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# taz.de -- Die Verständnisfrage: LGBTQIA+ betrifft alle
> Warum fordern queere Menschen, dass wir uns mit ihren Themen
> beschäftigen, fragt ein Schüler. Weil sie alle betreffen, antwortet ein
> Sozialarbeiter.
Bild: Luckenwalde, 19.07.2019: Junger Mensch mit Regenbogenfahne
In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren
Verhalten der Fragesteller_in das Verständnis fehlt. Wir suchen eine
Person, die antwortet.
Luka, 16, Zehntklässler aus Hamburg, fragt:
Liebe LGBTQI-Community, warum fordert Ihr, dass wir uns in der Schule, wo
wir Mathe lernen sollen, mit euren Themen beschäftigen?
***
D Wiltshire Soares, 40, psychosozialer Berater aus Berlin, antwortet:
Die LGBTQIA+ Community, das sind meiner Meinung nach nicht „ihr“, denn wir
sind Teil der Schule: Wir sind Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innen,
Hausmeister:innen, Kantinenpersonal, Sozialarbeiter:innen. Unsere Community
ist nichts Externes.
Ich sehe es nicht so, dass wir in Deutschland [1][so leben können, wie wir
wollen]. Ja, wir werden nicht politisch verfolgt und müssen in den
allermeisten Situationen nicht um unser Leben fürchten. Aber auch in 2023
ist es keine Selbstverständlichkeit schwul, trans oder bi zu sein.
Diskriminierung existiert auf einer Skala. Nur weil wir uns hier nicht mehr
am obersten Ende dieser Skala befinden, ist die Arbeit nicht vorbei.
Auf dem Schulhof werden oft homophobe Beleidigungen benutzt. Sich zu outen
geht immer noch mit Mobbing und Stigmatisierung einher, und zwar egal in
welchem Alter man sich outet. Erschreckend ist, dass das Suizidrisiko unter
LGBTQIA+ Jugendlichen viel höher ist als unter cis-hetero Jugendlichen.
Ich arbeite in der Schule als psychosozialer Berater und habe dort eine AG
geleitet, den Respektclub für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. An
einem Nachmittag, es waren nur Jungs anwesend, habe ich eine Frage
gestellt: Wie wäre es, wenn sich jemand in eurer Klasse outet? Würde diese
Person gehänselt oder akzeptiert werden?
Sie erzählten, dass sich eine Mitschülerin als bi geoutet hätte. Das wäre
ihnen egal, sagten die Jungs. Und wie wäre es, wenn sich einer von euch als
schwul outen würde, fragte ich. Das wäre etwas anderes, sie fänden es
komisch, sagten sie. Durch meine Nachfragen merkten die Jungs dann, dass
sie diskriminierend dachten und wurden leise. Es hat sie zum Nachdenken
angeregt.
In der achten oder neunten Klasse, wenn Sexualität und Identität schon eine
Rolle spielen, besuchen die Schüler:innen einmal einen Workshop zu
LGBTQIA+ Themen, der von einem externen Verein gegeben wird. Im Vergleich
zu den drei Stunden Mathe pro Woche ist das kaum etwas. Aber es ist
immerhin ein Raum, in dem Bewusstsein geschaffen wird und Diskriminierung
entgegengewirkt werden soll.
Die Schüler:innen lernen so auch Schwule oder Menschen mit
Transidentität kennen – manchmal zum ersten Mal. Das hilft auch gegen
Vorurteile und schafft Bewusstsein. Ich finde das auch wichtig, weil das
Schulsystem nicht nur auf zukünftige Arbeitskräfte ausgerichtet sein
sollte, die fit in Mathe, Geografie und Deutsch sind, sondern darüber
hinaus die Schüler:innen als Individuen betrachtet.
Um Menschen zu garantieren, dass sie sich entfalten können, so wie sie
sind, ohne von Mitmenschen verfolgt zu werden, müssen wir im Schulsystem
Bewusstsein schaffen. Überall auf der [2][Welt nutzen extreme Rechte das
Thema Gender aus], um mit Vorurteilen Angst und Hass zu produzieren. So
versuchen sie, Stimmen zu bekommen. Das zeigt, was auf dem Spiel steht. Ich
finde, es ist deshalb die Verantwortung eines Schulsystems in einer
Demokratie, sich für Menschen einzusetzen, die sich als LGBTQIA+
identifizieren.
Protokoll: Sophie Fichtner
Häh? Haben Sie manchmal auch diese Momente, wo Sie sich fragen: Warum, um
alles in der Welt, sind andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Wenn
Sie eine Gruppe Menschen besser verstehen wollen, dann schicken Sie Ihre
Frage an [3][[email protected]].
18 Jun 2023
## LINKS
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[2] /Pride-Parade-in-Israel/!5934657
[3] /[email protected]
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