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# taz.de -- Nahost-Friedensaktivistin ermordet: Weil Rache keine Strategie ist
> Die Aktivistin Vivian Silver setzte sich lange für Frieden zwischen
> Israelis und Palästinensern ein. Auch sie hat die Hamas nun auf dem
> Gewissen.
Bild: „Lebenslange Fürsprecherin für den Frieden“: Aktivistin Vivian Silv…
Berlin taz/dpa | „Sie sind jetzt im Haus“, schreibt Vivian Silver am
Vormittag des 7. Oktober ihrem Sohn. Die 74-jährige Friedensaktivistin
befindet sich zu dem Zeitpunkt zu Hause, im Kibbuz Be’eri nahe der Grenze
zum Gazastreifen. „Ich bin bei dir“, antwortet Yonatan Ziegen seiner
Mutter. Kurz darauf bricht der Kontakt zwischen den beiden ab. Für den Sohn
beginnen viele Wochen der Ungewissheit, ohne Lebenszeichen seiner Mutter.
Ist sie noch am Leben, [1][entführt von den Hamas-Terroristen]? Ziegen
klammert sich lange an diese Hoffnung – bis jetzt.
Am Montag teilte Israels Generalkonsul in Toronto mit, dass die
kanadisch-israelische Aktivistin Vivian Silver nicht mehr lebt. Sie wurde
von der Hamas im Kibbuz Be’eri ermordet. Israelische Medien meldeten unter
Berufung auf Angehörige der Frau, sie sei bereits am Tag des Angriffs in
Israel ermordet worden. Forensikern gelang es erst jetzt, ihre Leiche zu
identifizieren.
Mit dem Tod Silvers stirbt eine Hoffnungsträgerin mehr auf ein friedliches
Zusammenleben von Israelis und Palästinensern. Seit Jahren setzte sich die
Aktivistin mit dem grauen Haar, der Brille und dem milden Lächeln für
Frieden zwischen den beiden Seiten ein. Sie startete Hilfsprogramme für
Bewohner des Gazastreifens und half ihnen, in Israel medizinisch behandelt
zu werden.
## Eine „niederschmetternde“ Nachricht
„Meine Mutter hat in ihrer Freizeit Patienten aus Gaza ins Krankenhaus nach
Jerusalem oder Tel Aviv gefahren“, erzählte [2][ihr Sohn Yonatan jüngst der
taz]. Kurz nach dem Gazakrieg 2014 gründete sie die Friedensbewegung Women
Wage Peace (Frauen schaffen Frieden) mit, die inzwischen mehr als 45.000
Mitglieder hat. Für ihre Arbeit erhielt Silver zahlreiche Auszeichnungen.
Entsprechend groß ist das Entsetzen über ihren Tod. „Kanada trauert“,
schrieb Ottawas Außenministerin Mélanie Joly und würdigte Silver als
„lebenslange Fürsprecherin für den Frieden“. Steffen Seibert, der deutsche
Botschafter in Israel, nannte die Nachricht über ihre Ermordung
„niederschmetternd“. Sein Mitgefühl gelte „ihrer Familie und ihren vielen
Freunden, Juden und Palästinensern“.
Auf die Welt gekommen war Vivian Silver im Jahr 1949 im kanadischen
Winnipeg, wo sie auch aufwuchs. 1974 zog sie mit ihrem Mann und ihren
beiden Söhnen nach Israel. Seither war sie im Kibbuz Be’eri zu Hause. Hier
wie in anderen Kibbuzsiedlungen unweit des Gazastreifens leben viele, die
zur Friedensbewegung gehören. Der Hamas-Terror hinterließ auch hier viele
Tote: Beim Angriff im Oktober auf Be’eri verloren neben Silver mehr als 100
Bewohner ihr Leben.
„Rache ist keine Strategie“, so sagte ihr 35-jähriger Sohn Yonatan der taz,
sei das Motto von Vivian Silver gewesen. Trotz des Krieges, trotz des
Schmerzes über den Verlust will Ziegen, der selbst drei Kinder hat, diesen
Gedanken seiner Mutter lebendig halten.
14 Nov 2023
## LINKS
[1] /Die-Geiseln-der-Hamas/!5969346
[2] /Bodenoffensive-in-Gaza/!5968020
## AUTOREN
Daniel Godeck
## TAGS
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