| hätten oder die neu nach Berlin kämen erst mal einer Schule mit Mangel | |
| zuweisen, fordert Lasić. Auch für Lehrer*innen, die einen Antrag auf | |
| Schulwechsel gestellt hätten, böte sich das an. | |
| „Eine Lösung könnte sein, dass Lehrer*innen dann erst mal für 3 Jahre an | |
| eine Schule in Marzahn-Hellersdorf oder Spandau versetzt werden, bevor sie | |
| einen Platz an ihrer Wunschschule bekommen“, sagt Lasić. „In Zeiten des | |
| Mangels muss man entscheiden, wie die Lehrer*innen am gerechtesten | |
| aufgeteilt werden können.“ Von Zwangsversetzungen wollte sie nicht sprechen | |
| – das könne aber der allerletzte Schritt sein. | |
| ## Senatorin setzt auf „Klebe-Effekte“ | |
| Im Mai hatte 2023 hatte die damals neu ins Amt gekommene Bildungssenatorin | |
| Katharina Günther-Wünsch (CDU) jegliche Steuerung bei der Besetzung von | |
| freien Lehrer*innenstellen abgeschafft. Sie wolle lieber auf den von | |
| „Klebe-Effekt“ setzen, sagte sie. Also darauf, dass Referendar*innen, die | |
| etwa an einer Schule in Marzahn ausgebildet werden, dadurch eine Beziehung | |
| zu der Schule aufbauen und sich womöglich aus freien Stücken für eine feste | |
| Stelle dort entscheiden. | |
| Schulleiterin Jehniche [2][glaubt nicht an den „Klebe-Effekt“]: „Bei uns | |
| kommen gar keine Referendare an.“ 2015 hätten sie zum letzten Mal einen | |
| gehabt, danach nur noch Quereinsteiger*innen und Student*innen. | |
| „Unsere Schule ist vielen dann doch zu abgelegen, und zu problembehaftet“, | |
| sagt Jehniche. | |
| In Marzahn-Hellersdorf sei die Situation „dramatisch und ungerecht“, sagt | |
| Marion Hoffmann (SPD), Vorsitzende des dortigen Schulausschuss. In einer | |
| Schule seien [3][sogar 70 Prozent der Lehrer*innen nicht fertig | |
| ausgebildet]. „Da muss man nachsteuern“, fordert sie. | |
| „Wenn eine Mehrheit der Lehrkräfte in Ausbildung ist, ist die Frage, wann | |
| ein Kollegium kippt“, sagt auch Norman Heise, der Vorsitzende des | |
| Bezirks-Elternausschusses Marzahn-Hellersdorf. Mit Ausnahme der Gymnasien | |
| sei fast jede Schule im Bezirk unzureichend ausgestattet, also die Stellen | |
| für Lehrer*innen seien zu deutlich weniger als 95 Prozent besetzt. Auch | |
| er spricht sich daher klar für Steuerung aus. | |
| 5 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Uta Schleiermacher | |
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