| # taz.de -- Spaltung der Linkspartei vollzogen: Wagenknecht und Co. treten aus | |
| > Sahra Wagenknecht erklärt mit neun weiteren Abgeordneten ihren | |
| > Parteiaustritt. Der Linksfraktion im Bundestag wollen sie vorerst weiter | |
| > angehören. | |
| Bild: Die Vorstandsmitglieder des Vereins „Bündnis Sahra Wagenknecht“ am M… | |
| Berlin afp/taz | Die Spaltung der Linkspartei ist vollzogen: Die | |
| Abgeordnete Sahra Wagenknecht erklärte am Montag mit neun weiteren | |
| Bundestagsabgeordneten [1][ihren Parteiaustritt.] Wagenknecht kündigte die | |
| Gründung einer neuen Partei an, die bereits im kommenden Jahr bei der | |
| Europawahl und den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern | |
| antreten könnte. Der Linksfraktion im Bundestag wollen Wagenknecht und ihre | |
| Gefolgsleute nach eigenen Angaben zunächst weiter angehören. | |
| „So wie es derzeit läuft, darf es nicht weitergehen“, begründete | |
| Wagenknecht die geplante Parteineugründung. „Denn sonst werden wir unser | |
| Land in zehn Jahren wahrscheinlich nicht wiedererkennen.“ Als zentrale | |
| Themen nannte sie den „Erhalt unserer wirtschaftlichen Stärken“, das | |
| Eintreten für soziale Gerechtigkeit sowie eine friedensorientierte | |
| Außenpolitik. | |
| [2][Auf klare Distanz zur Politik der Linkspartei] ging Wagenknecht bei den | |
| Themen Zuwanderung und Klimaschutz. Die „ungeregelte Zuwanderung“ | |
| verschärfe „die Probleme an den Schulen, vor allem in den ärmeren | |
| Wohngebieten“. Zudem wolle sie „wegkommen von einem blinden, planlosen | |
| Öko-Aktivismus, der das Leben der Menschen zusätzlich verteuert, aber | |
| tatsächlich dem Klima überhaupt nicht nützt“. | |
| Eines ihrer Kernanliegen sei, den „Meinungskorridor“ in Deutschland wieder | |
| zu erweitern, sagte Wagenknecht. Politische Debatten in Deutschland würden | |
| derzeit so geführt, „dass jeder, der von der dominanten Meinungsblase | |
| abweicht, ganz schnell diffamiert und stigmatisiert wird“, sagte sie. „Das | |
| ist einer Demokratie unwürdig.“ Wagenknecht beklagte „Konformitätsdruck“ | |
| und verwies auf Umfragen, denen zufolge sich fast die Hälfte der | |
| Bevölkerung nicht mehr traue, ihre Meinung zu sagen. | |
| ## Parteiaustritt sei nicht leichtgefallen | |
| Zu Wagenknechts Gefolgsleuten zählt die bisherige Chefin der Linksfraktion | |
| im Bundestag, Amira Mohamed Ali. Die Entscheidung, die Partei zu verlassen | |
| sei allen „nicht leichtgefallen“, sagte Mohamed Ali. „Gleichwohl sind wir | |
| davon überzeugt, dass das ein notwendiger und richtiger Schritt war.“ Der | |
| Versuch, die Parteiführung zu einem neuen Kurs zu bewegen, sei aber | |
| gescheitert. Die neue Partei wolle ein Angebot machen „für alle, die nicht | |
| auf der Sonnenseite des Lebens stehen, für alle, die hart arbeiten, aber | |
| von der herrschenden Politik im Stich gelassen werden“. | |
| Die neue Wagenknecht-Partei soll aus dem bereits gegründeten Verein BSW | |
| (Bündnis Sahra Wagenknecht) hervorgehen. Die offizielle Parteigründung sei | |
| für Januar anvisiert, sagte BSW-Vereinsgeschäftsführer Lukas Schön. In der | |
| ersten Jahreshälfte sollten dann [3][die ersten Landesverbände] gegründet | |
| werden, im Mai wolle die Partei an der Europawahl teilnehmen. Der Verein | |
| BSW selbst werde nicht um Mitglieder werben – er wolle allerdings Geld für | |
| die geplante Partei sammeln, „denn seriöse Politik braucht Geld“. | |
| Vorsitzende des Vereins ist Mohamed Ali. Ihr Stellvertreter ist der | |
| Bundestagsabgeordnete Christian Leye, der am Montag ebenfalls seien | |
| Parteiaustritt erklärte. Die Zielgruppe der geplanten neuen Partei | |
| beschrieb Leye so: „Wir wollen eine Partei aufbauen, die den Rücken gerade | |
| macht für Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen, für Rentnerinnen | |
| und Rentner, für Gewerkschafter und Betriebsräte.“ | |
| Hier gebe es derzeit eine „Leerstelle“ im politischen Angebot, sagte Leye. | |
| „Die linke Seite fällt aus, und die Rechten saugen mit ihren Sprechblasen | |
| die Wut in der Bevölkerung auf“, beklagte er. Die neue Partei soll hier | |
| eine Alternative bieten. Gemeinsam mit Wagenknecht, Leye und Mohamed Ali | |
| traten folgende Bundestagsabgeordnete aus der Partei aus: Ali Al-Dailami, | |
| Sevim Dağdelen, Klaus Ernst, Andrej Hunko, Żaklin Nastić, Jessica Tatti, | |
| Alexander Ulrich. Ihre Austrittserklärung wurde auf der Internetseite der | |
| Zeitung junge welt veröffentlicht. | |
| 23 Oct 2023 | |
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