# taz.de -- Rechtsextreme Initiative Zusammenrücken: Völkische Siedler unter … | |
> Rechtsextreme werben um das gezielte Ansiedeln in „Mitteldeutschland“, um | |
> völkische Projekte zu bilden. Nun nimmt sie der Verfassungsschutz ins | |
> Visier. | |
Bild: Präsident für Verfassungsschutz: Die „Initiative Zusammenrücken“ w… | |
BERLIN taz | Es sind Schreckensszenarien in Dauerschleifen, die über den | |
Telegramkanal verbreitet werden. Vor einem „Migrantenkrieg“ wird dort | |
gewarnt, vor „enthemmter Gewalt“ oder einer „Umwandlung unserer Heimat in | |
ein orientalisches Siedlungsgebiet“. Dann folgt stets eine zweite | |
Dauerschleife: Die Werbung für ein „Zusammenrücken in Mitteldeutschland“, | |
einen Umzug nach Sachsen oder Thüringen, um sich als Deutsche „vor diesem | |
Irrenhaus zu schützen“ und „endlich unter normalen Menschen“ zu leben. | |
Fast tagtäglich wird so seit Sommer 2020 auf dem Telegramkanal der | |
„Initiative Zusammenrücken“ geworben. Auch eine Webseite bewirbt das | |
Projekt. Dahinter stecken Rechtsextreme wie der Sachse Christian Fischer, | |
der einst bei der NPD-Jugend und der verbotenen [1][Heimattreuen Deutschen | |
Jugend] aktiv war. Auch der frühere Dortmunder Neonazikader [2][Michael | |
Brück], der Szeneliedermacher Frank Rennecke oder [3][„Freie Sachsen“-Chef | |
Martin Kohlmann] werben für die Initiative. | |
Deren Wording ist brachial: Über eine „Invasion“ von Migranten ätzt die | |
Initiative, die „unweigerlich in den biologisch-kulturellen Abgrund“ führen | |
werde. Deshalb sollten Deutsche in Ostdeutschland „geballt zusammenrücken“, | |
wo „hiesige Sitten und kulturelle Gebräuche noch Bestand haben“. | |
Fischer ging hierbei voran: Schon vor Jahren zog er von Niedersachsen auf | |
einen Hof ins sächsische Leisnig bei Leipzig. Nebenan wohnen inzwischen | |
andere Rechtsextreme. Auch Brück zog 2020 [4][von Dortmund nach Chemnitz]. | |
## „Wiederholt völkische Aussagen“ | |
Antifaschistische Initiativen oder die Landeszentrale für Politische | |
Bildung warnen schon länger vor der rechtsextremen Siedler-Initiative. Nun | |
bestätigten das Bundesamt für Verfassungsschutz und das sächsische | |
Landesamt der taz, dass es die Gruppierung unter Beobachtung gestellt habe. | |
Bei der „Initiative Zusammenrücken“ handele es sich um ein | |
„organisationsübergreifendes Netzwerk von Rechtsextremisten“ und eine | |
„rechtsextremistische Siedlungsbestrebung mit insbesondere | |
völkisch-nationalistischer Ausprägung“. Deren Ziel: „Mittels des taktisch… | |
Zusammenzuges von völkisch-nationalistisch gesinnten Deutschen wolle man | |
den ‚Volkstod‘ abwenden und die ‚eigene Art‘ erhalten“, so eine Sprec… | |
zur taz. | |
Die Gruppe bediene sich dabei „wiederholt völkischer und fremdenfeindlicher | |
Aussagen“, so der Verfassungsschutz weiter. „Ihre Vertreter bekunden offen | |
und regelmäßig ein ausschließlich ethnisch geprägtes Volksverständnis unter | |
häufiger Bezugnahme auf nationalsozialistische Begrifflichkeiten.“ | |
Propagiert werde „die Dystopie einer schwindenden deutschen Gesellschaft“, | |
dem der „Volkserhalt“ entgegengesetzt werden solle, so die Sprecherin. | |
Laut sächsischem Verfassungsschutz bleiben die Ansiedlungen bisher indes | |
„überschaubar“. Die bereits Umgezogenen seien aber „sehr aktiv“ und h�… | |
2021 und 2022 mehrere Versammlungen organisiert, in diesem Februar auch den | |
alljährlichen Szeneaufmarsch in Dresden. Und das Bundesamt warnt vor der | |
„Gefahr“ weiterer „gezielter Ansiedlungen“. | |
## Auch Anastasia-Bewegung eingestuft | |
Erst vor zwei Wochen hatte die taz publik gemacht, dass das Bundesamt für | |
Verfassungsschutz eine weitere Siedlergruppe unter Beobachtung gestellt | |
hat: [5][die Anastasia-Bewegung]. Im [6][am Dienstag vorgestellten neuen | |
Jahresbericht des Geheimdienstes] wird vor „vermehrten“ rechtsextremen | |
Siedlungsbestrebungen in jüngster Zeit gewarnt. Die Szene versuche damit, | |
„einzelne Ortschaften oder Regionen ideologisch zu prägen oder gar zu | |
vereinnahmen“. | |
Vor der „Initiative Zusammenrücken“ hatte auch das Kulturbüro Sachsen, das | |
Kommunen zum Umgang mit Rechtsextremismus berät, schon 2021 gewarnt. Diese | |
„forciert die Ausbildung einer faschistischen Bewegung im ländlichen Raum“, | |
hieß es schon damals. Die Gefahr solcher völkischen Siedler sei „groß“, | |
weil sie in Nachbarschaften, Arbeitsstätten und Schulen ihre | |
„menschenfeindliche Ideologie“ verbreiten könnten. | |
21 Jun 2023 | |
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[5] /Voelkische-Anastasia-Bewegung/!5939445 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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