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# taz.de -- Neuer Verteidigungsminister: Das Versagen des Feministen Scholz
> Mit Boris Pistorius ist die Geschlechterparität im Kabinett passé. Es
> hätte Politikerinnen gegeben, die mehr Fachkenntnisse mitbringen.
Bild: Das nächste Gruppenbild hat noch weniger Frauen. Bundeskabinett Aufnahme…
Kompetenz statt Quote! Wer im reaktionären Besteck nach Argumenten sucht,
hat jetzt reichlich Auswahl. [1][Mit der Ernennung von Boris Pistorius zum
Verteidigungsminister] und Nachfolger von Christine Lambrecht können sich
all jene bestätigt fühlen, die immer wussten, dass Parität eine lästige
Kann-Bestimmung und der Qualität bei der Besetzung von Führungsposten
abträglich sei. Die Kritik an Lambrecht – so berechtigt sie war – war immer
auch frauenfeindlich konnotiert. Stöckelschuhe beim Truppenbesuch, pfui!
Dieser Nachgeschmack ist sicher nicht im Sinne von Olaf Scholz. Der
selbsternannte Feminist hatte einst das Ziel ausgegeben, [2][eine Regierung
unter seiner Führung solle mindestens zur Hälfte mit Frauen besetzt sein].
Man kann unterstellen, dass es ihm nicht leicht gefallen ist, dieses
Versprechen zu brechen. Versagt hat Scholz dennoch.
Wenn es dem Kanzler wirklich so ernst gewesen wäre mit der
Gleichberechtigung im Kabinett, dann hätte er auch die
Koalitionspartner darauf verpflichten müssen. Die FDP war jedoch von
Anfang an ausgeschert und hat ihre Minister:innenposten im Verhältnis
drei (Männer) zu eins (Frau) vergeben. Diese Schieflage trägt nun mit dazu
bei, dass die Parität im Kabinett passé ist. Die Regierung besteht nunmehr
– den Chef eingerechnet – aus zehn Männern und sieben Frauen.
Weil Kompetenz eben wichtiger ist? Wohl kaum. Als Verteidigungsminister
bringt Pistorius ähnliche Voraussetzungen mit wie einst Lambrecht – er hat
langjährige Führungserfahrung als Minister, gilt aber nicht als
Militärexperte. Aber er hat gedient. Punkt für jene, die finden,
(Ex-)Soldaten seien als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt (IBuK)
besser geeignet.
## War Eva Högl zu eigenwillig?
Dabei hätte es durchaus Zivilistinnen gegeben, die mehr Fachkenntnisse als
Pistorius mitbringen. Die Wehrbeauftragte des Bundestags Eva Högl galt als
Favoritin. Seit fast drei Jahren macht sie einen guten Job als Scharnier
zwischen Politik und Truppe. Sie hat jedoch durchaus eigene Vorstellungen
für die Bundeswehr und äußert diese selbstbewusst.
Möglich, dass sie dem Kanzler zu eigenwillig war. Mit der Ernennung von
Pistorius sorgt Scholz erst mal für Ruhe. Die Bundeswehr darf sich über
einen militäraffinen Nachfolger freuen. Und im konservativen Spektrum
bringt man einem Law-and-Order-Mann vom rechten SPD-Flügel von Anfang an
mehr Grundvertrauen entgegen, als es eine SPD-Linke je genossen hat.
Aber den Beweis, dass er der Aufgabe gewachsen ist, muss auch Pistorius
erst noch erbringen. Falls nicht, gibt es sicher fähige Nachfolgerinnen.
Aber die müssen eben gezielt aufgebaut und nicht als Feigenblatt
eingewechselt werden. Denn Parität ist kein Selbstzweck. Sondern gelebter
Ausdruck dafür, dass es bei der Besetzung von Führungsposten nicht aufs
Geschlecht ankommt. Was nicht der Fall ist – Männer sind überall im
Vorteil.
17 Jan 2023
## LINKS
[1] /Pistorius-neuer-Verteidigungsminister/!5909666
[2] /Kanzler-Scholz-ueber-Lambrecht-Ruecktritt/!5908819
## AUTOREN
Anna Lehmann
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Geschlechtergleichheit
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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