| # taz.de -- Österreich-russische Beziehungen: Der Rubel rollt weiter | |
| > Trotz des Ukraine-Krieges pflegt Österreich beste Beziehungen zu Moskau. | |
| > Ein Überblick über die russisch-österreichischen Verflechtungen. | |
| Bild: Wird in Österreich nicht nur von Pferden umgarnt: Wladimir Putin auf Sta… | |
| Die Bilder gingen um die Welt. Es war im August 2018, vier Jahre nach der | |
| russischen Annexion der Krim und dem Beginn des Kriegs im Donbass, als | |
| Österreichs damalige Außenministerin vor dem russischen Präsidenten auf die | |
| Knie fiel. Karin Kneissl, Ministerin der Rechts-außen-Partei FPÖ, hatte | |
| Wladimir Putin zu ihrer Hochzeit in die Südsteiermark eingeladen. Und Putin | |
| kam tatsächlich, überreichte der Braut einen Blumenstrauß, ließ den | |
| mitgebrachten Kosakenchor singen. | |
| Der Besuch sollte sich für die Ministerin auch lohnen: Zwar musste sie die | |
| von Putin mitgebrachten [1][Weißgoldohrringe mit Saphiren im Wert von | |
| 50.000 Euro] aus Compliancegründen an die Republik übergeben, wie sie | |
| damals monierte. Vor Kurzem übertrug ihr aber kein anderer als Putin die | |
| Leitung eines neuen Thinktanks in St. Petersburg. | |
| Dieser Tage zog Kneissl aus dem Libanon in die alte Zarenstadt, [2][mitsamt | |
| ihren zwei Ponys, für deren Transport ein russisches Militärflugzeug | |
| geschickt wurde]. Der Tanz mit Putin hat dabei bestimmt nicht geschadet. | |
| Ebenso wenig, dass die Ex-Politikerin seit dem 24. Februar 2022 lieber vom | |
| russischen Landleben schwärmt, als den Krieg zu verurteilen. | |
| Wie kaum jemand sonst steht Kneissl für ein problematisches Näheverhältnis | |
| zwischen Österreich und Russland. Allenfalls der ehemalige Vizekanzler | |
| Heinz-Christian Strache (FPÖ), der auf Ibiza auf eine angebliche russische | |
| Oligarchennichte hereinfiel und die halbe Republik an sie verhökern wollte, | |
| hat es zu ähnlichem Ruhm geschafft. Kneissl und Strache sind Geschichte, | |
| Österreichs spezielle Beziehung zu Russland ist es nicht. | |
| ## Gas | |
| Als kürzlich Martin Selmayr, mächtiger EU-Beamter und Vertreter der | |
| Europäischen Kommission in Wien, die österreichischen Gasimporte aus | |
| Russland kritisierte – Selmayr sprach von „Blutgeld“ – fand er sich in | |
| einem Sturm der Entrüstung wieder. Außenminister Alexander Schallenberg | |
| (ÖVP) bestellte ihn prompt zur Aussprache ein – ein äußerst unüblicher | |
| Vorgang, da Selmayr formal kein Diplomat ist. Die FPÖ forderte gar seine | |
| Ausweisung per „One-Way-Ticket nach Brüssel“. Die Kronen Zeitung, größte | |
| Zeitung im Land, sprang ihr bei: „Sollte Herr Selmayr seine Aufmerksamkeit | |
| nicht besser auf andere, gewichtigere Problemkreise richten?“ | |
| Eines steht fest: Der EU-Beamte hat mit seiner Kritik ins Schwarze | |
| getroffen. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) ist zwar stolz auf die | |
| gefüllten Gasspeicher. Er sagt aber nicht, woher das Gas kommt: zu zwei | |
| Dritteln weiterhin aus Russland. Denn gemeinsam mit Ungarn hat sich | |
| Österreich letztes Jahr erfolgreich dagegen ausgesprochen, russisches Gas | |
| auf die EU-Sanktionsliste zu setzen. | |
| Bis heute hat Österreich, anders als etwa Deutschland und Tschechien, den | |
| Anteil russischen Gases nur geringfügig gesenkt, [3][von zuvor 80 auf | |
| derzeit rund 65 Prozent]. Mehr als sieben Milliarden Euro überwies der | |
| teilstaatliche Mineralölkonzern OMV dafür 2022 an Gazprom. Zum Vergleich: | |
| Die humanitäre Hilfe Österreichs für die Ukraine betrug seit Kriegsbeginn | |
| bloß rund 750 Millionen Euro. Schwerwiegender noch: Die Regierung versucht | |
| nicht einmal den Eindruck zu erwecken, sich zu beeilen. Bis 2027 sollen die | |
| Gasimporte enden, vorher sei dies nicht möglich. | |
| „Wenn man wollte, könnte es sehr wohl viel schneller gehen, binnen zirka 12 | |
| Monaten“, sagt Gerhard Roiss. Der ehemalige OMV-Vorstandsvorsitzende hat | |
| sich früh dagegen ausgesprochen, sich von einem einzigen Land abhängig zu | |
| machen. Aus der Abkehr von Russland wurde aber nichts. Im Gegenteil, sein | |
| Nachfolger Rainer Seele ließ 2018 die bestehenden Gaslieferverträge mit | |
| Russland bis 2040 verlängern, in Anwesenheit von Putin und dem damaligen | |
| Kanzler Sebastian Kurz. | |
| „Eine derart lange Laufzeit bis 2040 ist äußerst unüblich“, sagt Roiss. … | |
| allem habe es gar keinen Grund dafür gegeben, da die alten Verträge ohnehin | |
| noch bis Ende 2027 gelaufen wären. Das Problem: Es handelt sich um einen | |
| Take-or-Pay-Vertrag, Österreich müsste also bis 2040 in jedem Fall die | |
| bestellte Liefermenge bezahlen, egal ob das Gas abgenommen wird oder nicht. | |
| So jedenfalls die spärlichen Informationen, die durchsickern. Was wirklich | |
| im Vertrag steht, hält die Regierung geheim, ebenso OMV und deren | |
| Teileigentümerin, die staatliche Beteiligungsgesellschaft ÖBAG. | |
| ## Neutralität | |
| Die uneindeutige Position Österreichs gegenüber Russland fällt längst auch | |
| im Ausland auf. „[4][Putins alpine Festung]“, titelte Politico, die | |
| Neutralität sei für Wien „schlicht ein gutes Geschäft“. Österreich zäh… | |
| gleich nach Ungarn, zu „[5][Putins nützlichen Idioten]“, schreibt der | |
| Economist. Längst kritisieren auch Diplomaten Österreichs Haltung gegenüber | |
| Russland, etwa Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner | |
| Sicherheitskonferenz. Er sehe „[6][nicht, wie man in solchen Konflikten | |
| neutral sein kann]“. | |
| Tatsächlich ist die Neutralität die heilige Kuh Österreichs. Sie war nach | |
| den Besatzungsjahren 1945 bis 1955 der russische Preis für Österreichs | |
| Unabhängigkeit, das sich glücklich schätzen kann, zur Gänze dem westlichen | |
| Block zugezählt zu werden. Selbst gewählt war die Neutralität jedoch nicht, | |
| auch wenn es später gern so dargestellt wurde. | |
| Österreich nahm die neue Rolle an, sah sich gern als Brückenbauer und war | |
| ein solcher auch in einzelnen Fällen, zuletzt etwa beim in Wien | |
| abgeschlossenen Iran-Abkommens 2015, das später von Donald Trump | |
| aufgekündigt wurde. Wirklich neutral ist Österreich spätestens seit 1995 | |
| nicht mehr, als es der EU und damit auch der Gemeinsamen Außen- und | |
| Sicherheitspolitik beitrat. | |
| Bezeichnend ist, dass es seit Februar 2022 keinerlei ernst zu nehmende | |
| Debatte über eine Neuausrichtung gab. „Österreich war neutral, ist neutral | |
| und bleibt neutral. Für mich ist die Diskussion damit beendet“, sagte | |
| Kanzler Nehammer zwei Wochen nach Beginn der Invasion. Daran hat sich bis | |
| heute nichts geändert. | |
| „Neutralität ist ein Konzept, das die Solidarität mit einem Opfer von | |
| Aggression stark einschränkt“, sagt Wolfgang Mueller, Osteuropahistoriker | |
| an der Universität Wien. Daraus folge bei vielen eine | |
| „Schrebergarten-Mentalität“, es fehle der Blick für die Notwendigkeit des | |
| eigenen Beitrags zur kollektiven Sicherheit. | |
| Diesen Eindruck hat auch Anton Shekhovtsov, ukrainischer | |
| Politikwissenschaftler an der Central European University in Wien. | |
| „Insgesamt könnte Österreich deutlich mehr machen, denke ich.“ Shekhovtsov | |
| würde Österreich politisch näher beim russlandfreundlichen Ungarn verorten | |
| als bei uneingeschränkt unterstützenden Staaten wie Polen oder dem | |
| Baltikum. | |
| Das Problem: Das Verfolgen einer neutralen Position spielt im gegenwärtigen | |
| Fall, wo ein Land ein anderes überfällt, Grenzen verschiebt, Kinder | |
| verschleppt und Zivilisten tötet, natürlich dem Aggressor in die Hände. | |
| Neutral zu bleiben heißt in Österreich oft, sich herauszuhalten. Auch wenn | |
| Österreich die EU-Sanktionen mitträgt und sich selbst als bloß militärisch | |
| neutral versteht, auch wenn Außenminister Schallenberg in letzter Zeit | |
| schärfer über den Angriffskrieg Russlands spricht – es unterbleiben doch | |
| die nötigen Ableitungen. | |
| Anders als der Außenminister gern verkündet, ist Österreich alles andere | |
| als führend in der humanitären Unterstützung. [7][Laut aktuellen | |
| Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft] liegt das Land mit | |
| rund 750 Millionen Euro nur auf Platz 18 der untersuchten Staaten. | |
| Heruntergerechnet auf den BIP-Anteil kommt Österreich mit 0,173 Prozent | |
| sogar nur auf Platz 20. „Gerade weil Wien militärisch nicht hilft, sollte | |
| die humanitäre Hilfe deutlich größer ausfallen“, sagt Mueller. Er sieht | |
| Österreich auch aus historischen Gründen stärker in der Pflicht als Länder | |
| wie Dänemark oder Belgien. | |
| Derweil geht das Geschäft mit Russland weiter. [8][Mehrere große Firmen | |
| sind weiterhin in Russland tätig], unter anderem der Holzkonzern Egger, das | |
| Agrarunternehmen Agrana oder auch die Raiffeisen Bank International (RBI). | |
| Letztere ist gar die größte ausländische Bank in Russland, ein Gutteil des | |
| verbliebenen Swift-Geschäfts läuft über ihre Konten. Experten kritisieren | |
| den fehlenden politischen Druck, etwas zu ändern. [9][Rein monetär bleibt | |
| Russland etwa für die RBI eine Cashcow], die Gewinne haben sich seit | |
| Kriegsbeginn deutlich erhöht. | |
| ## Freundschaftsverein | |
| Vieles läuft in Wien informell ab, so auch der Kontakt zu Russland. Eine | |
| der wichtigsten Plattformen dafür ist die [10][Österreichisch-Russische | |
| Freundschaftsgesellschaft] (ORFG ) in der Wiener Innenstadt. Hier gehen | |
| Politiker und Vertreter wirtschaftlicher Interessen ein und aus. In | |
| früheren Präsidien saßen Kabinettschefs, Wirtschaftsvertreter, | |
| Stadtpolitiker und Parlamentarier. Um den Verein ist es seit Ende 2021 | |
| still geworden, auch die Website wird nicht mehr aktualisiert. Der Verein | |
| aber besteht weiter. Gern hätten wir erfahren, wie die ORFG zum Krieg steht | |
| und wie sich die Tätigkeiten verändert haben, auch, wie viele Mitglieder | |
| seither den Verein verließen. Die taz-Anfrage blieb unbeantwortet. | |
| Eine Verurteilung des Kriegs findet man auf der Website nicht. Prominent an | |
| oberster Stelle steht ein Nachruf auf den ehemaligen Präsidenten des | |
| Vereins, Richard Schenz. Schenz war bis 2001 OMV-Vorstandsvorsitzender | |
| sowie 22 Jahre lang Vizepräsident der Wirtschaftskammer. Richtig, dieselbe | |
| OMV, die weiterhin russisches Gas für Milliarden von Euro importiert. Und | |
| dieselbe Wirtschaftskammer, deren Präsident Harald Mahrer 2022 in der | |
| österreichischen Tageszeitung Standard sagte, die Russlandsanktionen seien | |
| „[11][nur mit einer Gehirnhälfte gedacht]“, da sie ja auch den eigenen | |
| Betrieben schadeten. | |
| Die Wirtschaftskammer war es auch, die den russischen Präsidenten im Juni | |
| 2014 nach Wien einlud. Es war Putins erster Auslandsbesuch nach Russlands | |
| Annexion der Krim. Dieser Termin dürfte einigen Beteiligten bis heute | |
| unangenehm sein. Damals witzelte Christoph Leitl, damals Vorsitzender der | |
| Wirtschaftskammer: „1914 war ein Teil der Ukraine bei Österreich.“ Und | |
| Putin antwortete, schelmisch lächelnd: „[12][Was soll das heißen. Welche | |
| Vorschläge haben Sie?]“ Gelächter unter den Wirtschaftsvertretern. Der | |
| Termin war bedeutend, beendete er doch Putins Isolation im Westen. | |
| Ebenso war es Jahre später Kanzler Nehammer, der im [13][April 2022] als | |
| erster westlicher Staatschef zu Putin flog. Dieser Termin war innerhalb der | |
| EU kaum koordiniert, der Aufschrei wegen des Alleingangs entsprechend groß. | |
| Am Ende ging es glimpflich aus, der Besuch hatte wohl weder geholfen noch | |
| geschadet. Solch populistisches Vorgehen spielt aber auch durchaus Putin in | |
| die Hände. | |
| ## FPÖ | |
| Als russlandfreundlichste Partei gilt trotzdem die FPÖ. 30 | |
| russlandfreundliche Anträge haben die Freiheitlichen seit Februar 2022 im | |
| Nationalrat eingebracht, unter anderem zur „Ablehnung der geplanten | |
| Makrofinanzhilfe in Milliardenhöhe für die Ukraine“, zur „Beendigung der | |
| für Europa schädlichen EU-Sanktionsregime“ oder zu einer „aktiven Frieden… | |
| und Neutralitätspolitik“. | |
| Schon 2016 schloss die FPÖ einen „Freundschaftsvertrag“ mit Putins Partei | |
| Einiges Russland in Moskau, den sie auch im Zuge des Kriegs nicht aktiv | |
| beendete. Der Vertrag sei vielmehr „ausgelaufen“, sagte FPÖ-Generalsekret�… | |
| Christian Hafenecker, ohne dies näher zu erläutern. Bis heute hat die | |
| Partei den Vertrag nicht offengelegt. Bereits in den beiden Jahren zuvor | |
| fuhren FPÖ-Abgeordnete als „[14][inoffizielle Wahlbeobachter]“ auf die Krim | |
| und in den Donbass. Die Präsenz der Abgeordneten trug dazu bei, die | |
| völkerrechtswidrige Annexion zu legitimieren. | |
| Am augenscheinlichsten war die Russlandnähe der Partei im März: Als der | |
| ukrainische Präsident Wolodimir Selenski eine Videoansprache im Parlament | |
| hielt, verließen die FPÖ-Abgeordneten aus Protest geschlossen den Saal. | |
| Zuvor hatten sie Schilder mit den Aufschriften „Platz für Frieden“ oder | |
| „Platz für Neutralität“ an ihren Pulten aufgestellt. Das muss für jeden … | |
| der Ukraine zynisch anmuten. | |
| Für viele überraschend blieb an jenem Tag auch die Hälfte der | |
| SPÖ-Abgeordneten Selenskis Rede fern. Wie in Deutschland suchen auch die | |
| österreichischen Sozialdemokraten noch ihre außenpolitische Linie. Vom | |
| „[15][aggressivsten Militärbündnis aller Zeiten]“ sprach der | |
| Spitzenkandidat Andreas Babler vor drei Jahren und meinte die Europäische | |
| Union. Mittlerweile distanzierte er sich von der Aussage. | |
| ## Medien | |
| Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle der österreichischen Medien. Der | |
| ORF, das mit Abstand bedeutendste Medienhaus des Landes, setzt seit 2014 | |
| auf einen einzigen Ukrainekorrespondenten: Christian Wehrschütz. Der | |
| Reporter, [16][bis 2002 FPÖ-Mitglied], [17][fällt dabei immer wieder mit | |
| prorussischen Narrativen auf], etwa jenem, dass es sich beim Ukrainekrieg | |
| zuvorderst um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland | |
| handle. Oder jenem der Mitschuld des Westens, Stichwort Nato-Erweiterung. | |
| Auf seiner Facebook-Seite teilte er Beiträge von Breitbart News, Russia | |
| Today (RT) und Sputnik – alle berüchtigt für massive Propaganda und Fake | |
| News. | |
| Unter anderem wegen seiner problematischen Berichterstattung verlor er | |
| bereits 2019 seine Akkreditierung in der Ukraine. Erst auf diplomatischen | |
| Druck Österreichs – die Außenministerin hieß damals Kneissl – erhielt er | |
| sie zurück. Seit einigen Wochen steht Wehrschütz wieder verstärkt in der | |
| Kritik: [18][Er hatte gleich zwei prorussische Videos in einen Beitrag über | |
| Korruption und Zwangsrekrutierungen in der Ukraine eingebaut]. Die beiden | |
| Videos hatten jedoch nichts mit dem Beitragsthema zu tun. Nach einigen | |
| Tagen entschuldigte sich der ORF zwar knapp dafür, eine transparente | |
| Aufarbeitung blieb er aber schuldig. Sowohl Wehrschütz, als auch der ORF | |
| ließen mehrere taz-Anfragen dazu unbeantwortet. | |
| Gegen Kritiker schickt Wehrschütz rasch seine Anwälte los. [19][Dies musste | |
| ein Grazer Schriftsteller erfahren, der ihm auf polemische Weise Nähe zu | |
| Putin unterstellt hatte], ebenso eine ukrainische Studentin, die ihn auf | |
| einer Veranstaltung an der Diplomatischen Akademie und auf Twitter | |
| kritisierte. Auch ein finnischer Blog, der auf prorussische Narrative | |
| aufmerksam macht und einen Beitrag Christian Wehrschütz widmete, erhielt | |
| nun einen Anwaltsbrief. Er solle bestimmte Passagen löschen, andernfalls | |
| drohten rechtliche Schritte. Der Blogger lehnte ab, jetzt ist der Ball bei | |
| Wehrschütz. | |
| Vertreten wird Wehrschütz von der Wiener Kanzlei Lansky, Ganzger, Goeth + | |
| partner, die unter anderem auch die russische Föderation in Österreich | |
| vertritt. [20][Dem Nachrichtenmagazin Profil zufolge] vertritt die Kanzlei | |
| auch mindestens neun von der EU sanktionierte russische Staatsbürger. | |
| [21][Lansky ist überdies Mitglied der Österreichisch-Russischen | |
| Freundschaftsgesellschaft] und sitzt [22][im Vorstand von Reporter ohne | |
| Grenzen Österreich]. Ob Wehrschütz’ Anwälte vom ORF bezahlt werden, | |
| beantworteten ORF und Wehrschütz nicht. | |
| Auch private Verlage fallen mit russlandfreundlichen Positionen auf. Neben | |
| der aus ÖVP-Kreisen gesponserten Onlinezeitung eXXpress ist es vor allem | |
| die Kronen Zeitung. Jeden Sonntag verbreitet der Redakteur und [23][selbst | |
| ernannte Querdenker] Klaus Woltron unter 2,2 Millionen Lesern seine | |
| Wahrheiten über die provokante Nato und die Geldgier, derentwegen der Krieg | |
| vom Westen provoziert worden sei. Zu Russland und dessen alleinige | |
| Verantwortung für den Krieg liest man bei ihm wenig. | |
| Die Kronen Zeitung ist es auch, die fast täglich Leserbriefe zum Krieg mit | |
| antiukrainischer Schlagseite veröffentlicht. „Das neutrale Österreich hat | |
| schon genug Opfer gebracht und Einbußen hingenommen für einen Krieg, der | |
| nicht unserer ist“, heißt es in einem. „Gegen den Erbfeind Russland ist | |
| jedes Mittel recht“, schreibt ein anderer Leser. So wird in der größten | |
| Zeitung des Landes Stimmung gemacht. | |
| ## Ausblick | |
| „Manche wollen in ihrem Schrebergarten nicht gestört werden, andere | |
| sympathisieren mit dem Aggressor, weil er antiliberale, antiamerikanische | |
| und antiwestliche Positionen vertritt“, sagt der Osteuropahistoriker | |
| Wolfgang Mueller. Dies sei am linken und rechten Rand zu finden. „Auch weil | |
| die politische Mitte die Folgen dieser Haltung nicht hinreichend klar | |
| kommuniziert.“ | |
| Daran dürfte sich so schnell auch nichts ändern. Das Gas fließt weiter, und | |
| die Aufregung über das „Blutgeld“, das Österreich dafür zahlt, ist schon | |
| wieder abgeklungen. Ein rascherer Ausstieg aus russischen Gaslieferungen | |
| ist auch weiterhin nicht geplant. Und eine Neutralitätsdebatte ist schon | |
| gar nicht zu erwarten, denn nächstes Jahr wird in Österreich gewählt. Die | |
| russlandfreundliche FPÖ liegt in allen Umfragen mit großem Abstand und rund | |
| 30 Prozent auf Platz eins. | |
| 23 Sep 2023 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.derstandard.at/consent/tcf/story/2000134175604/putins-damaliges… | |
| [2] https://www.spiegel.de/ausland/karin-kneissl-oesterreichs-ex-aussenminister… | |
| [3] https://energie.gv.at/hintergrund/unabhaengigkeit-von-russischem-gas#:~:tex… | |
| [4] https://www.politico.eu/article/austria-russia-vladimir-putin-alpine-fortre… | |
| [5] https://www.economist.com/europe/2023/07/03/vladimir-putins-useful-idiots | |
| [6] https://www.diepresse.com/6249495/top-diplomat-kritisiert-oesterreich-sehe-… | |
| [7] https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/krieg-gegen-die-ukraine/ukraine-s… | |
| [8] https://leave-russia.org/?flt%5B131%5D%5Beq%5D%5B%5D=424&utm_referrer=h… | |
| [9] https://orf.at/stories/3306892/ | |
| [10] https://www.orfg.net/ | |
| [11] https://www.derstandard.at/story/2000138785371/wkoe-chef-mahrer-russland-s… | |
| [12] https://www.youtube.com/watch?v=kYo1GvFDEnY&ab_channel=Deutschland%2BR… | |
| [13] https://edition.cnn.com/2022/04/13/europe/nehammer-putin-meeting-connect-t… | |
| [14] https://www.diepresse.com/1575646/fpoe-und-stadler-als-wahlbeobachter-refe… | |
| [15] https://www.derstandard.de/consent/tcf/story/3000000172465/babler-bezeichn… | |
| [16] https://www.news.at/a/christian-wehrschuetz | |
| [17] /Prorussische-Propaganda/!5950668 | |
| [18] /Russische-Propagandavideos-beim-ORF/!5953272 | |
| [19] https://www.derstandard.at/story/2000137009854/christian-wehrschuetz-klagt… | |
| [20] https://www.profil.at/wirtschaft/oesterreichisch-russische-freundschaft-ge… | |
| [21] https://www.orfg.net/?news=show&id=164&lang=de#ad-image-3 | |
| [22] https://www.rog.at/ueber-uns/ | |
| [23] https://www.derstandard.at/story/2000130948973/wer-steht-hinter-dem-medium… | |
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| Florian Bayer | |
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