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# taz.de -- Krieg in Nahost: Krankenhaus in der Kampfzone
> Israel rückt auf Al-Schifa vor und wirft der Hamas vor, dieses als
> Zentrale zu missbrauchen. Hilfsorganisationen warnen vor Kämpfen um die
> Klinik.
Bild: Krankentransport: Verletzte palästinensische Frauen werden aus dem Al-Sc…
Berlin taz | Im Krieg gegen die Hamas rücken Israels Truppen im
Gazastreifen auf ein zentrales Symbol vor: [1][das Al-Schifa-Krankenhaus
mitten in Gaza-Stadt]. Israel dementierte am Sonntag Berichte, dass die
Armee den Komplex komplett belagere. Patient*innen und Schutzsuchende,
die sich auf dem Gelände aufhielten, könnten es weiterhin in Richtung Osten
verlassen. Krankenhausdirektor Muhammad Abu Salmiya hatte zuvor gesagt, das
Krankenhaus werde attackiert und jede Person, die sich auf dem Gelände
bewege, werde von Scharfschützen angegriffen. Armeesprecher Daniel Hagari
sprach von Falschinformationen.
Al-Schifa ist mit 700 Betten das größte Krankenhaus im Gazastreifen. Am
Sonntag befanden sich [2][Krankenhausangaben zufolge] noch 1.500
Schutzsuchende und 650 Patient*innen in dem Komplex, darunter rund 40
Babys. Israel kündigte an, bei der Evakuierung der Babys zu helfen.
Hilfsorganisationen warnen seit Tagen vor Kämpfen um das Krankenhaus.
Israel aber, das seit Wochen zur Evakuierung aufgefordert hat, wirft der
Hamas vor, unter dem Komplex ihre Zentrale zu haben. „Unter Al-Schifa liegt
das Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas“, erklärte Itamar Yaar,
pensionierter IDF-Oberst und ehemaliger Vizechef von Israels Nationalem
Sicherheitsrat, gegenüber der taz und anderen Medien. „Die Einnahme dieses
Ortes ist zentral.“ Er rechnet damit, dass israelische Truppen das
Krankenhaus einnehmen. „Werden die israelischen Streitkräfte mit Feuer
konfrontiert, werden sie Feuer einsetzen. In diesem Fall wird es Tote
geben.“
Die Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC) erinnerte daran, dass
Israel den Missbrauch des Krankenhauses durch bewaffnete Gruppen beweisen
müsse. „Medizinische Einrichtungen und Personal, das ausschließlich mit der
Behandlung von Kranken und Verwundeten befasst sind, genießen nach dem
humanitären Völkerrecht besonderen Schutz“, teilte NRC mit. „Die
Missachtung dieses Schutzes stellt einen schweren Verstoß gegen das
humanitäre Völkerrecht dar.“
## Landwirtschaftsminister kündigt neue Nakba an
Während die Hamas der israelischen Armee zufolge zunehmend die Kontrolle
über den nördlichen Teil Gazas verliert, haben Äußerungen israelischer
Kabinettsmitglieder erneut Anlass für Spekulationen gegeben, was nach dem
Krieg mit Gaza passieren soll. Nachdem kürzlich ein [3][Dokument eines eher
unbedeutenden Ministeriums für Aufsehen gesorgt hatte, das eine Vertreibung
der Bevölkerung empfahl], sorgte nun auch der Landwirtschaftsminister und
ehemalige Geheimdienstchef Avi Dichter für Schlagzeilen.
In einem TV-Interview sprach der Politiker der Regierungspartei Likud von
einer „Gaza-Nakba“. Als Nakba bezeichnen Palästinenser*innen die
Flucht und Vertreibung Hunderttausender Menschen im Zuge der Staatsgründung
Israels. Auf die Nachfrage des Interviewers blieb Dichter bei der Aussage:
„Gaza-Nakba 2023. So wird es enden.“ Auf eine weitere Frage, ob dies
bedeute, dass die Menschen, die sich aus dem Norden in den Süden Gazas
begeben haben, nicht zurückkehren könnten, gab er keine klare Antwort.
Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Donnerstag erstmals explizit
gesagt: „Wir streben nicht danach, irgendjemanden zu vertreiben.“ Am
Wochenende betonte er erneut, Israel werde die „volle Sicherheitskontrolle“
in Gaza behalten, was auf eine direkte Militärbesetzung des Gebiets
hindeutet. Die erneute Ansiedlung israelischer Zivilist*innen, die von
einer Minderheit in Israel gefordert wird, bezeichnete er als nicht
realistisch. Israel hatte 2005 alle Militärstellungen und Siedlungen in
Gaza geräumt.
12 Nov 2023
## LINKS
[1] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!5972267
[2] https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2023/11/12/israel-gaza-war-live-isr…
[3] /Krieg-im-Gazastreifen/!5966908
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
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