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# taz.de -- Völkische Anastasia-Bewegung: Siedler im Verfassungsschutzblick
> Die Anastasia-Bewegung baut Siedlungsprojekte auf, kultiviert
> Antisemitismus. Der Verfassungsschutz stuft sie als Verdachtsobjekt ein.
Bild: Thomas Haldenwang, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, wäh…
Berlin taz | Sie geben sich als esoterische Naturverbundene, hängen aber
einer antisemitischen Ideologie an. Und sammeln sich in Siedlungsprojekten
in mehreren Bundesländern. Nun stufte das Bundesamt für Verfassungsschutz
die [1][Anastasia-Bewegung] nach taz-Informationen als extremistischen
Verdachtsfall ein. „Die Ideologie der Anastasia-Bewegung ist dazu geeignet,
auch Personen zu radikalisieren, die zuvor nicht in extremistischen
Zusammenschlüssen aktiv waren“, bestätigte Verfassungsschutzpräsident
Thomas Haldenwang der taz.
Die Anastasia-Bewegung verfolgt bereits seit Jahren hierzulande ihre
Siedlungsprojekte, zuletzt sorgte ein [2][größeres im Brandenburgischen
Grabow] für Aufsehen. Die Gemeinschaft bezieht sich ideologisch auf die
zehnteilige „Anastasia“-Buchreihe des russischen Autors Wladimir Megre, in
der das eremitische Leben einer 26-Jährigen beschrieben wird, die in der
sibirischen Taiga naturverbunden lebt und die „Wahrheit der Menschheit“
verbreiten soll.
Die Anhänger der Bewegung folgen dieser Idee und versuchen diese in eigenen
Siedlungen umzusetzen. Solche gibt oder gab es etwa in Brandenburg,
Sachsen-Anhalt, Sachsen, Bayern oder [3][Niedersachsen].
Nach taz-Informationen wirft das Bundesamt für Verfassungsschutz der
Buchreihe vor, dass dort „antisemitische Ressentiments verbreitet und sich
dabei auch klassischer Stereotypen eines sozialen, politischen wie auch
religiösen Antisemitismus bedient“ werde. Auch enthalte die Reihe
„demokratiefeindliche und rassistische Inhalte“.
## Juden werden als Strippenzieher dargestellt
So listet der Verfassungsschutz auf, dass dort Juden die Geldflüsse und die
Presse verschiedener Länder unter ihre Kontrolle gebracht hätten, auch das
Fernsehen sei „jüdisch“. Juden würden als „Droh- und Strippenzieher“
dargestellt, die Wirtschaftskrisen oder Kriege anzettelten. Die Demokratie
werde als „gefährlichste Illusion“ bezeichnet.
Wiederholt war die Bewegung auch mit Kontakten zu Rechtsextremisten,
Reichsbürgern und der Holocaustleugnerszene aufgefallen. Auch
Verfassungsschutzpräsident Haldenwang verweist auf diese Vernetzung. „Wir
nehmen Verbindungen von Akteuren der Anastasia-Bewegung zu Reichsbürgern
und Selbstverwaltern wahr“, sagte er der taz. „Eine mögliche Gefahr durch
die Anastasia-Bewegung besteht in derartigen Vernetzungen und dem daraus
entstehenden Rekrutierungspotenzial.“ Man habe diese Bestrebungen
„aufmerksam im Blick“.
## Auch Brandenburg machte Einstufung öffentlich
Das Bundesamt für Verfassungsschutz ordnet die Anastasia-Bewegung in
Versuche der rechtsextremen Szene ein, sich durch Siedlungsprojekte
Rückzugsräume zu schaffen. Zum einen soll so ein autarkes Leben unter
Gleichgesinnten geführt, zum anderen auch das gesellschaftliche Leben vor
Ort mitbestimmt werden.
Am Mittwoch hatte bereits das Brandenburger Landesamt für Verfassungsschutz
publik gemacht, dass es die Anastasia-Bewegung als extremistischen
Verdachtsfall eingestuft hat. Diese weise Elemente auf, die mit der
freiheitlich demokratischen Grundordnung unvereinbar seien, erklärte auch
dort Präsident Jörg Müller.
Mit der Einstufung als Verdachtsfall kann der Verfassungsschutz
nachrichtendienstliche Mittel wie Observationen oder
Telekommunikationsüberwachung gegen die Gruppierung einsetzen.
8 Jun 2023
## LINKS
[1] /Innenministerium-zu-rechten-Siedlern/!5868332
[2] /Rechtsesoterische-Anastasia-Bewegung/!5724712
[3] /Voelkische-Siedler-in-Niedersachsen/!5860960
## AUTOREN
Konrad Litschko
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