# taz.de -- Proteste der Writers Guild in USA: All work and no pay | |
> Während einige im Luxus baden, leben viele Kulturarbeiter_innen in | |
> prekären Verhältnissen. Dagegen protestiert die Writers Guild in den USA. | |
Bild: Drehbuchautor:innen protestieren in Los Angeles | |
Ganz ehrlich. Bei welchem unserer [1][Lieblingsfilme] wissen wir schon, wer | |
das Drehbuch geschrieben hat? Vielleicht erinnern wir uns, wer mitspielt | |
oder Regie führte, aber von wem das Skript ist, dank dem wir das Ganze zu | |
sehen bekommen, müssen wir erst nachschlagen. Filme werden in der Regel den | |
Regisseur_innen zugeschrieben. Es heißt dann „Todd Haynes’ ‚Carol‘“ … | |
nicht „Phyllis Nagys ‚Carol‘“, wobei da natürlich auch noch „nach �… | |
Price of Salt‘ von Patricia Highsmith“ stehen müsste. | |
Diese Logik von „Regie über Drehbuch“ trägt sicher zum Einkommensgefälle… | |
Hollywood bei, gegen das die Gewerkschaft Writers Guild of America | |
[2][jetzt auf die Straße geht]. Ich kenne so viele Autor_innen, die ständig | |
am Existenzminimum entlangkratzen, sich bis zum nächsten Auftrag | |
verschulden, und jetzt wieder keinen Urlaub machen können, meine | |
Lieblingsexfreundin und ihre Frau eingeschlossen. Trotzdem, nein, gerade | |
deswegen, [3][streiken sie]. | |
Mich erinnert dieses Gefälle oft an die Bildende Kunst. Hier die | |
Künstler_innen mit den fünf Nebenjobs, die sich kaum die Miete, geschweige | |
denn ein Atelier leisten können, da die Auktionshäuser und Sammler:innen, | |
die Besitzanspruch erheben, ohne das, was sie als Ware konsumieren, mit | |
sozialer Ungleichheit in Verbindung zu bringen. | |
Kein Pinsel, kein Gemälde. Muss man das wirklich immer wieder sagen? Dazu | |
noch der Mythos, dass gute Kunst erst entsteht, wenn die Menschen, die sie | |
machen, frieren und so richtig leiden. | |
Klar kann ich auch auf Toilettenpapier zeichnen – das sieht zum Teil | |
richtig gut aus –, und je günstiger der Malgrund, desto geringer die | |
Hemmung, ihn zu füllen. Es sollte doch aber darum gehen, gute | |
Arbeitsbedingungen und Lebensgrundlagen zu schaffen. | |
## Zeit, nicht Fame | |
Für Krankenversicherungen und Altersversorgung zu sorgen. Wenn ich eines | |
weiß, dann dass die meisten sich einfach Zeit wünschen, Kunst zu machen – | |
oder eben zu schreiben. | |
Es geht um Zeit, nicht um Fame. Und die Möglichkeit, die Ergebnisse zu | |
zeigen, damit so viele wie möglich Zugang zu kulturellen Produktionen | |
haben. Streamingdienste, für die wir auch in der Inflation noch was vom | |
letzten Geld abknapsen, bieten diesen Zugang. Oder eben das Fernsehen oder | |
das Kino. | |
Ohne Drehbücher keine Late Night Shows, keine queeren Serien und kein | |
Indie-Film. Schauspieler_innen wissen das und unterstützen den Streik. Wie | |
[4][Pedro „Mr. sexy Shorts“ Pascal] auf den MTV Awards. Alex Borstein aka | |
Susie „the Plunger“ Myerson aus „Mrs. Maisel“ demonstrierte in Kaliforn… | |
mit. | |
Das beste Protestschild: „All work and no play makes Jack a dull boy“ aus | |
„The Shining“ in Endlosschleife. Bei all meiner Liebe zu Robotern und | |
Androiden: Solche ikonischen Sätze kann keine AI schreiben. Und im | |
„Mini“-Writers Room, dem dystopischen Modell, mit dem die Studios die | |
Gewerkschaften loswerden wollen und das keinen Raum mehr für „play“ lässt, | |
entstehen sie sicherlich auch nicht. | |
10 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Noemi Molitor | |
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