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# taz.de -- Die Verständnisfrage: Urlaub auf Kosten der Umwelt?
> Warum Menschen umweltschädliche Kreuzfahrten machen, fragt eine Leserin.
> Ein Kreuzfahrer antwortet, dass sich auf den Schiffen schon viel getan
> habe.
Bild: Ein Kreuzfahrtschiff liegt im Hafen von Heraklion
In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren
Verhalten der Fragesteller:in das Verständnis fehlt. Wir suchen eine
Person, die antwortet.
## Marion Hilpert, Personalerin, 63, aus Wedel fragt:
Liebe Kreuzfahrer:innen, warum macht ihr auf so umweltschädliche Art und
Weise Urlaub?
## Daniel Dorfer, Projektmanager, 50, aus Bad Tölz antwortet:
Ja, umweltfreundlich ist anders, Kreuzfahrtschiffe fahren mit Schweröl.
Völlig egal ist mir das nicht, aber wer Reisen liebt, muss irgendwie von A
nach B kommen. Kreuzfahrten sind für mich die beste Art, die Welt zu
entdecken – dafür fliege ich ganz selten. Zum Glück tut sich einiges, wenn
auch langsam. Es gibt Filteranlagen, die Schadstoffe aus den Abgasen
waschen. Manchmal wird Flüssiggas statt Schweröl verwendet, das ist nicht
ganz so umweltschädlich. Und dass der Abfall ins Meer gekippt wird, ist ein
Vorurteil, das längst nicht mehr stimmt.
Ich habe schon als Kind die Serie „Traumschiff“ geliebt. 2006 habe ich bei
einem Gewinnspiel eine Reise auf der „Aida“ in die Karibik gewonnen. In den
letzten 15 Jahren war ich auf mehr als 40 Kreuzfahrten. Zunächst als DJ,
heute als Gast. Ich blogge auch über meine Kreuzfahrten und kriege dadurch
so manche Reise gesponsert. Zum Glück, Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff
ist schließlich teuer. 600 Euro pro Woche Minimum, wenn man früh bucht, für
eine Reise durchs Mittelmeer. Unterkunft, Vollverpflegung, Transport und
Unterhaltungsprogramm sind da inbegriffen.
Für mich ist eine Kreuzfahrt eine mehrteilige Städtereise in einem
All-Inclusive-Hotel. Im Schlaf werde ich zum nächsten Ziel befördert, muss
aber nie meinen Koffer neu packen oder mich darum kümmern, wo ich abends
esse. Das finde ich total entspannend. Apropos essen: Das kann man auf
Kreuzfahrten rund um die Uhr. Churros zum Frühstück und Sterneküche zum
Abend – großartig. Fünf Kilo zuzunehmen ist da gar nicht selten. In den
Stunden, in denen das Schiff am Hafen liegt, hat man dann Zeit, um sich die
Stadt anzugucken. Lissabon hat mir zum Beispiel so gut gefallen, dass ich
da später mal mit der Familie für einen längeren Urlaub hingefahren bin.
Kreuzfahrtschiffe haben den Ruf, etwas für Party-Urlauber zu sein. Bei
manchen Anbietern stimmt das: Da geht es um das Leben an Bord, die
Reiseziele sind sekundär. Aber es gibt auch familienfreundliche
Kreuzfahrten. Meine beiden Kinder haben viel Spaß an dem Programm der
Schiffscrew für die Kleinen, unsere Tochter hat da eine tolle Freundschaft
geschlossen. Bei Kreuzfahrten sind normalerweise zwischen 2.000 und 6.000
Leute an Bord, da findet man immer jemanden für einen Ausflug an Land.
Manchmal ziehe ich mich aber auch gerne zurück, lese auf dem Balkon meiner
Schiffskajüte, schaue dem Sonnenuntergang zu und genieße das sanfte
Schaukeln des Schiffes.
Seekrankheit ist bei Kreuzfahrten übrigens kein Problem, weil
Stabilisatoren das Schiff ruhig halten. Ich habe bisher nur einmal erlebt,
dass das Schiff in einen Sturm geriet. Da fielen die Gläser aus den
Schränken, und vor dem Schiffshospital sammelte sich eine Schlange von
Passagieren, die Medikamente gegen Übelkeit wollten.
Ich will möglichst viel von der Welt sehen, und da bieten sich
Kreuzfahrtschiffe eben an. Man kommt damit an Orte, die sonst nur schwer
erreichbar sind, wie etwa abgelegene Karibikinseln. Einmal habe ich auf
einer Alaska-Kreuzfahrt vom Schiff aus Delfine und Wale beobachtet. Und ich
träume noch von einer Expeditionskreuzfahrt in die Antarktis.
Häh? Haben Sie manchmal auch diese Momente, wo Sie sich fragen: Warum, um
alles in der Welt, sind andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Wenn
Sie eine Gruppe Menschen besser verstehen wollen, dann schicken Sie Ihre
Frage an [email protected].
16 Jul 2023
## AUTOREN
Hanna Koban
## TAGS
Kreuzfahrt
Urlaub
Tourismus
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Schwerpunkt Artenschutz
Schwerpunkt Klimawandel
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Schule
Zukunft
Kolumne Die Wahrheit
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